Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
Vom Netzwerk:
sie ihn
weiter: durchtrainierter Körper, Lederjacke, lachende Augen und das T-Shirt
einer Band. Etwas unkonventionell, aber dennoch ein Kerl nach ihrem Geschmack.
Wieso besaß er eigentlich eine derart teure Kamera? Entweder hatte er
stinkreiche Eltern, oder er war einer dieser Internetmillionäre, die aussahen
wie ein verlotterter Teenager, aber um die Ecke in einen Ferrari stiegen. Nein,
beides passte nicht zu ihm. Sie hatte gerade ihren Kaffee ausgetrunken, als
Marcel sich wieder zu ihr gesellte: »Tut mir leid, das war mein Boss.«
    Solveigh schmeichelte diese kleine Notlüge. Es wären also nicht
Hopfen und Malz verloren bei uns beiden, dachte sie bei sich. Konjunktiv, das
war leider entscheidend. Normalerweise stand sie auf deutlich ältere Männer.
Was heißt normalerweise, Solveigh, du hattest seit über zehn Monaten keinen Sex
mehr, und deine letzte Beziehung ist vier Jahre her. Trotzdem: Er hat eine
Freundin. Und Solveigh wusste, dass sie diese Ausfahrt nehmen würde. Weg von
jedem möglichen Konflikt im Privaten. Aber noch wollte sie mehr von dem Mann
erfahren, den sie gleich wieder ziehen lassen musste: »Du bist Fotograf?«
    Â»Na ja«, antwortete Marcel. »Nicht so richtig. Es ist eigentlich nur
ein Nebenjob. Ich mache Fotos von Hochzeiten und so Sachen. Deshalb war ich ja auch
in Brüssel«, gestand er und nickte in die Richtung, aus der ihr Zug kam. »Und
was machst du?«
    Â»Mein Job ist kompliziert«, antwortete Solveigh vorsichtig.
    Er beugte sich zu ihr hinüber und raunte ihr verschwörerisch ins
Ohr: »Hat es was mit der Waffe zu tun, die du gut verborgen im Holster unter
deinem Jackett trägst?« Als seine Lippen fast ihr Ohrläppchen berührten, war
ihre Nase nur Zentimeter von seinem Hals entfernt, der Körperstelle, an der
sich Parfum am innigsten mit dem Geruch der Haut verband. Sie schloss die Augen
und atmete ein. Sie genoss jede Sekunde, aber so schnell er sich ihr genähert
hatte, so schnell zog er sich zurück. Er saß wieder auf seinem Hocker, sie ihm
gegenüber.
    Â»Die ist dir aufgefallen? Das sollte sie nicht«, tadelte sie zeitgleich
ihn und sich selbst. »Sagen wir einfach, ich arbeite in der
Sicherheitsbranche.«
    Sie redeten noch eine halbe Stunde, über Paris, Hawaii und über John
F. Kennedy. Es machte Spaß, sich mit ihm zu unterhalten. Er war witzig und
wortgewandt, ein guter Erzähler und ein ebenso guter Zuhörer. Unter anderen Umständen
hätte Solveigh die nächsten drei Tage mit ihm verbracht, um herauszufinden, was
zwischen ihnen werden könnte. Konjunktiv, ganz wichtig. Aber sie durfte nicht
zulassen, dass er ihr in die Quere kam mit seinem betörenden Duft und seinem
Charme. Sie brauchte all ihre Konzentration. Und plötzlich waren sie wieder da,
die Ermittlungen. Sie hatten ihr nur eine kurze Auszeit gegönnt, angezogen von
seinem Leder und seinem Flugdiesel und der einfachen Seife. Solveigh hatte sich
hinreißen lassen, aber jetzt, da sie langsam die Kontrolle zurückerlangte, kam
es ihr lächerlich vor und dumm. Die EuroBank-Erpressung ging vor. Sie gab ihm
eine falsche Telefonnummer, er kritzelte seine für sie auf eine Serviette. Sie
hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, zum Abschied, bis bald. Ein letztes Mal
genoss sie, was sein könnte, aber für Solveigh gab es kein Zurück. Auf dem Weg
zu ihrem Platz zögerte sie nur eine Sekunde, bevor sie die Serviette in den
Papierkorb der ersten Klasse warf.
    KAPITEL 14
    Paris, Büro des Generals der Gendarmerie Nationale
    Tag 1: Montag, 7. Januar, 21:41 Uhr
    Anderthalb Stunden später und ein paar Taxikilometer vom
Bahnhof Paris Nord entfernt saß Agent Solveigh Lang von der geheimen European
Council Special Branch im Büro des Polizeipräsidenten von Frankreich.
    Â»General Rocard, alles, worum ich Sie bitte, ist Zugang zu Ihrem
Computernetzwerk für mich und die Zentrale, einen Ausweis Ihrer Behörde, um den
Tatort zu untersuchen, und ein Gespräch mit dem leitenden Ermittler. Meine
Autorisation kommt direkt aus Ihrem Innenministerium.«
    Â»Mademoiselle Lang, Frankreich ist ein souveränes Land. Sie können
hier nicht einmarschieren und Befehle erteilen. Vor allem nicht mir, nicht in
diesem Büro. Dafür ist morgen auch noch Zeit, ich weiß gar nicht, warum ich
Ihretwegen überhaupt so lange geblieben bin«, bellte der General.
    Solveigh seufzte innerlich.

Weitere Kostenlose Bücher