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Op Oloop

Op Oloop

Titel: Op Oloop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Filloy
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verletzt mich selbst mein eigener Spott. Bereits innerhalb des Zauberkreises, höre ich den Hickser meines Skeptizismus. Es ist furchtbar! Ich bekenne, daß ich meinen Ruin vorausahne. Das Wunder der Liebe hat die definitive sabotage meines Geistes organisiert. Ich bemerke unerträgliche Hemmnisse, Bremsklötze aus Stahl, die das geistige Getriebe zerspringen lassen und die harmonische Mechanik meiner Systeme zerstören. Es ist furchtbar!«
    Die rechte Hand verdeckte seine Besessenheit. Die linke, schlaff und entspannt auf dem Tischtuch, rief nach Trost.
    Peñaranda überschüttete ihn kenntnisreich: »Nur die Ruhe, mein Freund, nur die Ruhe! Die Liebe ist ein Verkehrsunfall in der Seelengesellschaft. Ich fuhr mein Herz, wie Sie, mit vorsichtiger Geschicklichkeit. Ich hatte ein aus der Erfahrung, dem Leben und den Büchern gewonnenes brevet. Flog perfekt dahin und ging den Hinterhalten von so vielen losgelassenen Gefühlsergüssen aus dem Weg. Doch wer rechnet mit der Unvorsichtigkeit der anderen? Eines Nachmittags, als ich es am wenigsten erwartete, fuhr eine ungestüme Seele meine Empfindsamkeit an. Es war ein heftiger Zusammenstoß. Ich hatte alle Alarmsignale gegeben, die Respekt vor meiner Einsamkeit verlangten. Und fast rechtzeitig war ich in den an die Hoffnungslosigkeit gewohnten Willen ausgewichen. Doch der Zusammenstoß war fatal! Wir stürzten. Die Flügel eines Engels retteten mich. Ein Traumbaum rettete sie. Reklamieren? Bah … Es war ein langsamer Prozeß von Kniffen und Küssen. Die Havarien des Herzens lassen sich nicht mit Ersatzteilen regeln. Ich verlangte ein neues Herz. Und die Liebe brachte es mir … Seit damals, Op Oloop, lebe ich, mich an Schadenersatzforderungen schadlos haltend, in einer Leidenschaft, die mit einer anderen Seele an ihrer Seite zügellos in Richtung Tod dahingleitet …«
    Ivar und Erik – anfangs versunken, dann tuschelnd – stellten die Verbindung zum aktuellen Thema her. Der ehemalige Kapitän stürzte zuerst los: »Die Instinkte führen offenen Krieg. Der Verstand, einen Grabenkrieg. Wenn du darüber nachgedacht hättest, würdest du nicht so viele Probleme haben. Die Schuld liegt bei dir: darin, zu sehr auf die Kontrolle des Gehirns zu vertrauen. Es ist kaum zu glauben, daß du in deinem Alter Katastrophen dieser Art erlebst. Deine vermeintliche Weisheit, wofür taugt sie, wenn sie dich nicht vor der Krankheit der Liebe schützen konnte? Denn die Liebe ist wie eine Ratte in einem Blechbehälter. Es ist unterhaltsam, sie erwischt zu haben, es erhebt das Herz. Doch dann knurrt sie, wütet und erregt sich verzweifelt im Geist. Bis sie, da sie nicht fliehen kann, in ihm stirbt und ihn für immer vergiftet.«
    »Genau. Und der Geist verwandelt sich in eine Hölle. Die heilige Theresa hat es gesagt: ›lnferi sunt ubi foetet et non amantur‹, die Hölle ist da, wo es übel riecht und nicht geliebt wird.«
    »…!«
    »Ich erlöse Sie von Ihrer Verwunderung. Ich bin Abiturient des Gymnasiums von Marseille.«
    »Das verwundert mich nicht. Aber daß Sie – ein Zuhälter! – an die Liebe glauben.«
    »Natürlich! Beute ich sie doch aus …«
    Op Oloop stellte dem beißenden Spott der übrigen seine Güte entgegen.
    Daraufhin setzte Ivar schlechtgelaunt an: »Die Liebe ist ein Volkssport, Modebestimmungen und Anstandsregeln unterworfen …«
    »Niemals!« schlug Peñaranda zurück. »Die Liebe ist immense Zärtlichkeit, heiße Lyrik, die mit Küssen beginnt und in Tränen endet. Die ihr innewohnende Wirkungskraft besiegt alles, was sich ihr auch entgegenstellen mag. Leicht vereint sie in sich die Inbrunst aller Entrückungen. Stark reißt sie in allen Gesprächen die Macht an sich. Die Spezies gibt ihr Rückendeckung. Ich glaube an ihren Edelmut. Manchmal setzt ein coup de foudre in den Herzen einen brennenden, unzerbrechlichen Rhythmus in Gang. Manchmal werden die Geister taub in der doppelten Unbesonnenheit von Qualen und Verlangen. Die Liebe …«
    »Die Liebe! … Bäh! … Was für eine Unsittlichkeit! … hick.«
    »Ich bitte Sie, Slatter!«
    »Ich bin eins ihrer Opfer … hick. Sie ist die große Kupplerin … hick. Sauber und schmutzig wie eine Bidetschüssel … hick, hick. Man schenkt ihrem weißen Glanz Vertrauen … hick. Und sie steckt voller Syphillis-Erreger … hick, hick.«
    »Slatter, ich bitte Sie!«
    »Unterbrechen Sie ihn nicht. Er sagt nichts Unschickliches. Die Liebe ist nichts anderes als ein affiche des Fortpflanzungstriebs. Das affiche eines

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