Operation Arche - 1
ihre Seite gezogen, der die Siegel der Versuchung und des verbotenen Wissens erbrochen hatte. Weiterhin hatten sich um sie der Erzengel Sullivan geschart, der der Menschheit die Unersättlichkeit und die Maßlosigkeit gebracht hatte, der Erzengel Grimaldi, dessen verderbte Sichtweise der ›Heilkräfte des Erzengels Truscott‹ Vater und Mutter der Pestilenz war, der Erzengel Stavrakis, der die Habgier nach eigenem Reichtum gelehrt hatte, die wichtiger sei als die göttliche Pflicht der Kirche des Verheißenen gegenüber, der gemäß jede erste Frucht einer jeden Ernte Gott Selbst zustand. Dazu kam der Erzengel Rodriguez, der die arrogante, verführerische Lüge lehrte, Menschen seien tatsächlich in der Lage, ihre eigene, fehlbare Hand an die Schöpfung der Gesetze zu legen, denen sie alle unterstanden. Der Erzengel Ascher, der ›Vater der Lügen‹, dessen so genannte ›verderbte Fassung‹ der wahren Heiligen Schrift all jene Sterblichen, die töricht genug waren, alles zu glauben, was Shan-wei sagte, in die gleiche, finstere Verdammnis führte.
Und natürlich gab es da noch den gefallenen Erzengel, der in so vielerlei Hinsicht der finsterste von ihnen allen war – der Erzengel Kau-yung, Vater der Zerstörung, Herr des Verrats, der den Erzengel Langhorne und den Erzengel Bédard erschlagen hatte – in verräterischer Absicht und ohne jede Vorwarnung, nachdem der trauernde Langhorne gezwungen gewesen war, gegen Shan-wei und ihre gefallenen Anhänger den Rakurai zu entfesseln, den Blitzschlag Gottes. Kau-yung, derjenige von Langhornes Untergebenen, dem der Erzengel am meisten vertraut hatte – der Krieger, dessen Aufgabe es gewesen war, all das zu hüten, wofür Safehold stand, und der sich für Shan-weis Boshaftigkeit entschieden hatte. Das war der unendliche Verrat Kau-yungs, düsterer noch als Shan-weis Ursünde, die so furchtbare Wunden in die vergänglichen Leiber der Erzengel Langhorne, Bédard, Pasquale und Sondheim geschlagen hatte, und ebenso in deren treueste Anhänger, all jene, die Gott Selbst am nächsten gestanden hatten, sodass sie gezwungen gewesen waren, Safehold zu verlassen, obschon das heilige Werk noch nicht vollendet war.
An einen Großteil von Shan-weis ›gefallenen Erzengeln‹ konnte sich Merlin selbst nicht erinnern. Über die meisten von ihnen hatte Nimue in den Computern ihrer Höhle Aufzeichnungen gefunden, doch falls die echte, ursprüngliche Nimue aus Fleisch und Blut ihnen jemals persönlich begegnet war, so war die Erinnerung daran doch niemals auf ihren PICA übertragen worden. Doch einige von ihnen hatte sie persönlich gekannt, vor allem Kau-yung und Shan-wei selbst. Erleben zu müssen, dass sie so verleumdet wurden, zu wissen, dass fünfzig Generationen der Männer und Frauen, die zu befreien sie beide gestorben waren, sie nicht als Helden feierten, sondern als die finstersten aller Teufel schmähten, als die Quelle allen Übels und allen Unglücks, schmerzte Merlin wie ein Messer in der Brust.
Ein Teil von ihm hatte das dringende Bedürfnis, die Heilige Schrift öffentlich zu verurteilen, sein Sturmshuttle und die Aufklärer-Schwebeboote zu aktivieren und dann den Tempel in einen einzigen, glühenden Krater zu verwandeln, um zu beweisen, dass Langhornes gesamte Religion auf einem Lügengebäude basierte. Doch das konnte er nicht tun. Zumindest noch nicht jetzt. Doch eines Tages … Er sagte es sich immer und immer wieder. Eines Tages würde das Volk von Safehold bereit sein, die Wahrheit zu hören und zu akzeptieren, und wenn dieser Tag kam, dann würde man sich an Shan-wei und Kau-yung und an all die anderen, die zusammen mit ihnen den Tod gefunden hatten, so erinnern, wie sie wirklich gewesen waren – und wofür sie in Wirklichkeit gestanden hatten.
Tief in seinem MolyCirc-Herzen und seinem MolyCirc-Verstand spürte Merlin unendlichen Zorn, und er schloss das Buch, das vor ihm lag. Er vermutete, es wäre besser, wenn er sich nicht gestatten würde, immer weiter in dieser Art und Weise darüber zu denken, doch wenn man es genau betrachtete, waren die Heilige Schrift und die so genannte Kirche, die darauf aufbaute, seine wahren Feinde. Prinz Hektor, Prinz Nahrmahn und all die anderen, die Ränke gegen Charis schmiedeten, waren nur Hindernisse in dem Kampf, den er eigentlich führte, doch mehr waren sie nicht.
Dennoch, dachte er und verzog die Lippen zu einem Grinsen, sind sie auf jeden Fall das aktuelle Problem, oder nicht? Also sollte ich mich vielleicht langsam an
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