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Op Oloop

Op Oloop

Titel: Op Oloop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Filloy
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geheimen Inhaltsstoff seiner schlechten Laune wurde eine große Dosis Haß hinzugefügt.
    Diesmal hielt die Verwirrung nur kurz an. Slatter und Sureda verlangten fast im Duett, das Thema zu wechseln. Doch niemand schenkte ihnen Beachtung. Ganz im Gegenteil, Ivar Kittilä ergriff mit Pupillen, die wie zwei Stahlknöpfe glänzten, die Gelegenheit, das Wort an sich zu reißen.
    »Der Krieg ist schön. Er ist die heroische Symphonie des Kinos. Die rohen oder feinen Geräusche erlangen in ihm den Rang höchster Wirklichkeit. Die komprimierte Explosion der Granaten und das eingekapselte Pfeifen der Kugeln sorgen mit ihrem Auftreten für einen natürlichen Einschnitt in die akustische Seele des Zuschauers. Der Krieg ist großartig an Effekten, Überraschungen, an detonierenden trouvailles. Ein guter Toningenieur übertrifft mit Leichtigkeit die szenische Phantasmagorie. Der Donner, nicht der Blitz. Das Aua, nicht die Wunde! Das Wehklagen eines verendenden Soldaten vor dem Halbdunkel eines von Schlamm und Leichen aufgewühlten Schützengrabens beeindruckt mehr als der Schmerz von hundert Seiten Barbusse. Was kann man über das Schreien eines Babys sagen, das zwischen den Trümmern eines abgefackelten Dorfes kaum wahrzunehmen ist? Es empört selbst das Gemüt, Op Oloop, das beim Anhören deiner Beschreibung kalt geblieben ist. Der Krieg ist im Kino schön. In der Fiktion weint alle Welt. In der Wirklichkeit leidet alle Welt. Ersteres ist es, was als katharsis des Geistes gilt; denn es reinigt und läutert mit Tränen. Unser Handwerk setzt daher mehr in Bewegung als all das Geschwätz von Idealisten oder Kongreßrednern. Der Klang verlangt nicht nach Reflexion, Hirn, sondern nach Resonanz, Herz. Wir sind stolz darauf. Der Sehsinn reicht nicht aus. Die Vorstellungskraft wird nur selten mit dem Auditiven in Verbindung gebracht. Der Schrecken, die Verzweiflung, das Danteske gelten nichts ohne das Getöse des drohend bevorstehenden Todes, ohne das wie ein Geysir zusammenfließende sardonische Lachen, ohne das makabre Knistern der Instinkte und der kosmischen Kräfte. Dennoch, für uns Geräuschingenieure sind diese Dinge nichts als Albereien. Der Apparat des Schreckens ist lachhaft. Ich weiß, wovon ich rede. Ich war gagman bei Harold Lloyd. Das Komische stieß mir immer am bittersten auf! Fast als Anfänger wirkte ich an den Klangbändern von ›Le croix du bois‹ von Roland Dorgelès und ›Im Westen nichts Neues‹ von Remarque mit. Besagte Streifen alarmierten die Welt, ohne außergewöhnlich zu sein. Und die Welt gab ihr Versprechen, in sich zu gehen. Ich versichere Ihnen, daß ich einen wundervollen Krieg erklingen lassen könnte, überzeugender als alle anderen. Ich habe eine Sammlung von fast zweihundert Aufnahmen von solchem Pathos, daß der Film, den ich produzieren werde, sobald ich eine bedeutende Produktionsfirma finde, ein nie zuvor gehörtes Plädoyer für das Erlangen des Weltfriedens sein wird. Ich habe an den Papst oder an Stalin gedacht. Sie sind die einzigen, die mir bei meinem Geschäft helfen können. Ich habe schon viel Geld in Patente und Registrierungen investiert. Fast alle Aufnahmen sind also mein Eigentum. Um sie zu erlangen, war ich in Manövern, Krankenhäusern, in wirklichen Schlachten – Shanghai und Paraguay – und habe Geräusche, Wehklagen, Bombardierungen katalogisiert …«
    »Ach ja?« unterbrach der Student. »Dann katalogisieren Sie doch das hier.«
    Und er ließ eine gewaltige Blähung erdröhnen.
    Eine derart taktlose Kühnheit rief Empörung hervor. Doch plötzlich, bevor sie sich ausdrücken konnte, winkelte Robín den rechten Arm an, und indem er mit einer knappen Bewegung den Ellbogenkeil spöttisch krachen ließ, fügte er hinzu: »Für die Armen! Die Reichen sollen bezahlen …«
    Die Heiterkeit explodierte wie eine Granate.
    Der Toningenieur schloß sich dem lärmenden Vergnügen zur Ablenkung an. Sein Lachen war falsch. Die beiden Stahlknöpfe seiner Pupillen beschlagen. Es macht wütend festzustellen, daß die eigene Ernsthaftigkeit Abgeschmacktheiten unterliegt. Er konnte nicht umhin, seine schlechte Laune kundzutun.
    »Er hat nichts Neues gemacht. In Hollywood werden hunderte Arten von Winden losgelassen oder vorgetäuscht. Ich habe das Exklusivrecht für gewisse militärische Fürze erworben, die durch ihre Pompösität eines Marschalls oder ihre Arroganz eines Feldwebels lustig sind. Ihr Furz bringt mir nichts. Er ist zotig … Dem Gehörten nach scheinen Sie an

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