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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Fingerspitzen, dann ging er mit Henaowe hinaus.
Als Garcia in dem düsteren Raum mit dem Fremden allein war, verspürte er einen kühlen Luftzug, der nicht von der Klimaanlage kam. Er vernahm das Gewisper der Ban-ali, eines der sagenumwobenen Geisterstämme des Regenwaldes. Ein Furcht erregendes Volk, das sich angeblich mit Jaguaren paarte und über unaussprechliche Gaben verfügte.
Garcia küsste das Kruzifix und schob die abergläubischen Gedanken beiseite. Er tauchte einen Schwamm ins lauwarme Wasser und drückte ihn dem Kranken an die Lippen.
»Trink«, flüsterte er. Im Urwald entschied vor allem Wasserentzug über Leben und Tod. Er drückte den Schwamm aus und ließ das Wasser auf die geplatzten Lippen des Mannes tropfen.
Der Fremde reagierte wie ein Säugling, der an der Mutterbrust saugt. Er schlurfte das Getröpfel auf und hätte sich dabei beinahe verschluckt. Garcia hob seinen Kopf an, damit er leichter trinken konnte. Nach einer Weile wurden die Augen des Mannes ein wenig klarer. Er tastete nach dem Schwamm, plötzlich gierig auf das Leben spendende Wasser, doch Garcia entzog ihm seine Hand. Bei schwerem Wasserentzug musste man mit dem Trinken vorsichtig sein.
»Ruhen Sie sich aus, Señor«, sagte er in eindringlichem Ton. »Lassen Sie mich die Wunden säubern, dann gebe ich Ihnen ein Antibiotikum.«
Der Mann machte nicht den Eindruck, als habe er ihn verstanden. Er versuchte sich aufzusetzen, streckte die Hand nach dem Schwamm aus und stieß ein unheimliches Geheul aus. Als Garcia ihn aufs Kissen niederdrückte, schnappte er nach Luft, und jetzt auf einmal begriff der Padre, weshalb der Mann nicht sprechen konnte.
Er hatte keine Zunge mehr. Man hatte sie herausgeschnitten.
Mit verkniffener Miene zog Garcia Ampillicin auf eine Spritze und betete im Stillen für die Seelen der Monster, die imstande waren, einem Menschen so etwas anzutun. Das Verfallsdatum des Medikaments war längst abgelaufen, doch daran war nichts zu ändern. Er injizierte dem Mann das Antibiotikum in die linke Hinterbacke, dann machte er sich mit Schwamm und Salbe über die Wunden her.
Der Fremde versank immer wieder im Delirium. Jedes Mal, wenn er bei Bewusstsein war, streckte er unbewusst die Hände nach seinen auf einem Haufen liegenden Kleidern aus, als wollte er sich wieder anziehen und seinen Dschungeltreck fortsetzen. Garcia drückte ihn jedes Mal aufs Bett zurück und deckte ihn wieder zu.
Als die Sonne unterging und die Nacht über den Dschungel hereinbrach, setzte sich Garcia mit der Bibel in der Hand neben das Bett und betete für den Fremden. Insgeheim aber wusste der Padre, dass seine Gebete unerhört bleiben würden. Kamala, der Schamane, hatte die Lage richtig eingeschätzt. Der Mann würde die Nacht nicht überleben.
Für den Fall, dass der Mann Christ war, hatte er ihm vor einer Stunde die letzte Ölung gespendet. Der Mann hatte sich bewegt, als er ihm das Kreuz auf die Stirn gemalt hatte, war jedoch nicht aufgewacht. Seine Stirn war glühend heiß. Das Antibiotikum hatte gegen die Blutvergiftung nichts ausrichten können.
Überzeugt davon, dass der Mann sterben würde, setzte Garcia seine Nachtwache fort. Dies war das Letzte, was er für den armen Kerl tun konnte. Als es jedoch auf Mitternacht zuging und die Heuschrecken und Myriaden von Fröschen ihre Gesänge anstimmten, schlief Garcia im Sessel ein, die Bibel auf dem Schoß.
Stunden später erwachte er von einem erstickten Schrei. Da er glaubte, sein Patient täte seinen letzten Seufzer, richtete sich Garcia benommen auf, wobei die Bibel auf den Boden fiel. Als er sie hochheben wollte, bemerkte er, dass der Mann ihn anstarrte. Seine Augen waren glasig, doch zumindest war er bei Bewusstsein. Der Fremde deutete mit zitternder Hand auf seine Kleidungsstücke.
»Sie können nicht fort«, sagte Garcia.
Der Mann schloss einen Moment die Augen und schüttelte den Kopf, dann deutete er mit flehentlichem Blick erneut auf seine Hose.
Schließlich ließ Garcia sich erweichen. Wie konnte er ihm seinen letzten Wunsch abschlagen? Er trat ans Fußende des Bettes und reichte dem Sterbenden die zerknitterte Hose.
Der Fremde nahm sie entgegen und tastete an der Innennaht des einen Hosenbeins entlang. Schließlich hielt er inne und fingerte an einer bestimmten Stelle herum.
Mit zitternden Armen streckte er Garcia die Jeans entgegen.
Der Padre meinte, der Fremde werde wieder das Bewusstsein verlieren. Tatsächlich ging sein Atem abgehackter und rauer als zuvor. Garcia aber störte sich

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