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Op Oloop

Op Oloop

Titel: Op Oloop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Filloy
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die anderen mit seinem Einfluß überflutet. Und was für ein speaker, Caballeros! Wenn Sie sprechen, wird alles versenkt, und wenn Sie schweigen, wird alles durchtränkt. Denn wenn Schweigen Gold ist, kann dieses Gold nur durch Denken angehäuft werden, indem man darüber sinniert. Diese Vorrede ist keine ›Arschkriecherei‹, wie Robín sich auszudrücken pflegt …«
    »Sie beschämen mich!«
    »… sondern eine Grundregel, die man tunlichst festsetzen sollte, um gewisse Lehrsätze zu beweisen. Im Verlauf dieses Dinners habe ich im Wesen unseres Gastgebers Tausende Schattierungen bemerkt. Sein inneres Klima legt eine enorme Unbeständigkeit an den Tag. Alle haben wir unter den Zwischenfällen seiner Stürme gelitten oder die Herrlichkeiten seiner Freuden genossen. Nun sehen Sie ihn an! Er stellt das friedfertige Lächeln der Oktobersonne zur Schau. Strahlt den wohlriechenden Duft einer reifen Frucht aus. Doch er will uns nichts von der Frucht abgeben! Warum, hat er uns doch dazu eingeladen? Ihr Vorwand von gerade eben, mein Freund Op Oloop, ist einfallsreich, führt aber zu nichts. Ich schlucke weder die Existenz Gottes noch ein hartes Steak … Ausgenommen der Entdeckung derjenigen Dinge, deren sich die große Wissenschaft annimmt – rerum magistra scientia –, machen wir nichts, als altes und unauflösliches philosophisches Material in neuen Farben anzustreichen. Ich teile diese These von Marcel Coulomb, einem berühmten französischen Denker, der die Abstraktionen behandelt wie ich die Mädchen … Hören Sie folglich mit Ihren Betrügereien auf und erklären Sie uns den Anlaß für das Bankett. Aber ohne Knoblauch oder Petersilie, ist das klar? … Denn auf die Tour ist alles möglich. In der Tat, ein französischer Hellenist hat bewiesen, daß der Göttertrank aioli war: die aus Öl, Knoblauch und Eiern zubereitete provenzalische Sauce, der Mayonnaise nicht unähnlich. Ich gebe zu, daß ich mich auf dem Olymp wie in meinem Lieblingsrestaurant fühlen würde; doch jetzt, Op Oloop, lassen Sie die Sauce beiseite und sprechen Sie.«
    Einhelliger Applaus krönte die Rede des Zuhälters.
    »Stoßen wir an!« brachen mehrere im Chor hervor.
    Op Oloop füllte das Glas des Zuhälters und sein eigenes mit Champagner. Und während er es wie eine Brust liebkoste, führte er es in einem rituellen Kuß an seine Lippen.
    »Gastón, Ihre Freundlichkeit ist erschöpfend. Sie lockt hervor, was immer sie möchte, indem sie mit ihren Mahnungen zerrüttet. Fast wage ich, Ihnen zu sagen, was jener ans Sterbebett des Vaters gerufene Sohn sagte: ›Und dafür soviel Eile! Wird er doch noch einige Stunden leben … Ich dachte, er liege in Agonie!‹ Denn es ist gut, daß die Freundlichkeit Ihr professioneller Dietrich ist, doch nicht, daß sie mit samtener Sanftheit in meinen Willen eindringt und ihn zwingt, Dinge preiszugeben, die er auszulassen sehnte. Ich bekenne, daß es entwaffnet, sich entdeckt zu fühlen. Ist die verbale Maske einmal heruntergerissen, leiden das Vorhaben, die Idee, das Gefühl, bisher verborgen unter der Scham, nicht zu sein, was sie darstellen, da alles dazu neigt, sich zu verschönern, sich als hübscher zu betrachten in dem Narzißmus, der die Persönlichkeit vom einfachsten Akt des Unterbewußtseins bis zur kompliziertesten überbewußten Gesamtheit begleitet. Nun gut, ich akzeptiere, den Anlaß des Essens zu erklären. Doch ich werde es mit Knoblauch und Petersilie tun. Da Sie mich drängen, möchte ich Sie mit der Dunstwolke meiner Worte ärgern. So soll es sein: Um Sie zu bestrafen, werde ich meine Sympathie für einen der Halbgötter der Weltküche ausdrücken. Als man mir sagte, daß der Knoblauch das Leben verlängert, aß ich ihn resigniert, als mir jedoch zur Kenntnis kam, daß er zur Familie der Lilien gehört, tat ich es mit wahrhaft romantischer Gefräßigkeit.«
    »In der Tat, er gehört zu den Liliengewächsen. Wie die Kartoffel zu den Nachtschatten- und der Pfirsich zu den Rosengewächsen. Sie rauchen, wenn Sie Püree essen, Sie parfümieren sich …«
    »Hoppla, Peñaranda! Führen Sie diese Gedanken nicht weiter aus. Auf diesem Weg könnten Sie hinzufügen, daß ich Diamanten im Kaffee auflöse, da der Zucker, wie diese, aus Kohlenstoff zusammengesetzt ist. Es ist verständlich, daß Sie als Luftfahrtkommissar das lieben, was mit der Erde zu tun hat, und sich darauf stützen … Doch vergessen Sie nicht, daß die Petersilie Papageien ausrottet, und daß ich mit Knoblauch und Petersilie

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