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Op Oloop

Op Oloop

Titel: Op Oloop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Filloy
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Aerophagie zu leiden. Ich rate Ihnen, sich um das gashaltige Anschwellen Ihres Magens zu kümmern. Belladonna, Salze, krampflösende Mittel … Wenn Sie es nicht tun, werden Sie dann, wenn Sie am wenigsten damit rechnen, Herzstörungen bekommen. Denn das Herz leidet mehr als alles andere unter dem Effekt solcher Unreinheiten.«
    Das in decrescendo befindliche Lachen verstummte mit Ende seiner Rede. Alle verstanden die Lektion. Doch plötzlich rief Peñaranda lauthals den Kehrreim ins Gedächtnis: »Für die Armen! Die Reichen sollen bezahlen …«
    Und wieder beherrschte fröhlicher Trubel die Tischrunde.
    Op Oloop öffnete daraufhin langsam die Augen. Von einer inneren Rundreise zurückgekehrt, ließ er seinen Blick wohlwollend von einem Gesicht zum nächsten schweifen. Er glaubte, die Freude eines gerade Angekommenen zu genießen. Und breitete sich in dem bereits vom Champagner aufgelockerten Gespräch aus: »Was ist vorgefallen? Erzählen Sie. Ich habe sie trübselig und versunken zurückgelassen. Was für eine Metamorphose ist das?«
    »Wie bitte, zurückgelassen! Warst du nun anwesend oder nicht?«
    »Ja, sagen Sie mal.«
    »Ich war hier, aber abwesend, mit der fernen Vision von Adam, bevor Eva ihm den Apfel gab. Mit meiner Rückkehr erlebe ich die Fröhlichkeit der Sünde – welche die Fröhlichkeit ist, sich zu finden, obwohl Gott flucht.«
    »Nun gut. Wir haben über einen Witz von Robín gelacht, während Ivar dabei war, das Projekt für einen Film zu entwickeln … Die Kreolen sind unglaublich. Sie ertragen nichts Ernsthaftes. Sobald sie eine Ritze finden, werfen Sie ihren Sonnenstrahl hinein …«
    »Danke, Kapitän.«
    «… und bringen einen zum Zerplatzen wie überreife Tomaten. Etwas Ähnliches ist mir mit dem auserlesenen Verräter und Freund Gastón Marietti widerfahren. Ich bin nur nicht handgreiflich geworden, weil … Du hast es gehört: er lag falsch!«
    »Ich habe nichts gehört.«
    »Ist es denn möglich? Wo ich dich doch widerlegt habe … Wer sich das Recht anmaßt, mit Beredsamkeit zu erdrücken, hat auch die entsprechende Pflicht zuzuhören.«
    »Trugschlüsse … Ich erdrücke nicht, ich spreche. Und nachdem ich gesprochen habe, verschließe ich mich. Wenn ich überzeuge, dann geschieht es ohne Beredsamkeit. Ich verachte jegliches Blendwerk. Die meisten Schurken sind nachdrücklich und beredt, sagte Stendhal.«
    »Du hast also meiner Forderung gegen deine extremistische Rede und dein ebensolches Verhalten keine Beachtung geschenkt?«
    »Nicht im geringsten.«
    »Dann bist du ein …«
    Der maître d'hotel näherte sich Op Oloop.
    Erik verschluckte die Beleidigung, die ihm bereits auf der Zunge lag. Seiner Fratze nach zu schließen, war sie so furchtbar wie ein Abführtrank aus Rizinus.
    »Am Telefon fragt man, ob Sie hier seien.«
    »Van Saal?«
    »Jawohl, Señor. Was soll ich antworten?«
    Er grübelte. Es schmerzte ihn, seine Anwesenheit zu bestätigen oder zu verleugnen. Auf der einen Seite die Übergehung des Freundes, auf der anderen die öffentliche Lüge. Er fand eine doppeldeutige Entschuldigung. »Antworten Sie, daß ich gerade gegangen bin.« Seine Heiterkeit verfinsterte sich.
    Überflutet von Vorahnungen und Vorgefühlen, stach er erneut nach innen in See. Aus der ebenen und tiefen Bucht von Piet Van Saals Freundschaft auslaufend, führte ihn die Schiffsreise zu Franziskas halluzinativem Hafen. Dort lag sie, Statuettenhaft hübsch, die Arme wie ein Magnet ausgestreckt. Das Zwiegespräch hatte die lakonische Kürze des eigentlichen Treffens, und sie verschmolzen in einer Ekstase aus heißen Gefühlsströmen.
    Als er wieder zu sich kam, bemerkte er, daß er dabei war, sich zu verabschieden. Weder die Überlagerung der Gefühle noch die Überraschung um ihn herum machten ihm etwas aus.
    »Franziska! Franziiska! Franziiiska!«
    Er kam so weich, so poliert von Liebkosungen und Zärtlichkeiten zurück, daß es ihn schmerzte, auf Eriks Augen zu stoßen, unerbittlich und rund vor Zorn.
    Er machte eine bescheidene Gebärde, um ihm zu entgehen. Erfolglos. Der Kapitän wollte seine Beleidigung nun loslassen.
    »Nichts da mit Franziska! Bin ich vielleicht ein Taugenichts, der keine Aufmerksamkeit verdient? Warum weichst du mir aus? Glaubst du nicht, daß mich das wurmt?«
    Peñaranda, stets umsichtig, ging dazwischen: »Meinen Sie nicht, daß Sie schon genug darauf herumgeritten sind? Was uns interessiert, ist das Warum dieses Banketts. Zu jeder Einladung hat Op Oloop uns den Anlaß

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