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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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Mammi, Albert, bleib dicht hier. Sie müssen uns zusammen ausbieten.«
    »O Mammi, ich fürchte, sie tun es nicht«, sagte der Junge.
    »Sie müssen, Kind, wie soll ich leben ohne dich?« erwiderte heftig die Alte.
    Mit lauter Stimme forderte der Versteigerer die Kauflustigen auf, Platz zu machen, die Versteigerung könne beginnen. Ein Platz wurde geräumt, und das Bieten hob an. Die verschiedenen Leute gingen bald zu Preisen ab, die eine starke Nachfrage verrieten, zwei von ihnen fielen Haley zu.
    »Jetzt kommst du dran, Kleiner«, sagte der Versteigerer und puffte den Jungen mit dem Hammer, »komm her und zeig, wie du springen kannst.«
    »Nimm uns beide zusammen, bitte gnädiger Herr, nimm uns beide«, flehte die Alte und hielt den Jungen fest.
    »Laß los«, sagte der Mann barsch und stieß ihre Hände weg. »Du kommst zuletzt dran. Nun los, Kerl, spring!« Und damit schob er den Jungen auf den Klotz, während ein tiefes Stöhnen in seinem Rücken ertönte. Der Junge zögerte und sah zurück, aber es blieb ihm keine Zeit; sich die Tränen aus den großen, hellen Augen wischend, sprang er hinauf.
    Seine gute Figur, seine flinken Glieder und sein aufgewecktes Gesicht erregten sogleich starkes Interesse; ein halb Dutzend Angebote schwirrten dem Versteigerer sofort um die Ohren. Ängstlich und halb erschrocken blickte der Junge von einem zum anderen, als er die aufeinanderplatzenden Angebote hörte, bis der Hammer fiel. Haley hatte ihn erstanden. Man schob ihn von dem Klotz hinunter seinem neuen Herrn zu, aber er stockte und sah sich nach seiner alten Mutter um, die die zitternden Arme nach ihm ausstreckte.
    »Kauft mich auch, Herr, um Christi Barmherzigkeit – kauft mich – ich sterbe sonst auf der Stelle.«
    »Du würdest sterben, wenn ich es täte, das ist der Haken«, sagte Haley, – »nein!« und er drehte sich auf dem Absatz um.
    Die Versteigerung der armen Alten ging schnell vor sich. Der Mann, der mit Haley gesprochen hatte, schien doch ein Herz zu haben: er kaufte sie für einen Pfifferling, und die Zuschauer begannen sich zu verlaufen.
    Die armen Opfer der Versteigerung, die jahrelang auf einem Gut zusammen gelebt hatten, scharten sich um die verzweifelte alte Mutter, deren Seelenpein herzzerreißend mitanzusehen war.
    »Konnten sie mir nicht den einen lassen? Der Herr hat immer gesagt, den einen dürfte ich behalten, nur den einen«, wiederholte sie immer wieder mit gebrochener Stimme.
    »Vertrau auf Gott, Tante Hagar«, sprach einer der Leute bekümmert.
    »Was habe ich davon?« fragte sie und weinte bitterlich.
    »O Mutter, nicht doch, nicht doch«, sagte der Junge. »Sie sagen, du kriegst einen guten Herrn.«
    »Das ist mir gleich, das ist mir gleich. O Albert, mein Sohn, du bist mein letztes Kind, o Gott, wie soll ich das ertragen?«
    »Kommt, jagt sie fort, einer von euch«, sagte Haley trocken, »es schadet ihr, wenn sie sich so aufregt.«
    Die älteren Männer in der Gesellschaft bewogen die arme Alte teils durch Überredung, teils durch Gewalt, ihren verzweifelten Widerstand aufzugeben, mit vielen tröstenden Worten brachten sie sie zu dem Wagen ihres neuen Herrn.
    »Los«, rief Haley und schob seine drei neugekauften Neger zusammen; er zog ein Bündel Handschellen hervor, die er um ihre Handgelenke schloß, befestigte jede Handschelle an einer langen Kette und trieb die Neger vor sich her zum Gefängnis.
    Einige Tage später sah man Haley mit seinen neuerworbenen Sklaven sicher an Bord eines Flußdampfers. Es war der Anfang seines großen Transportes, der sich unterwegs durch weitere Einkäufe, teils durch ihn, teils durch seine Agenten längs der Küste, ständig vergrößerte.
    Der Dampfer ›La belle Rivière‹ war ein schönes und stattliches Schiff, unter strahlendem Himmel schwamm es munter stromabwärts, die Flagge mit den Streifen und Sternen des freien Amerika flatterte lustig im Winde; Soldaten mischten sich unter die wohlgekleideten Herren und Damen, die an Deck auf und ab spazierten und den herrlichen Tag genossen. Alle waren voll schäumenden Lebens, strahlend und froh, alle außer Haleys Negertrupp, den man mit anderem Frachtgut auf dem Zwischendeck verstaute. Keiner von ihnen schien die Schönheit zu beachten, als sie da zusammenhockten und leise miteinander sprachen.
    »Hört mal, Leute«, sagte Haley, mit raschen Schritten hinzukommend, »ich hoffe, ihr laßt mir nicht den Kopf hängen. Immer munter. Nur nicht schlecht gelaunt. Haltet die Ohren steif, Burschen, steht ihr zu

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