Op Oloop
dem Elend dazu fehlt, um es nicht zu sein, verschwende ich. Indem ich gebe, nehme ich mir weg, aber ich nehme das Überflüssige weg. Ich bin also ein Mensch, ein ›Homo sapiens‹ mit großem H, nicht ein orthodoxer Gaukler, der auf dem Balken dieses H seine Kunststückchen macht. Denn ich habe mir immer gesagt:
›Schätze die Lobreden gering ..... Sie sind eine trügerische Welle ....... Laß dich wie ein Fels in der Brandung abschleifen ......... Auf daß dein Dünkel in Schaum aufflockt ................... Es macht nichts ...... Es ist immer vorzuziehen .... daß du .... die Veralgung der .......... Ver ... inn ... er ... lich ... ung .......... erträgst, als daß ........... deine ........... Ei ... tel ... keit .......... vulgäre Strände leckt ........ wie die Brandung ...«‹
Fading.
Op Oloops Stimme entfernte sich, verlor sich, um dann plötzlich, zankhaft und verstärkt, ihren Wasserreichtum über die Zuhörer auszuschütten. Dann zerfloß sie erneut in ein kaum wahrnehmbares Murmeln.
Parallel dazu flackerten seine Augen, verschleierten sich, um dann schlagartig weit aus ihren Höhlen zu springen.
Welche mysteriösen Gezeiten bestimmten das Kommen und Gehen seiner Rede und seines Blicks?
Keiner wollte es ergründen. Sie zogen es vor, gemeinsam mit ihm in der Erschlaffung dieser Anfälle abzustumpfen. Und keiner störte die andächtige Haltung seiner Erscheinung. Denn …
Cipriano Slatter trank gierig sein viertes Gläschen Fine Napoléon. Er war bereits halb betrunken. Sein Galgenblick bohrte sich in den Freund, als suche er nach einer fundamentalen Rechtfertigung. Und unversehens sprang er hervor: »Op Oloop ist verliebt!«
»Seien Sie still!«
»Was stört es Sie?«
»Reden Sie kein dummes Zeug!«
»Op Oloop ist verliebt! wiederhole ich. Darf ich etwa nicht meine Meinung sagen? Kritisieren Sie nicht, sehen Sie selbst. Op Oloop ist verliebt!«
Gastón Marietti ließ von seiner würdevollen Gravität ab, um abwechselnd den Störenfried und den Statistiker zu beobachten. Die klarsichtige Eingebung des einen und die sibyllinische Haltung des anderen besorgten ihn überaus. Und er sagte zu sich: »Wer weiß … Der Blick der Berauschten löscht die äußerlichen Werte der Handlungen, der Dinge und der Worte aus. Er ist gnadenlos analytisch und trennt die Spreu vom Weizen. Die Geste wird auf ihre Absicht reduziert, die Form auf ihre Essenz und das Gesagte auf seine Wahrheit. Wer weiß …«
Op Oloop kehrte aus dem Jenseits der metapsychischen Sphären zurück. Er seufzte. Seufzte so laut, daß er sich von dem Seufzer zu ernähren schien.
Dem Zuhälter wurde daraufhin alles klar, es bestand kein Zweifel mehr. Doch um ihn zum Geständnis zu bringen, war es erforderlich, ihn in einem schwachen Moment zu erwischen. Und er griff mitleidslos an: »Keine Umschweife, Op Oloop: Sie sind verliebt. Verraten Sie es ein für allemal, leiden Sie nicht: Sie sind verliebt. Das ist der Anlaß für das Dinner: Sie sind verliebt.«
Der Gastgeber konnte nicht antworten. Er war verschreckt. Eine derartige Falle brachte seine Seele und sein Gesicht zum Erstarren.
Er warf einen Blick in die Runde. Der Ausdruck eines jeden formte ein Fragezeichen, und der Gesamtausdruck ein schweigsames Schaubild der Erwartung. Er rekapitulierte, setzte sich über seine Erniedrigung hinweg und formulierte sofort die Antwort, indem er langsam, affirmativ mit dem Kopf nickte.
Peñaranda war aufgestanden und forderte die Tafelgäste zum Toast auf: »Ich bin der einzige von uns, der verheiratet ist. Folglich kann ich kundtun, daß die Liebe dem Leben Würze gibt. Trinken wir auf Op Oloop … und auf seine Gewürznelke.«
»Es lebe die Würze!«
»Sie lebe hoooch!«
Applaus und Glückwünsche.
Nach dem damit verknüpften Geschrei kam für ihn eine Pause voll kritischer Gefühlsregung. Das Schweigen der übrigen war wachsam.
»Ich bedauere, daß ich Sie enttäuschen muß. Ich bin verliebt, aber tieftraurig. Je mehr ich daran denke, desto mehr deliriere ich. Es ist furchtbar! Immer habe ich es als lächerlich und ›unmenschlich‹ angesehen, daß nur die Liebe – ein Instinkt unter vielen – das Leben erfüllen solle. Ich kann mich an diese Vorstellung nicht gewöhnen. Doch so muß es wohl sein. Ich weiß aus Erfahrung, wie extravagant es wirkt, jenes Abenteuer der Gefühle mit einem besseren Unterfangen zu übertreffen: intellektueller Art zum Beispiel. Die Beeinträchtigungen lasten noch schwer auf mir. Und gegenwärtig
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