Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Operation Cyborg

Operation Cyborg

Titel: Operation Cyborg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Riess
Vom Netzwerk:
gesehen, als wir auf dem Campingplatz ankamen. Die Festung ist schon recht alt – uralt um genau zu sein. Bis in die Bronzezeit lassen sich Festungsanlagen dort nachweisen. Aber wohl erst in der Neuzeit wurden die unterirdischen Räume angelegt über die wir hier reden. Sie reichen bis tief in die Gesteinsschichten. Angelegt wurden sie vor allem durch die Preußen. Als das gesamte Gebiet nach dem Wiener Kongreß an Preußen fiel, haben die die Festung zu einem der größten Festungskomplexe Europas ausgebaut und gewaltige Kasematten tief in den Berg getrieben. Da die Festung nach dem ersten Weltkrieg nicht geschleift wurde, konnten die Nazis sie später übernehmen. Die haben die Anlage weiträumig ausgebaut und unter anderem einen großen Luftschutzbunker errichtet. Der Bunker wurde beim Luftangriff auf Koblenz 1945 nicht zerstört. Im Gegenteil. Die Festung blieb als einziges fast vollständig unbeschädigt, allerdings sprengte die Wehrmacht vor ihrem Abzug große Teile der unterirdischen Anlage, so daß die Amerikaner ihre volle Komplexität nie ganz ergründen konnten. Einige dieser Bereiche sind bis zum heutigen Tag unzugänglich. Die Amerikaner haben aber trotzdem bereits 1945...«
    Tom verzog das Gesicht und überhörte die folgenden Erläuterungen des Majors. Er kam sich vor wie an der Uni, wobei ihm dort niemals auch nur in den Sinn gekommen wäre, eine Vorlesung im Historischen Seminar zu besuchen. Aber er ließ Krieger seinen Vortrag. Irgendwann sollte er allerdings zum Punkt kommen, fand Tom. Er schielte verstohlen zu Jazz. Sie saß neben ihm auf der Bank, gegenüber von Krieger und sah diesen aufmerksam an, den Kopf leicht schräg geneigt. Im Gegensatz zu ihm vernahm der Cyborg die Historie von Ehrenbreitenstein offenbar mit großem Interesse. Jazz sollte Geschichte studieren, dachte Tom und verdrehte die Augen.
    »Sind Sie noch bei uns, Sanders?«, fragte Krieger ärgerlich. Tom zuckte erschrocken zusammen. Ihn überkam ein Dejavu-Erlebnis. Ihm war, als würde Lohmeier ihn tadeln. Noch erschreckender aber war, daß Jazz jetzt auch vorwurfsvoll schaute. Sie blickte ihn in einer Art und Weise an, wie Nina es immer tat, wenn er etwas machte oder sagte, was sie nicht guthieß. Tom schüttelte sich und vertrieb das Dejavu.
    »Bin ganz Ohr«, sagte er, aber es funktionierte bei Krieger genauso wenig wie bei Lohmeier seinerzeit. Krieger rümpfte verärgert die Nase aber dann fuhr er fort.
    »Teile der Anlage sind seit dem Zweiten Weltkrieg jedenfalls für verschiedene Zwecke genutzt worden. Sogar als Atommüllager wollten unsere spinnerten Politiker sie mißbrauchen. Glücklicherweise wurden sie aber von einer Bürgerinitiative ausgebremst. Was die Öffentlichkeit zunächst jedoch nicht mitbekam war, daß die Bundeswehr Ende der 70er Jahre verstärkt die Anlage nutzte. Dabei legte man auch einige tiefergelegenen Ebenen frei, die noch von der Wehrmacht gesprengt worden waren. Eine Zeit lang überlegt man, den Bunker in das Schutzraumkonzept der BRD einzugliedern, aber daraus sollte nichts werden. Ein Teil der Anlage wurde beim Rheinhochwasser 1993 stark beschädigt und einige Stollen standen danach eine Zeit lang unter Wasser. Trotzdem hat die Bundeswehr noch einmal Geld reingebuttert und bis Ende der 90er Jahre dort einen Bunker eingerichtet, der als Kommandobunker genutzt werden konnte. Die haben Anfang 2001 sogar einen z900 installiert und Glasfaserkabel dorthin verlegt. Aber beim Hochwasser im März 2001 war dann im wahrsten Sinne des Wortes Schicht im Schacht. Der große, extra erweiterte Versorgungszugang stürzte ein und man konnte die Anlage danach nur noch über die kleineren Wartungs-und Personentunnel erreichen. Die Bundeswehr entschloß sich daraufhin den ganzen Komplex aufzugeben. Die Bergung des Equipments wäre zu aufwendig gewesen, also hat man einfach alles darin gelassen. Ein ganzes SAN mit Mainframe und Disk-Arrays, aber auch Aggregate für Strom, Wasser-und Luftaufbereitung, einen gefüllten 30.000 Liter Dieseltank und so weiter.«
    »Was für eine Geldverschwendung«, entfuhr es Tom und Krieger nickte zustimmend.
    »Die Festung ist seit 2002 Teil des UNESCO Weltkulturerbes und damit war das Thema einer Bergung mit schwerem Gerät sowieso erledigt. Dieser Tage wurde entschieden, daß die alte Festung in den nächsten Jahren saniert werden soll. Da haben sich die vom Verteidigungsministerium einfach gedacht, sie versiegeln ihren Bunkerbereich in der unterirdischen Anlage und verlieren nie

Weitere Kostenlose Bücher