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Operation Blackmail

Operation Blackmail

Titel: Operation Blackmail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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Offensichtlich war er verärgert ob ihres
jungen Aussehens und ihrer Befugnisse von höchster Stelle, aber Solveigh kannte
das. Trotzdem war sie entnervt, denn sie brauchte die Autorisationen des
Generals dringend. Also beschloss sie, die Initiative zu ergreifen, und langte
nach ihrem Handy. Als einer der zentralen Ausrüstungsgegenstände der ECSB
verfügte ihr Telefon nicht nur über die modernste Elektronik, zusätzlich waren
viele Rufnummern von Experten aus ihrem Netzwerk, Politikern und
Führungspersönlichkeiten der Polizeidienste gespeichert. Solveigh schien es nur
gerecht, dem General für sein arrogantes Auftreten eine Ohrfeige zu verpassen.
Sie suchte aus dem Telefonbuch die richtige Nummer, was keineswegs eine
triviale Aufgabe war, da die Nummern nicht per Namen, sondern mit Ländercodes
und Funktionen gespeichert waren. Anders war der riesigen Menge an Rufnummern
gar nicht Herr zu werden. Sie scrollte zunächst bis zu F für France, danach
suchte sie das P für Politics. Darunter fand sie fünf Einträge:
    Â 
    F-P-PM-xxx
    F-P-MoD-x
    F-P-MoI-x
    F-P-MoJ
    F-P-MoF
    Besonders bedeutende Personen waren mit dem Zusatz -x
gekennzeichnet, sie durften nur in Ausnahmefällen kontaktiert werden. Heute ist
so eine Ausnahme, entschied Solveigh und wählte den dritten Eintrag. Nach
wenigen Sekunden ertönte ein Freizeichen, das nach dem zweiten Klingeln karg
beantwortet wurde: »Einen Moment, ich verbinde.« Während Agent Lang wartete,
durchgestellt zu werden, echauffierte sich der General weiter über ihre in
seinen Augen ›wahnwitzigen Forderungen‹.
    Am anderen Ende der Pariser Innenstadt entschuldigte sich in dieser
Sekunde der französische Innenminister nach einem diskreten Handzeichen seines
dienstältesten Leibwächters bei seiner Abendgesellschaft in dem noblen Pariser
Restaurant Chez Marie: »Einen kleinen Moment, werte Damen, meine Herren, ich
bin gleich zurück, aber es ist dringlich.«
    Â»Oui, c’est Michèlle Alliot-Marie«, meldete er sich an dem Telefon,
das ihm sein Leibwächter hingehalten hatte.
    Solveigh konnte ein Grinsen auf ihrem Stuhl gegenüber dem wütenden
General nicht unterdrücken: »Guten Abend, Herr Minister, Agent Solveigh Lang
von der ECSB. Ich brauche Ihre Überzeugungskraft bei einem Ihrer Mitarbeiter
… Nein, das Übliche, Akten, Tatort … Ja, es ist der Fall von heute Mittag
… Selbstverständlich. Vielen Dank.«
    Â»Für Sie, Monsieur Rocard«, bemerkte sie trocken und reichte das
Telefon über den großen Eichentisch.
    Â»Ja!«, bellte der General ins Telefon und erbleichte. Die nächsten
anderthalb Minuten blieb er still bis auf ein kurzes »Ja, aber …«
zwischendrin. »Selbstverständlich, Herr Minister, wie Sie wünschen«, war sein
Fazit des Gesprächs. Sichtlich zerknirscht gab er Solveigh das Handy zurück und
brüllte: »Lagrand!« Woraufhin sein junger Adjutant den Kopf hereinsteckte.
    Â»Mademoiselle Lang. Besorgen Sie Computerzugang mit
Zugriffsberechtigung A+, aber nur Lesezugriff, und einen Ausweis von irgendeiner
beschissenen Einheit, Sie können sich eine aussuchen. Ach ja, und geben Sie ihr
eine Waffe mit Schein. Geben Sie ihr, was sie will, und dann schmeißen Sie sie
raus. Das wäre alles für heute, Lagrand.«
    Â»Berechtigung A+? Habe ich das richtig verstanden, Sir?«
    Â»Ja, Lagrand, bist du schwerhörig, oder was? A+. Madame darf alles
lesen, sogar meine eigene Personalakte, verdammte Scheiße. Und jetzt raus.«
    Solveigh hielt dem General zum Abschied die Hand hin. »Auf gute
Zusammenarbeit, General.«
    General Rocard winkte ab.
    KAPITEL 15
    Paris, Büro von General Rocard
    Tag 1: Montag, 7. Januar, 22:50 Uhr
    Gespannt beobachtete Dominique Lagrand von seinem
Schreibtisch aus, wie die spätabendliche Besucherin die Tür zum Büro seines
Vorgesetzten hinter sich zuzog: »So, das wäre geschafft.«
    In Lagrands Augen war es erstaunlich, dass es ihr gelungen war,
seine aufgeblasene Kröte von Chef zum Platzen zu bringen. Er wusste, dass der
General nichts mehr hasste, als wenn ausgerechnet eine Frau seine Autorität
infrage stellte. Und dieser war es tatsächlich gelungen, ihm Netzwerkzugriff
und eine Waffe abzuringen, dabei war sie nicht mal Französin: »Wie haben Sie
das nur fertiggebracht, Mademoiselle Lang?«
    Â»Was fertiggebracht? Ach so, der da«,

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