Operation Amazonas
identifiziert, denen er früher einmal angehörte.«
Fielding runzelte die Stirn. Die Plaketten waren bei vielen militärischen Einheiten gebräuchlich. Eigentlich dienten sie eher der Traditionspflege als der Identifizierung. Ein Angehöriger dieser Einheiten, ob im aktiven Dienst oder bereits ausgeschieden, musste seinen Kameraden eine Runde spendieren, wenn er ohne die Plakette erwischt wurde. »Was geht uns das an?«
»Der Mann hat nicht nur den Spezialeinsatzkräften angehört. Agent Gerald Clark hat für mich gearbeitet.«
Fielding blinzelte überrascht.
O’Brien fuhr fort. »Agent Clark hatte zusammen mit einer Forschungsgruppe den Auftrag, Beschwerden über von Goldminen verursachte Umweltschäden nachzugehen und incognito Informationen über die Verschickung bolivianischen und kolumbianischen Kokains im Amazonasbecken zu sammeln.«
Fielding straffte sich. »Und er wurde ermordet? Geht es darum?«
»Nein. Vor sechs Tagen tauchte Agent Clark in einem Missionsdorf im tiefen Dschungel auf, verletzt und mit hohem Fieber. Der Missionsleiter bemühte sich um ihn, dennoch verstarb er nach wenigen Stunden.«
»Eine Tragödie, aber weshalb sollte das die nationale Sicherheit tangieren?«
»Weil Agent Clark bereits seit vier Jahren vermisst wurde.« O’Brien reichte Fielding einen gefaxten Zeitungsartikel.
Fielding nahm das Blatt verwirrt entgegen. »Seit vier Jahren, sagten Sie?«
EXPEDITION IM AMAZONASGEBIET VERSCHOLLEN
Associated Press
MANAUS, BRASILIEN, 20. MÄRZ – Die intensive Suche nach dem millionenschweren Industriellen Dr. Carl Rand und seinem internationalen Team von 30 Wissenschaftlern und Führern wurde nach drei Monaten eingestellt. Die Expedition, ein Gemeinschaftsunternehmen des nationalen Krebsforschungsinstituts der USA und der brasilianischen Indianerstiftung, verschwand im Regenwald, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen.
Die Expedition verfolgte das Ziel, die wahre Zahl der im Amazonasgebiet heimischen Indianer zu bestimmen. Drei Monate nach dem Aufbruch aus der Dschungelstadt Manaus verstummten jedoch die täglichen Funkmeldungen. Alle Versuche, wieder Kontakt mit dem Team aufzunehmen, scheiterten. Rettungshubschrauber und Suchtrupps wurden zu dem Ort ausgesandt, an dem es sich zuletzt befunden hatte, doch es wurde niemand gefunden. Zwei Wochen später wurde eine letzte Nachricht aufgefangen: »Schickt Hilfe … halten nicht mehr lange durch. O Gott, sie sind überall.« Dann wurde das Team vom riesigen Dschungel verschluckt. Nach dreimonatiger Suche unter reger Anteilnahme der Öffentlichkeit erklärte Commander Ferdinand Gonzales, der Leiter des internationalen Suchteams, die Expeditionsteilnehmer für »vermisst und wahrscheinlich tot«. Daraufhin wurden sämtliche Suchmaßnahmen eingestellt.
Die Zuständigen stimmen darin überein, dass die Expedition entweder von einem kriegerischen Stamm überwältigt wurde oder auf einen geheimen Stützpunkt von Drogenhändlern gestoßen ist. Wie dem auch sei; mit dem heutigen Tag, da die Suchtrupps zurückbeordert werden, sterben alle Hoffnungen, die Gesuchten doch noch zu finden. Zuletzt sei angemerkt, dass im Regenwald des Amazonas jedes Jahr zahlreiche Forschungsreisende, Wissenschaftler und Missionare spurlos verschwinden.
»Mein Gott.«
O’Brien nahm dem verdatterten Fielding den Zeitungsartikel aus der Hand und fuhr fort: »Nach dem Verschwinden der Expedition kam kein Kontakt mehr mit dem Forschungsteam oder unserem Agenten zustande. Agent Clark wurde als verstorben geführt.«
»Können wir davon ausgehen, dass es sich wirklich um den selben Mann handelt?«
O’Brien nickte. »Gebissmerkmale und Fingerabdrücke stimmen mit denen in den Akten überein.«
Fielding schüttelte den Kopf; seine anfängliche Bestürzung verflüchtigte sich allmählich. »So tragisch der Vorfall und so lästig der dadurch entstehende Papierkram, begreife ich doch noch immer nicht, weshalb dies die nationale Sicherheit betreffen sollte.«
»Normalerweise würde ich Ihnen zustimmen, wenn da nicht noch eine Merkwürdigkeit wäre.« O’Brien blätterte im Dossier und zog zwei Fotos aus dem Stapel. Das erste reichte er Fielding. »Das wurde einige Tage vor dem Aufbruch der Expedition aufgenommen.«
Auf dem grobkörnigen Foto sah man einen Mann mit Levi’s Jeans, Hawaiihemd und Safarihut. Der Mann grinste breit und hielt ein Glas mit einem tropischen Cocktail in der Hand. »Agent Clark?«
»Ja, das Foto wurde von einem der Wissenschaftler bei einer
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