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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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großem Appetit über die Herrlichkeiten her, das war ein rechtes Glück, sonst wurde ihnen nicht viel Ehre angetan.
    »Und jetzt«, sagte Tante Chloe, geschäftig das Geschirr zusammenräumend, »jetzt muß ich deine Kleider einpacken. Es hat ja nicht viel wert, denn er nimmt sie dir todsicher weg, ich kenne die Brüder, ekelhaft sind sie. Also, hier sind die Flanelljacken für den Rheumatismus, achte gut auf sie, du wirst so bald keine neuen kriegen. Da sind deine neuen Hemden und hier die alten. Diese Strümpfe habe ich gestern abend frisch angestrickt und das Knäuel als Stopfgarn dazugelegt, ach, lieber Gott, wer wird sie dir stopfen?« Tante Chloe wurde aufs neue vom Kummer überwältigt, sie lehnte ihren Kopf gegen die Kiste und weinte bitterlich. »Es ist gar nicht auszudenken. Keine Menschenseele, die dich hegt und pflegt. Wie soll ich es nur aushalten?«
    Die Knaben hatten mittlerweile alles Eßbare auf dem Frühstückstisch vertilgt, so daß sie jetzt ein wenig die Sache von ihrer ernsten Seite betrachten konnten. Die Mutter weinte, der Vater blickte kummervoll vor sich hin, da fingen auch sie an zu heulen und rieben sich die Augen. Onkel Tom hielt das Baby auf den Knien, das sich nach Herzenslust vergnügte, es kratzte ihm das Gesicht, zog an seinem Haar und stieß von Zeit zu Zeit einen hellen Jauchzer aus.
    »Laß du nur, armer Schatz«, sagte Tante Chloe, »an dich wird die Reihe auch noch kommen. Dir werden sie eines Tages auch den Mann verkaufen oder am Ende dich selber. Und wenn die Knaben was taugen, wird man sie auch verkaufen. Ein Nigger, der nichts hat, ist zu nichts nütze.«
    Auf einmal rief einer der Knaben: »Da kommt die gnädige Frau!«
    »Sie kann uns auch nicht helfen. Wozu kommt sie dann?« sagte Tante Chloe.
    Mrs. Shelby trat ein. Unwirsch und brummig schob Tante Chloe ihr einen Stuhl hin, aber sie schien weder das eine noch das andere zu bemerken. Sie sah blaß und verstört aus.
    »Tom«, sagte sie, »ich bin gekommen, um…«, plötzlich hielt sie inne und gewahrte die stumme Gruppe. Da ließ sie sich auf den Stuhl nieder, vergrub ihr Gesicht in ihrem Taschentuch und begann zu weinen.
    »Gnädige Frau! Nicht doch, o Gott, nicht doch!« rief Tante Chloe, ihrerseits in Tränen ausbrechend.
    »Mein guter Kerl!« sagte Mrs. Shelby. »Ich kann dich mit keiner Gabe trösten. Geld würde man dir nur abnehmen. Aber ich versichere dir feierlich, Gott ist mein Zeuge, daß ich dir auf der Spur bleiben und dich zurückkaufen werde, sobald ich über das Geld verfüge – und bis dahin, vertraue auf Gott.«
    Jetzt kündeten die Knaben Mr. Haleys Besuch an; alsbald wurde die Haustür ohne alle Umstände mit einem Fußtritt aufgestoßen. Haley trat ein, er war sehr schlechter Laune, der Ritt am Vorabend hatte ihn angestrengt und sein Mißerfolg seine Stimmung nicht verbessert.
    »Los«, rief er, »bist du fertig, Nigger? Tag, Madam«, sagte er und lüftete den Hut, als er Mrs. Shelbys ansichtig wurde.
    Tante Chloe schloß und verschnürte die Kiste, stand dann auf und blickte finster auf den Händler, ihre Tränen schienen sich auf einmal in feurige Funken zu verwandeln.
    Tom stand folgsam auf und lud sich die schwere Kiste auf die Schulter. Sein Weib nahm das Jüngste auf den Arm, um ihm bis zum Wagen das Geleit zu geben, und die Kinder kamen weinend hinterdrein.
    Mrs. Shelby trat auf den Händler zu und hielt ihn noch einige Minuten auf, indem sie eindringlich mit ihm sprach. Währenddessen begab sich die ganze Familie zu dem Wagen, der angespannt vor der Tür stand, wo sich bereits alle Sklaven des Gutes, jung und alt, eingefunden hatten, um ihrem alten Gefährten Lebewohl zu sagen. Tom war allgemein als erster Diener und christlicher Lehrer sehr angesehen auf dem Hof, allenthalben, besonders bei den Frauen, herrschte ehrliche Trauer.
    »Hör, Chloe, du trägst es aber standhaft, besser als wir!« sagte eine der Frauen, deren Tränen reichlich flossen und der Tante Chloes steinerne Miene auffiel.
    »Meine Tränen sind geweint«, entgegnete sie, grimmige Blicke auf den Händler werfend, der jetzt herantrat. »Und ich heule nicht vor so einem Schandkerl.«
    »Einsteigen«, befahl Haley, als er sich durch die Sklaven Bahn brach, die ihn mit gesenkter Stirn betrachteten. Tom stieg ein, und Haley zog unter dem Wagensitz ein paar schwere Fesseln hervor, die er an Toms Knöcheln befestigte.
    Ein unterdrückter Schrei der Empörung lief durch den Kreis, und Mrs. Shelby rief von der Veranda:
    »Mr.

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