Operation Sahara
Zeit schrie Tombs durch die offene Dachklappe einen Befehl ins Kanonendeck hinunter. Die Geschützpforten schwangen beiseite, und die drei Kanonen, die gesamte Breitseite der
Texas,
nahmen den Turm der
Onondaga
unter Feuer. Die Granate eines 100-Pfünders flog durch eine der geöffneten Geschützpforten, traf ein Dahlgren-Geschütz und hinterließ im Geschützturm Rauch, Flammen und eine fürchterliche Verwüstung. Neun Männer wurden getötet und elf schwer verwundet.
Bevor die Kanonen der beiden Schiffe nachgeladen werden konnten, war die
Texas
wieder in der Nacht verschwunden und fuhr sicher um die nächste Flußbiegung. Der vordere Geschützturm der
Onondaga
feuerte blind einen Abschiedsgruß hinterher. Die Granaten schossen heulend über das Achterdeck der fliehenden
Texas
hinweg.
Verzweifelt trieb Commander Austin seine Mannschaft an, ankerauf zu gehen und um 180 Grad zu wenden. Es war vergebens. Die Höchstfahrt des Panzerschiffes lag nur etwas über sieben Knoten. Es bestand keine Hoffnung, das Rebellenschiff einholen zu können.
In ruhigem Ton sagte Tombs zu Lieutenant Craven: »Von nun an, Mr. Craven, verstecken wir uns nicht mehr hinter der Flagge des Feindes. Bitte hissen Sie die Farben der Konföderierten und lassen Sie die Geschützpforten schließen.«
Eilfertig sprang ein junger Midshipman auf den Mast zu, löste das Fall, holte die ›Stars and Stripes‹ ein und hißte die diagonal gekreuzten Balken und Sterne auf rotweißem Grund.
Craven stand neben Tombs auf dem Panzerdeck. »Jetzt sind alle alarmiert«, stellte Tombs fest, »das wird kein Zuckerschlecken von hier aus bis zum Meer. Mit den Küstenbatterien werden wir fertig. Die feindliche Feldartillerie ist nicht stark genug, um unserer Panzerung mehr als einen Kratzer zuzufügen.«
Tombs schwieg und warf einen besorgten Blick über den Bug auf das schwarze Ufer, das sich vor ihnen dahinzog. »Die Kanonen der Unionsflotte, die an der Flußmündung auf uns warten, sind am gefährlichsten.«
Noch bevor er den Satz beenden konnte, wurden sie vom Ufer aus unter Sperrfeuer genommen.
»Jetzt geht’s los«, murmelte Craven, während er sich schnell auf seinen Posten ins Kanonendeck zurückzog. Tombs blieb ohne Deckung hinter der Lotsenbrücke stehen, um sein Schiff gegen feindliche Einheiten, die möglicherweise den Fluß blockierten, ins Gefecht zu führen.
Granaten von unsichtbaren Batterien und Musketenfeuer von Scharfschützen trafen jetzt die
Texas
wie ein Hagelsturm.
Obwohl seine Männer über seine Entscheidung fluchten, hielt Tombs die Geschützpforten weiter geschlossen. Er sah keinen Grund, seine Mannschaft der Gefahr auszusetzen und wertvolles Pulver und Kugeln an einen Feind zu verschwenden, den er nicht ausmachen konnte.
Zwei weitere Stunden war die
Texas
den Angriffen ausgesetzt.
Ihre Maschinen liefen ruhig und gleichmäßig und schoben sie ein oder zwei Knoten schneller vorwärts, als ursprünglich bei der Kiellegung vorgesehen. Dann und wann tauchten hölzerne Kanonenboote auf, feuerten ihre Breitseite ab und versuchten, die Jagd aufzunehmen. Die
Texas
ignorierte sie einfach und schoß an ihnen vorbei.
Plötzlich schälte sich die vertraute Silhouette der
Atlanta
aus dem Dunkel. Das Schiff lag quer zur Strömung mit drohender Breitseite vor Anker. Seine Steuerbordgeschütze nahmen das Ziel auf, als der Ausguck meldete, daß das Rebellenschiff entschlossen und mit voller Fahrt auf sie zurausche.
»Die wußten, daß wir kommen«, murmelte Tombs.
»Soll ich sie passieren, Captain?« fragte Hunt, der Lotse, und zeigte sich am Ruder bemerkenswert unbeeindruckt.
»Nein, Mr. Hunt«, antwortete Tombs. »Rammen Sie das Schiff knapp hinter dem Heck.«
»Wir drücken sie auf die Seite«, erwiderte Hunt, dem das Manöver sofort einleuchtete. »Zu Befehl, Sir.«
Mit einer achtel Drehung am Ruder hielt Hunt jetzt mit dem Bug der
Texas
genau auf das Heck der
Atlanta
zu. Zwei Granaten des ehemals konföderierten Schiffes krachten in die vordere Panzerung, durchschlugen sie und drückten die rückwärtigen Holzplanken 30 Zentimeter ein. Drei Mann wurden von Splittern verletzt.
Der Abstand verringerte sich schnell, und die
Texas
grub drei Meter ihres eisernen Rammsporns in den Rumpf der
Atlanta.
Dann durchstieß der Rammsporn das Achterdeck, kappte die Ankerkette, schleuderte die
Atlanta
um 90 Grad herum und drückte gleichzeitig ihr Deck herunter. Durch die Geschützpforten des Nordstaaten-Panzerschiffs schoß Wasser, und das Schiff
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