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Operation Cyborg

Operation Cyborg

Titel: Operation Cyborg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Riess
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heranzukommen. Außerdem müßten wir uns eventuell ein paar äußerst unangenehme Fragen gefallen lassen, wenn wir wieder in dieser Richtung ermittelten.«
    »Hmm«, entgegnete Toni lediglich, dann verfielen beide Männer in grüblerisches Schweigen.
    »Das Ding«, wiederholte Toni in Gedanken. Es bereitete ihm immer noch eine Gänsehaut, wenn er über die Begebenheiten rund um diesen ominösen Tom Sanders und die Geschehnisse vor zwei Tagen nachdachte.
    Sanders galt offiziell immer noch als tot. Die einzigen Ermittler, die wußten, daß der Kerl die Explosion an der Tankstelle überlebt hatte, waren nach wie vor nur sie beide – Lang und er. Und ja, ihre unausgesprochene Vereinbarung, darüber besser den Mantel des Schweigens zu hüllen, hielt er nach wie vor für richtig. Er hatte lange Zeit darüber gegrübelt, was in Sanders Wohnung tatsächlich vorgefallen war. Und er kam zu dem Schluß, daß er keiner Sinnestäuschung erlegen war. Er hatte das verletzte und verunstaltete Mädchen – das Ding – mit einer Kugel aus seiner Dienstwaffe erwischt und sie mitten in die Brust, rechts unterhalb des Halses getroffen. Doch der Schuß hatte keinerlei Wirkung gezeigt. Ein kleiner Kranz aus Blut hatte sich um das Einschußloch an ihrer Kleidung gebildet, das war alles. Es bewies, daß sie keine schußsichere Weste getragen hatte. Toni und auch Lang hatten noch eine Weile nach dem Projektil gesucht, es aber nicht gefunden. Toni hatte schließlich die Patronenhülse eingesteckt und den abgegeben Schuß in seinem Bericht einfach unter den Tisch fallen lassen. Glücklicherweise hatte das Mädchen ihre entladenen Waffen in Sanders Zimmer deponiert, bevor die beiden dort aus dem Fenster gestiegen waren, um der Ansammlung von Hausbewohnern zu entgehen, die der Kampflärm vor Sanders Wohnungstür gelockt hatte. Den Verlust ihrer Dienstwaffen begründen zu müssen, hätte sie erheblich in Erklärungsnot gebracht.
    Vor seinem geistigen Auge, sah Toni immer wieder die fürchterliche Wunde am Arm des Mädchens. Nur zu deutlich hatte man dort Metallteile sehen können, wo ein Mensch eigentlich Knochen haben müßte. Nein, wer oder was auch immer sie war: ein Mensch jedenfalls nicht – so aberwitzig dieser Gedanke sein mochte. Und es gab dafür weitere Hinweise: Zwei Zeugenaussagen zu dem Amoklauf an der Uni deuteten darauf hin, daß das Mädchen dort möglicherweise das vermeintliche 'Opfer' der Schießerei gewesen sein könnte. Laut dieser beiden Aussagen wurde sie vor dem Café von mindestens drei oder vier Kugeln getroffen. Toni wußte nun, warum die Kripo nach wie vor keine Spur eines angeschossenen, oder gar getöteten Opfers hatte. Und möglicherweise war sie auch die Fahrerin des schwarzen BMW SUVs gewesen, der an der Tankstelle verbrannte – die Annahme paßte zu den Eindrücken, die ihre Brandverletzungen vermittelten.
    Es war eine gruselige Vorstellung, aber Toni mußte sich an dieser Stelle eingestehen, daß es da draußen doch etwas gab, das seinem rationalen, berufsbedingten Realismus Hohn spottete. Etwas, dem mit polizeilichem Rüstzeug aus Ausbildung und Berufserfahrung nicht beizukommen war. Und Lang ging es da nicht anders.
    Was aber noch schlimmer wog als diese Erkenntnis: Sie konnten mit niemandem darüber reden. Weder mit Kollegen, noch mit Familie oder Freunden. Immerhin hatten sie einander, so daß keiner diese Bürde alleine tragen mußte.
    »Werden Sie trotzdem einen Bericht anfordern, ich meine zu der Sache in Koblenz?«, wollte Toni schließlich wissen.
    Lang überlegte eine Weile bevor er antwortete. Dabei sah er Toni direkt in die Augen.
    »Ja, ich denke das werde ich. Rein interessehalber.«
    »Offiziell geht die Suche nach Severin natürlich weiter. In anderer Richtung, wie ich hoffe«, schob er noch nach.
    »Was passiert, wenn wir dabei doch wieder den Weg von Sanders und ... und dem Ding kreuzen?«, wollte Toni wissen.
    »Nun, das werden wir wohl oder übel herausfinden müssen, wenn es soweit ist«, erwiderte Lang. »Wir haben das letzte Zusammentreffen auch überlebt. Ich glaube weder Sanders noch seine Beschützerin sind wirklich unsere Feinde. Und dennoch. Ich bete täglich dafür, daß Siggi und Jimbo etwas Neues aus dem Netz fischen, das unsere Ermittlungen weit, weit weg von Sanders führt, das können Sie mir glauben.«
    Toni nickte. Das wäre ihm auch mehr als recht.
    »Na schön«, sagte Toni und stand mit einem Seufzer von seinem Stuhl auf. »Ich mache für heute Feierabend. Aber Sie

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