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Operation Arche - 1

Operation Arche - 1

Titel: Operation Arche - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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die Arbeit machen.
    Im Augenwinkel ließ er die virtuelle Digitaluhr auftauchen und überprüfte die Uhrzeit. Merlin hatte diese Uhr auf den Sechsundzwanzigeinhalb-Stunden-Tag von Safehold eingestellt, und vor zwei Minuten war die Einunddreißig-Minuten-Periode zu Ende gegangen, die von den Safeholdianern nur als ›Langhornes Wache‹ bezeichnet wurde. Auf jedem anderen durch Menschen kolonisierten Planeten wäre sie vermutlich als ›Ausgleichsperiode‹ oder nur als ›Ausgleich‹ bezeichnet worden – es war eben die Anpassung, die erforderlich war, um den ›Tag‹ einer fremden Welt leichter in die bei Menschen üblichen Standard-Stunden und - Minuten einzuteilen. Auf Safehold wurde von jedem, der zur Mitternachtsstunde noch wach war, erwartet, Langhornes Wache in schweigender Meditation zu verbringen und darüber zu sinnieren, was an diesem Tag Gott – dank des Eingreifens Langhornes – allen betreffenden Menschen getan hatte.
    Irgendwie war Merlin bislang noch nie dazu gekommen, die Wache zu eben diesem Zweck zu nutzen.
    Der Gedanke ließ ihn verächtlich schnauben, und dann steigerte er die Empfindlichkeit seines Gehörs. Die entsprechende Software filterte alle aufgefangenen Geräusche und Laute und bestätigte ihm, dass wirklich in allen Gemächern des Marytha-Turms Nachtruhe herrschte. Da Soldaten vor dem Eingang des Turms Stellung bezogen hatten, waren weitere Wachen oder Posten nicht erforderlich, und angesichts der Einschränkungen bei der nächtlichen Beleuchtung, denen die Safeholdianer nun einmal unterworfen waren, neigten alle Bewohner dieses Planeten dazu, früh ins Bett zu gehen und mit dem Morgengrauen auch wieder aufzustehen. Mittlerweile schienen, das meldeten Merlin zumindest die Akustik-Sensoren, sämtliche Ehrengäste, die sich in diesem Turm aufhielten, tief und fest zu schlafen, und selbst die Bediensteten hatten sich in die Arbeits- und Warteräume zurückgezogen, die man ihnen in den unteren Stockwerken des Turms zugewiesen hatte; dort warteten sie auf das Läuten der kleinen Glocken, die ihnen verkündeten, ein Schlafloser müsse ihre Dienste in Anspruch nehmen.
    Und auf genau diese Stille hatte Merlin gewartet.
    »Owl«, subvokalisierte er.
    »Jawohl, Lieutenant Commander?«, drang die Stimme der KI fast sofort aus dem eingebauten Kommunikator.
    »Ich bin bereit«, erklärte Merlin. »Schick die Schwebeboote aus, genau so, wie ich dir das zuvor erklärt habe.«
    »Jawohl, Lieutenant Commander.«
    Merlin erhob sich, löschte die Lampen und öffnete das Fenster seines Gemachs. Dann kletterte er auf den breiten Fenstersims hinaus und blieb dort sitzen, hockte nun entspannt dort und blickte in die Nacht hinaus; die Schulter gegen die breite Laibung des Fensters gestützt betrachtete er den Hafen.
    Am Kai herrschte rege Aktivität, selbst noch zu dieser späten Nachtstunde: Hafenarbeiter mühten sich, die Fracht an Bord der Schiffe zu bringen, deren Skipper noch die nächste Flut erreichen wollten. Natürlich, ganz unausweichlich, war auch in den Tavernen und Bordellen reger Betrieb, und mit seinem gesteigerten Gehör nahm Merlin das Lachen, die Musik, das Singen Betrunkener und Schlägereien wahr. Zudem konnte er die Wachen hören – und auch sehen –, die auf ihren Posten standen oder ihre Patrouillen auf den Palastmauern abgingen, und indem er seine Augen auf ›Vergrößerung‹ stellte, konnte er auch die Wachen auf den Türmen der Hafenbefestigung und der Wehranlagen erkennen, die dort ihren dienstlichen Pflichten nachgingen.
    Mehrere Minuten saß er nur dort, bis sich Owl wieder meldete.
    »Voraussichtliche Ankunftszeit: eine Minute, Lieutenant Commander«, sagte er.
    »Verstanden«, subvokalisierte Merlin zur Antwort, auch wenn er vermutete, dass das eigentlich nicht erforderlich gewesen wäre.
    Die Übertragung des kompakten Langstreckenkommunikators, der in etwa dort in sein PICA-Gehäuse eingebaut war, wo bei einem Menschen aus Fleisch und Blut die Leber saß, wurde über die SNARC, die in einem geosynchronen Orbit über dem ›Amboss‹ schwebte, dem großen Meer (oder kleinen Ozean) im Norden von Margaret’s Land, an Owls Hauptgruppenantenne weitergeleitet, die sich in vierzehntausend Kilometern Entfernung – nein, achttausendsiebenhundert Meilen, verdammt noch mal!, korrigierte er sich – in den Bergen des Lichts befand. Die SNARC, wie die Gruppenantenne selbst, war so gut getarnt, wie es nur ging (was vielleicht nicht eine ganz so exzessive Vorsichtsmaßnahme war,

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