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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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Natchez zusammen arbeitete.«
    »Freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen«, sagte Marks und streckte dem anderen seine Hand, dünn und lang wie die Klaue eines Raubvogels, entgegen. »Mr. Haley, wenn ich nicht irre?«
    »Ganz meinerseits«, antwortete Haley. »Und jetzt, meine Herren, werde ich Sie freihalten, das Zusammentreffen müssen wir feiern. He, alter Gauner«, sagte er zu dem Mann hinter der Theke, »bring heißes Wasser, Zucker und Zigarren und nicht zu knapp vom richtigen Stoff, das soll eine Runde werden.«
    Darauf wurden die Kerzen angezündet, das Feuer frisch entfacht und der Tisch mit allem gedeckt, womit die drei biederen Gesellen sich gütlich tun konnten.
    Haley begann dann die rührende Geschichte seiner Nöte zu erzählen; Locker hörte ihm schweigend, mit verdrossener Aufmerksamkeit zu, während sich Marks umständlich und sorgfältig ein Glas Punsch nach eigenem Geschmack braute, um zuweilen von seiner Beschäftigung aufzublicken und seine spitze Nase Haley beinah ins Gesicht zu bohren. Er ließ sich keine Einzelheiten entgehen. Das Ende der Geschichte schien ihn besonders zu amüsieren. Ein lautloses Lachen krümmte seinen schmächtigen Körper, und seine dünnen Lippen spitzten sich wollüstig.
    »Da hat man Euch nicht schlecht geprellt! Hi, hi, hi, saubere Arbeit«, sagte er.
    »Diese junge Brut kann einem das ganze Geschäft verleiden«, sagte Haley ganz kläglich.
    Er hatte dem Getränk des Abends sehr freigebig zugesprochen und fühlte allmählich eine angenehme Milderung seiner moralischen Ansichten, eine Erscheinung, die unter den gleichen Umständen auch Männern von ernster und nachdenklicher Veranlagung widerfährt.
    »Ich gebe es ja zu«, fing Haley wieder an und lehnte sich in seinem Stuhl zurück – wobei er die Arme reckte, »daß ich meinen Handel nur wegen des Geldes geführt habe. Geld war mir das Wichtigste wie jedem anderen auch. Aber lassen wir mal das Geschäft und Geld und alles übrige beiseite – schließlich haben wir auch eine Seele. Es kann nicht jeder hören – verfluchte Pest noch mal –, ich will einmal damit herausrücken. Ich glaube nämlich an die Religion, und eines Tages, wenn ich alles hübsch in Ordnung habe, werde ich mich meiner Seele und diesen höheren Dingen zuwenden. Warum mehr sündigen als unbedingt nötig? Das wäre ja verdammt unklug.«
    »Deiner Seele zuwenden«, wiederholte Tom verächtlich. »Da kann man lange suchen, bis man bei dir eine Seele findet. Wenn der Teufel dich durch ein Haarsieb streicht, er wird keine finden.«
    »Ach, Tom, sei doch nicht ausfällig«, sagte Haley. »Warum nimmst du es übel, wenn man dir gut zuredet?«
    »Hör auf mit dem Geplärr, Mensch«, erwiderte Tom barsch, »ich kann dein Geschwätz so schon nicht vertragen, aber deine Frömmigkeitstiraden bringen mich um; schließlich, was ist denn der ganze Unterschied zwischen uns beiden? Du hast nicht die Spur mehr Gefühl oder Nachsicht als ich. Es ist eine glatte, niederträchtige Gemeinheit, erst schlecht zu sein und dann den Teufel um die Zeche zu prellen. Dich durchschaut man leicht. Das ganze Getue mit der Religion, was ist es anders, als daß du beim Teufel Schulden hast und dich um das Bezahlen drücken willst. Pfui!«
    »Meine Herren, meine Herren, vergessen wir nicht das Geschäft«, rief Marks. »Jedes Ding hat zwei Seiten, das müßt ihr zugeben. Mr. Haley ist zweifellos ein netter Mann und hat ein feines Gewissen, und Ihr, Tom, seid eben von anderem Schrot und Korn, von keinem schlechten, aber das Streiten hat keinen Zweck. – Gehen wir ans Geschäft. Also, Mr. Haley, was soll es sein? Wir sollen Euch das Mädchen wieder verschaffen?«
    »Das Mädchen geht mich nichts an – das gehört Shelby. Es ist nur der Junge. Ich war ja ein Narr, den kleinen Affen zu kaufen.«
    »Du bist meist ein Narr«, sagte Tom grob.
    »Na, Locker, jetzt keine Komplimente«, meinte Marks und leckte sich die Lippen. »Seht Ihr nicht, dies kann ein ganz hübsches Geschäft werden; laßt mich die Sache nur schaukeln. Darauf verstehe ich mich. Also dieses Mädchen, Haley, wie ist sie? Wie sieht sie aus?«
    »Na, weiß und hübsch – gut gezogen. Ich hätte Shelby 800 bis 1.000 Dollar dafür gegeben und kein schlechtes Geschäft gemacht.«
    »Weiß und hübsch – gut gezogen«, wiederholte Marks, seine scharfe Nase spitzte sich vor Unternehmungslust. »Habt Ihr verstanden, Locker, das läßt sich hören. Wir werden sie einfangen; dann bekommt Mr. Haley natürlich den Kleinen,

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