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Operation Amazonas

Titel: Operation Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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treiben.
Tama!
Wie erhofft hatte die Schlange beide Opfer reflexartig losgelassen. Nathan watete ins Wasser, packte das Kind beim Arm und zog es zu sich her. Er legte sich die leblose Tama über die Schulter und kletterte eilig ans Ufer.
Er setzte ihren nassen Körper auf dem Boden ab. Sie atmete nicht mehr, ihre Lippen waren blau angelaufen. Er fühlte ihr den Puls. Er war noch spürbar, aber ziemlich schwach.
Unwillkürlich blickte Nathan sich nach Hilfe um. Da außer ihm niemand da war, musste er das Mädchen allein wiederbeleben. Vor Beginn seiner Dschungelexpedition hatte er eine Ausbildung in erster Hilfe und Reanimation absolviert, doch er war kein Arzt. Er kniete sich hin, wälzte Tama auf den Bauch und drückte rhythmisch auf ihren Rücken. Etwas Wasser schoss aus Nase und Mund.
Zufrieden wälzte er das Mädchen wieder herum und machte sich an die Mund-zu-Mund-Beatmung.
In diesem Moment trat eine Yanomami in mittleren Jahren aus dem Dschungel. Wie alle Indianer war sie klein, zirka einsfünfzig. Ihr schwarzes Haar war kreisförmig geschoren, die Ohrläppchen waren mit Federn und Bambusstöckchen durchbohrt. Ihre dunklen Augen weiteten sich, als sie den über das kleine Kind gebeugten Weißen sah.
Nathan wusste sehr gut, wie er auf sie wirken musste. Er richtete sich aus der Hocke auf, als Tama unvermittelt wieder zu Bewusstsein kam, einen Schwall Flusswasser aushustete, um sich schlug und zu schreien begann. Das verängstigte Kind drosch mit seinen kleinen Fäusten auf ihn ein, noch immer im Alptraum der Schlangenattacke gefangen.
»Ruhig, du bist in Sicherheit«, sagte er in der YanomamiSprache und versuchte ihre Hände zu packen. Er wandte den Kopf zur Frau um und wollte ihr alles erklären, doch die kleine Indianerin ließ den Korb fallen und verschwand im Dickicht am Flussufer, wobei sie einen Alarmruf ausstieß. Nathan kannte den Ruf. Er ertönte immer dann, wenn ein Dorfbewohner in Gefahr war.
»Na großartig.« Nathan schloss die Augen und seufzte.
Als er vor vier Wochen in der Absicht, die medizinischen Kenntnisse des alten Stammesschamanen aufzuzeichnen, in das Dorf gekommen war, hatte ihn der Häuptling gebeten, sich von den Frauen fern zu halten. In der Vergangenheit war es mehrfach vorgekommen, dass Fremde Indianerfrauen missbraucht hatten. Nathan war der Bitte nachgekommen, obwohl einige Frauen liebend gern zu ihm in die Hängematte geklettert wären. Einen Mann von einsachtzig, mit blauen Augen und sandfarbenem Haar, hatten die Frauen dieses abgeschiedenen Stammes noch nicht gesehen.
In der Ferne wurde der Hilferuf der flüchtenden Frau von anderen, von vielen anderen Stimmen beantwortet. Der Name Yanomami bedeutete in etwa »das wilde Volk«. Die Yanomami-Stämme standen in dem Ruf, grausame Krieger zu sein. Die Huyas , die jungen Männer des Dorfes, fanden stets eine Ehrverletzung, einen Besitzanspruch oder einen Fluch als Vorwand, um mit einem Nachbarstamm oder einem Angehörigen des eigenen Stammes Streit anzufangen. Sie waren dafür berüchtigt, ganze Dörfer auszulöschen, bloß weil man sie beschimpft hatte.
Nathan blickte dem jungen Mädchen ins Gesicht. Was würden die Huyas wohl davon halten? Von einem Weißen, der über eines ihrer Kinder herfiel, noch dazu die Nichte des Häuptlings?
Tama hatte ihren Anfall erst einmal überwunden und abermals das Bewusstsein verloren. Sie atmete wieder regelmäßig, doch als er ihre Stirn berührte, spürte er, dass sie fieberte. Außerdem machte er an ihrer rechten Seite eine sich allmählich blau färbende Quetschung aus. Er tastete sie ab – in der Umarmung der Anakonda hatte sie sich zwei Rippen gebrochen. Er hockte sich auf die Fersen, biss sich auf die Lippen. Sie musste sofort ärztlich versorgt werden, sonst war ihr Leben in Gefahr.
Er bückte sich und hob sie behutsam hoch. Das nächste Hospital lag zehn Meilen flussabwärts in dem kleinen Städchen São Gabriel. Er musste sie schnellstens dorthin schaffen.
Doch gab es ein Problem – die Yanomami. Zusammen mit dem Mädchen würde er es nicht schaffen, vor ihnen zu flüchten. Dies war Indianergebiet, und obwohl er sich recht gut auskannte, war er doch kein Eingeborener. Im Amazonasgebiet gab es ein Sprichwort: Na boesi, ingi sabe ala sani. Im Dschungel weiß der Indianer alles. Die Yanomami waren hervorragende Jäger, geschickt im Umgang mit Bogen, Blasrohr, Speer und Knüppel.
Es gab keinen Ausweg.
Er hob die Flinte auf, die er zuvor weggeworfen hatte, und legte sich den Riemen um die

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