Op Oloop
unedlen Produkts!«
»Passen Sie auf, was Sie sagen, Ivar.«
»Auch ich spreche aus Erfahrung. In Hollywood habe ich mich in ein tolles Mädchen verliebt. Ihr Vater – niemand Geringeres als der Präsident der Gesellschaft für Eugenik von Los Angeles! – versicherte mir, daß sie jungfräulich sei. Er wollte ein Experiment mit mir machen. Was für ein Betrug! Die Schönheit der Frauen ist nichts als eine geschminkte Hülle für Viren und Eiter … Ich mußte mich intensiv behandeln lassen. Ich bin noch immer in Behandlung … Die Liebe hat mich komplett fertiggemacht. Ich reiste, um mich abzulenken. Barkassen voller Weibsen, paquebots voller ausgehaltener Frauenzimmer … Doch nie konnte ich meine Beklemmung überwinden. Das gegenüberliegende Ufer der Liebe ist der Tod!«
Um die Finsternis seiner Rede zu bekräftigen, stieß der Toningenieur einen Seufzer von echter Schwermut aus.
Die Gäste wurden von so etwas wie einem depressiven Dunst umwölkt.
Doch genau in diesem Moment verschaffte sich Op Oloops balsamgleiche Stimme im Flüsterton Gehör:
»Doutez, si vous voulez, de l'être qui vous aime
D'une femme ou d'un chien, mais non de l'Amour même
L'Amour est tout: la vie et le soleil.
Qu'importe le flacon pourvu qu'on aie l'ivresse!
Faites-vous de ce monde un songe sans reveil.«
Die Stille wölbte sich unter den Schädeldecken.
Es lagen so viele Straßen vor ihnen, die zur Reflexion einluden, daß das allgemeine Denken unbeweglich verharrte.
Als niemand es für angebracht hielt, seine Stimme zu erheben, sprang plötzlich die Robín Suredas hervor. Seine Worte waren von Erschütterung geprägt.
»Erlauben Sie mir, daß ich mich damit brüste, der Jüngste in der Runde zu sein. Ich bin achtundzwanzig Jahre alt. Solange mein Vater mir weiter monatlich dreihundert Pesos schickt, werde ich niemals den Studentenstand verlassen. Das ist vorzüglich! Damit möchte ich Ihnen bedeuten, daß ich die Frauen kenne. Sie sind ein Artikel von primärer Notwendigkeit. Die Liebe interessiert mich nicht. Ich folge dem Rat eines Autors, der mein Mitschüler war und noch heute mein Freund ist:
Lang genug an ihm gekrankt
Mach zu Taten das Verlangen;
Denn was Frauen anbelangt,
Ist nichts so gut wie ›hinzulangen‹.
In der Tat, für mich läßt sich jede Frau auf einen Schlitz zurückführen. ›Wenn Sie das Leben in rosaroten Farben sehen wollen … werfen Sie zwanzig Centavos in den Schlitz.‹ Die Frauen ähneln diesen Illusionsmaschinen, die auf den Rummelplätzen in Mode sind: ein Schlitz …«
»Denken Sie an Ihre Mutter, Sie Rohling!«
»… ein Schlitz und Sie stecken Geld hinein. Sollte ich mich täuschen, so verlange ich doch Respekt. Ich habe viele Weiber gehabt, ledige, verwitwete und verheiratete. Alle gleich. Keine erhaben. Ich teile Slatters Enttäuschung und die Ihrer Landsmänner, Op Oloop. Vor fünf Jahren verdrehte mir ein Mädchen aus gutem Haus den Kopf, sie kam aus Tucumán. Für sie drehte sich alles um das Eine! Ah, und die Geschenke! Viele Geschenke. Heute führt sie jeder am Arm wie einen Stock … Sie ist so nuttig, daß sie sich den Venushügel je nach der Farbe des Mackers einfärbt!«
»Mäßigen Sie Ihre Sprache. Das ist ja unerträglich!«
»Seien Sie kein Kretin! Ein ehrlicher Student, der die Verherrlichung des Titels verachtet, spricht so und nicht im Doktorenfalsett. Mich machen Typen wie Sie fertig, die sich Filter in die Schnauze bauen und niemals auch nur ein obszönes Wort gebrauchen. Soviel verbale Hygiene bedeutet, daß Sie Ihre Seele zu einem Klärbecken gemacht haben. Um im Bewußtsein rein zu sein, ist es von elementarer Bedeutung, die ätzenden Gedanken und Worte auszuscheiden. Beim Sprechen defäkiert man auf gewisse Weise. Sie können mich also mit soviel Niederträchtigkeit traktieren wie Sie wollen, doch wissen Sie eines: mein Atem ist gesund, mein Gehirn ›läuft wie geschmiert‹, ohne den Kotklumpen aus Vorurteilen und Prüderie.«
»Regen Sie sich nicht auf, Robín, fahren Sie fort«, baten sie ihn.
»Jetzt kann ich nicht mehr. Ich habe den Faden verloren.«
Die Stille war geladen. Mehrere Pupillen wetterleuchteten. Als der Sturm drohend bevorstand, kam eine sanfte Brise auf: Op Oloops Stimme raunte ein weiteres Gedicht auf Französisch.
Der Zuhälter wurde ganz weich, als er es hörte. Er betrachtete ihn liebevoll in seiner großartigen Vereinzelung, und indem er die Sympathien der Anwesenden auf ihn lenkte, sprach er: »Es ist unmöglich,
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