Operation Arche - 1
eintraf. Das bedeutete, Hektor würde Maysahns Bericht frühestens in elf Fünftagen erreichen, wenn Maysahn die üblichen Kommunikationswege einhielt. Man hatte natürlich Alternativen vorbereitet, doch Maysahn scheute sich, auf diese zurückzugreifen, denn die Tarnung keines der anderen Kuriere war so gut wie die von Whaite oder Maythis. Bislang waren sie alle dadurch am besten geschützt, dass sie noch nie in den Einsatz gekommen waren, und Maysahn hatte nicht die Absicht, das Risiko einzugehen, einen einzigen davon für die charisianischen Agenten zu enttarnen – und auch sich selbst nicht. Nicht für etwas, das nicht nachweislich von kritischer Bedeutung war.
»Ich denke, wir werden nicht auf die anderen zurückgreifen«, sagte er schließlich. »Zumindest nicht sofort. Es erscheint mir ratsamer, auf die Rückkehr von ›Seatown‹ zu warten und zu schauen, welche weiteren Informationen wir bis dahin zusammentragen können.« Er schüttelte den Kopf und blickte in die Ferne. »Bislang ist das nur so ein Gefühl, aber irgendetwas sagt mir, dass tatsächlich ein völlig neuer Koch anfangen wird, in diesem Topf herumzurühren, ob uns das nun passt oder nicht.«
»Wunderbar«, seufzte Mhulvayn. Er leerte seine Tasse Schokolade und stand auf.
»Unter diesen Umständen sollte ich mich wohl daran machen, diese weiteren Informationen einzuholen«, sagte er und nickte Maysahn kurz zu, bevor er sich vom Tisch abwandte.
Maysahn blickte ihm hinterher, dann erhob er sich ebenfalls warf eine Hand voll Münzen auf den Tisch und ging dann forschen Schrittes in die entgegengesetzte Richtung davon. »Diese verdammten Schwachköpfe!«, murmelte Braidee Lahang erbost, als er sah, wie Kronprinz Cayleb unter seinem Fenster im zweiten Stock – einem idealen Aussichtspunkt – vorbeiritt.
Die Royal Guards, die man dafür abgestellt hatte, den Prinzen am Tor zu empfangen, bildeten einen geschlossenen, wehrhaften Ring um ihn herum, ein Lieutenant der Marines lag in einer Trage, die zwischen zwei Pferden aufgespannt war, während drei weitere Marines dicht an dicht hinter Cayleb blieben. So viel hatte Lahang mehr oder weniger erwartet, angesichts der ersten Berichte, die ihn bereits erreicht hatten. Was er jedoch nicht erwartet hatte, das war der Zivilist, der neben dem Prinzen ritt, und Lahang kniff die Augen zusammen, um den dunkelhaarigen Fremden genauer betrachten zu können.
Das ist also dieser Dreckskerl, der all unsere Pläne völlig über den Haufen geworfen hat, dachte er säuerlich. Er hatte immer noch keine Ahnung, wie dieser geheimnisvolle Zivilist überhaupt von diesem Einsatz erfahren hatte, oder wie Lahangs hochbezahlte Söldner so unfähig hatten vorgehen können, dass es einem einzigen Wichtigtuer gelungen war, so viele Tage sorgsamer Planung zunichte zu machen.
Es hätte klappen sollen – es hätte auch geklappt –, wenn der da nicht gewesen wäre. Lahang mühte sich nach Kräften, sich seine Verbitterung nicht anmerken zu lassen, doch es fiel ihm schwerer als sonst, mit seiner Mimik nur das auszudrücken, was er auch ausdrücken wollte. Prinz Nahrmahn würde … nicht zufrieden sein.
Er schaute zu, wie die Kavalkade durch die Straße zog, auf den Palast zu, dann wandte er sich vom Fenster ab. Anschließend durchquerte er den Hauptraum seiner bescheidenen, wenn auch komfortablen, Unterkunft, und stieg die Treppenstufen zum Dach hinauf.
Ein Chor pfeifenden Zischens und klappernder Kiefer begrüßte ihn, und er lächelte, ehrlich erfreut; seine Frustration und sein Zorn schwanden, als er das Zischen erwiderte. Die Wyvern in dem großen, in mehrere kleinere Kammern aufgeteilten Schlag pressten sich gegen die Käfiggitter, drängten sich aneinander und bettelten pfeifend um Leckerbissen, und Lahang lachte leise und streckte die Hand durch die Gittermaschen, um Köpfe zu kraulen und Hälse zu streicheln. Das war in vielerlei Hinsicht geradezu tollkühn. Einige der Wyvern in diesem Schlag hatten Spannweiten von mehr als vier Fuß. Mit einem einzigen Biss ihrer scharfkantigen, gezackten Schnäbel hätten sie ihm mühelos einen Finger abtrennen können, doch Lahang machte sich keine Sorgen.
Er führte ein bequemes Leben, ohne jemals auch nur auf die Gelder zurückgreifen zu müssen, die ihm sein Prinz zur Verfügung stellte: Er züchtete Jagdund Renn-Wyvern für den Adel von Charis und wohlhabendere Händler, und er bildete die Tiere auch selbst aus. Und die Wyvern in diesem Schlag waren nicht nur seine Freunde und
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