Operation Blackmail
verpassen, um etwas Zeit zu gewinnen: »Sie haben eine ungewöhnliche
Waffe, so eine Jericho habe ich noch nie gesehen. Und Sie wollen wirklich
keinen Schein dafür?«
»Sie haben ein gutes Auge für Details. Ja, sie wurde speziell für
uns entwickelt, das Material ist leichter, und sie verfügt über einen
Extraschlitten für ein Infrarot-Zielsystem. Und was den Schein angeht: Wer sagt
Ihnen eigentlich, dass ich keinen habe?«, proklamierte Agent Lang.
»Für wen speziell entwickelt?«, versuchte Dominique einen weiteren
VorstoÃ, »und woher wollen Sie einen Schein für Frankreich haben, in unserer
Datenbank ist keiner auf Ihren Namen gelistet?«
»Unsere Einheit untersteht der EU. Das Innenministerium wird sich
noch mit Ihnen in Verbindung setzen, wie Sie mit Aktenvermerken umzugehen
haben. Aber machen Sie sich keine Sorgen, da wir dort nicht auftauchen werden,
können Sie und Ihr freundlicher Herr General den ganzen Ruhm ernten. Sollten
wir den Fall erfolgreich zum Abschluss bringen â¦Â«
»Ich mache mir keine Sorgen, Agent Lang«, gab er verärgert zurück
und nahm mit Tempo 80 die Ausfahrt, die hinunter zur Seine führte. Was dachte
die eigentlich von ihm? Dass es ihm nur um die Publicity ging, wie Rocard? Er
fühlte sich gründlich missverstanden.
Als sie vor ihrem Hotel angekommen waren, siegte seine Faszination
für die geheimnisvolle Agentin über seine schüchterne Natur: »Sagen Sie, Agent
Lang, hätten Sie Lust auf einen Feierabend-Drink? Sie sehen aus, als könnten
Sie einen gebrauchen â¦Â«
Die Hand schon an der Wagentür, überlegte sie eine ganze Weile und
stellte schlieÃlich fest: »Wahrscheinlich haben Sie recht. Also gut, geben Sie
mir fünfzehn Minuten zum Einchecken und Frischmachen.«
Bereits nach zehn Minuten kam Agent Lang wieder aus der Lobby, sie
hatte sich umgezogen: enge Jeans, rotes Top, ein kurzer Mantel. Sehr
vorteilhaft, fand Dominique. Als sie die Rue Jacob hinuntergingen, flogen ihnen
Schneeflocken ins Gesicht, und der Wind trug die typischen Geräusche einer
GroÃstadt bei Nacht vorbei. Ein Fenster wurde energisch geschlossen, irgendwo
startete ein Nachtschwärmer seinen Roller, der knatternd zum Leben erwachte und
davonbrauste. Der Schnee dämpfte die Kulisse wie Watte.
Er hatte sich für ihr Feierabendbier eine kleine Bar in der Nähe
ausgesucht, die er gut kannte. An der unscheinbaren Tür wurde ein dunkler
lilafarbener Samtvorhang zur Seite geschoben, und ein hünenhafter Türsteher
nahm sie in Augenschein. Da Dominique den Schwarzen im eleganten langen Mantel
kannte, war er sicher, trotz seines jungen Aussehens hier nicht den Ausweis
vorzeigen zu müssen. Wenige Augenblicke später öffnete sich die Tür. Sie betraten
den Gastraum, der von Braun und dunklem Rot dominiert wurde. Dominique mochte
diese Bar besonders, denn hier trafen sich Pariser Nachtschwärmer, keine
Touristen, es ging zwanglos zu, und viele der Gäste waren regelmäÃige Besucher.
Er half seiner Begleiterin aus dem Mantel, und schon sanken sie tief in eines der
Plüschsofas. Solveigh Lang bestellte ein Bier, er ein alkoholfreies. Für einen
Moment lauschten sie der Musik, einer Jazzinterpretation bekannter Popsongs.
Obwohl Agent Lang äuÃerlich entspannt dasaÃ, fiel ihm auf, dass sie ihre
Umgebung aufmerksam beobachtete, ihre Müdigkeit schien wie verflogen. Natürlich
war ihm klar, dass er nicht in ihrer Liga spielte, aber sie faszinierte ihn,
das musste er zugeben. Vor allem die Augen: ihr helles Blaugrau wirkte in dem
rötlichen Licht der Bar noch exotischer. Sogar gefährlich. Anziehend. Als sie
elegant die Beine übereinanderschlug, bemerkte er, dass ihre hochhackigen Pumps
eine auffällige rote Sohle hatten, die farblich genau zu ihrem Top passte.
Louboutin? Von seiner Ex-Freundin mit dem Schuhtick, wusste er, dass diese Marke
mehr als fünfhundert Euro pro Paar kostete â mit dem Gehalt einer Polizistin?
Ein weiterer Punkt auf seinem Fragenkatalog über die geheimnisvolle Agentin.
Ungewollt musterte er ihr Dekolleté, das schlichte Tanktop lieà keine Fragen
offen: Der Schöpfer hatte sie nicht mit einer Pamela-Anderson-Oberweite
ausgestattet, im Gegenteil. Sie hat ja fast so eine Täubchenbrust wie ich,
amüsierte sich Lagrand. Plötzlich schoss sie aus ihrer entspannt
zurückgelehnten Haltung hervor. Doch ihre Stimme
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