Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
Vom Netzwerk:
Haley, seien Sie versichert, diese Maßnahme ist absolut überflüssig.«
    »Man kann nie wissen, Madam. Ich habe hier bereits fünfhundert Dollar eingebüßt, auf ein neues Risiko kann ich mich nicht einlassen.«
    »Was kann man von dem auch schon erwarten?« sagte Tante Chloe verächtlich, während die beiden Jungens, denen jetzt ihres Vaters Schicksal aufging, sich an ihren Rock klammerten und laut heulten und schluchzten.
    »Es tut mir leid«, sprach Tom, »daß der junge Herr nicht da ist.« Georg besuchte für einige Tage einen Freund auf einem Nachbargut. Er war am Morgen frühzeitig aufgebrochen, als die Nachricht von Onkel Toms Unglück noch nicht allgemein bekannt war. So hatte er von nichts gewußt.
    »Ich lasse den jungen Herrn herzlich grüßen«, sagte er ausdrücklich.
    Haley gab dem Pferd die Peitsche, und Tom blickte traurig und gefaßt in die Runde, über den vertrauten Hof. Dann trug ihn der Wagen hinweg.
    Mr. Shelby war nicht zu Hause geblieben. Er hatte Tom unter dem Zwang dringender Notwendigkeit verkauft, um der Gewalt eines Mannes zu entgehen, den er verabscheute. Er hatte eine große Erleichterung verspürt, als der Handel abgeschlossen war. Aber die Vorhaltungen seiner Frau hatten seine schlummernde Reue geweckt und Toms männliche Ergebung sein inneres Unbehagen gesteigert. Vergeblich versuchte er sich einzureden, daß er im Recht war, daß jeder das tat, daß einige es ohne unbedingte Notwendigkeit taten. Sein Gewissen ließ sich nicht beruhigen. Daher hatte er, um den Kaufvollzug nicht mitanzusehen, eine Geschäftsreise nach Norden vorgeschützt, in der Hoffnung, daß bei seiner Rückkehr alles vorüber sein würde.
    Tom und Haley stolperten über die staubige Straße, vorbei an allen bekannten Stellen, bis die Grenze des Gutes hinter ihnen lag und sie auf offener Landstraße fuhren. Nach einer Meile ungefähr fuhr Haley plötzlich bei einem Hufschmied vor; als er den Laden betrat, zog er ein paar Handschellen hervor, um eine kleine Änderung anbringen zu lassen.
    »Sie sind ein bißchen zu klein für sein Format«, sagte Haley, auf Tom deutend.
    »Gerechter Strohsack, wenn das nicht Shelbys Tom ist! Er hat ihn doch nicht verkauft?« rief der Schmied.
    »Doch, doch«, erwiderte Haley.
    »Ist es wohl zu glauben«, sagte der Schmied, »wer hätte das gedacht? Aber den braucht Ihr nicht zu fesseln. Der ist treu wie …«
    »Ja, ja«, entgegnete Haley. »Aber die Treuen wollen immer ausrücken. Nur die Dummen, denen es gleichgültig ist, wohin sie kommen, die Liederlichen und Trunkbolde, denen alles gleich ist, die bleiben, die wandern gern von einer Hand in die andere. Aber die Erstklassigen, die hassen es wie die Pest. Die muß man fesseln, wozu haben sie Beine? Die wollen sie brauchen, kein Zweifel.«
    »Na«, sagte der Schmied, unter seinem Werkzeug suchend, »da unten die Plantagen, Fremder, sind nicht ganz der Ort, wohin sich die Kentucky-Nigger drängen. Sie sterben da wie die Fliegen, nicht wahr?«
    »Ja, beinah wie die Fliegen. Es liegt am Klima, und wenn dann noch das eine oder andere hinzukommt, dann sterben sie, und der Markt bleibt rege«, antwortete Haley.
    »Na aber, das denkt jeder, was es für ein Jammer ist, daß so ein netter, stiller und tüchtiger Bursche wie Tom auf solch einer Zuckerplantage elendiglich zugrunde gehen soll.«
    »Aber seine Aussichten sind nicht schlecht. Ich habe versprochen, ihn gut zu behandeln. Ich bringe ihn als Hausdiener in einer guten alten Familie unter, wenn er sich dann an das Fieber und das Klima gewöhnt, hat er einen Posten, wie ihn sich kein Nigger besser wünschen kann.«
    »Aber Weib und Kinder scheint er hier zurückzulassen.«
    »Ja, aber da nimmt er sich eine neue. Herrgott, Weiber gibt es überall.«
    Während dieser Unterhaltung saß Tom traurig in seinem Wägelchen vor dem Laden. Plötzlich hörte er den scharfen hellen Hufschlag eines Pferdes hinter sich. Ehe er sich noch von seiner Überraschung erholen konnte, sprang der junge Herr Georg zu ihm in den Wagen, umarmte ihn stürmisch und stieß eine Flut von Beschimpfungen aus.
    »Dies ist eine Niedertracht! Sollen sie sagen, was sie wollen. Es ist eine bodenlose Gemeinheit«, rief er aus, die Hände beteuernd erhebend. »Wenn ich ein Mann wäre, dürften sie es nicht wagen«, stieß Georg mit halb unterdrücktem Geheul hervor.
    »Ach, junger Herr, das tut mir gut, es war mir so arg, daß ich Euch nicht noch einmal sehen sollte. Wirklich, es tut mir gut!« Dabei bewegten sich Toms

Weitere Kostenlose Bücher