Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
ziemlich kompliziert, Mr. Präsident …«
»Dann vereinfachen Sie sie so weit wie möglich.«
Dulles schilderte, wie die Polizei die Leichen in der Wohnung in Brooklyn gefunden hatten, nachdem eine Schießerei gemeldet worden war. Einer der beiden Toten war als Dmitri Popow identifiziert worden, der für die CIA gearbeitet hatte. Der andere Tote war Felix Arkaschin, ebenfalls sowjetischer Attaché und Major des KGB. Dulles brauchte mehrere Minuten, um die komplizierten Einzelheiten zu umreißen, wie die CIA vom FBI alarmiert worden war. Branigan hatte von dem Alarm erfahren und wußte, daß Massey Popow als Ausbilder benutzt hatte. Also hatte Branigan dasHaus in New Hampshire aus Sicherheitsgründen durchsuchen lassen.
Dulles fuhr besorgt fort: »Das Blockhaus ist niedergebrannt, und Massey und seine Leute sind verschwunden. Branigan hat eines unserer Teams losgeschickt, um das Grundstück abzusuchen. Vor etwa einer Stunde sind vier Leichen gefunden worden; drei im Wald und eine weitere in der Nähe des Sees. Eine der Leichen ist ein Killer namens Braun, der für die Sowjets gearbeitet hat. An der Leiche versteckt befand sich ein einzelner Ordner, derjenige, auf den ich mich beziehe. Massey hatte eine Kopie bekommen, damit Slanski sich die Informationen einprägen konnte. Der Ordner enthielt Einzelheiten über Stalins Umfeld, seine Persönlichkeit, seine Schwächen und seine Stärken. Sogar seine Krankengeschichte war dabei. Und seine derzeitigen Sicherheitsmaßnahmen, soweit wir in dieser Richtung Gewißheit haben. Ebenso befand sich ein Grundriß des Kremls und der Datscha in Kunzewo in der Akte. Der Ordner unterlag der strengsten Geheimhaltungsstufe.«
»Befanden sich in dem Ordner irgendwelche Hinweise auf die Operation Schneewolf?«
»Nein, Sir.«
Eisenhower fuhr ungeduldig fort: »Warum nehmen Sie dann an, daß die Sowjets erraten könnten, was wir vorhaben? Dieser Braun ist tot, und der Ordner enthielt keinerlei Hinweise auf unser Vorhaben.«
Dulles zögerte. »Ich glaube, daß der stellvertretende Direktor diese Frage besser beantworten kann, Sir.« Er nickte Wallace zu.
»Mr. Präsident, wie Sie wissen, war die Operation Schneewolf aus Sicherheitsgründen und wegen der höchst brisanten Natur der Mission ultrageheim. Außer uns vieren hier im Zimmer und den direkt beteiligten Personen wußte niemand davon. Damit meine ich Massey und denjenigen, den wir rüberschicken wollten, Slanski. Nicht einmal die Frau, die ihn zu Tarnungszwecken begleitet, kennt sein Ziel.«
»Kommen Sie zur Sache«, fiel Eisenhower ihm abrupt ins Wort.
Wallace war sichtlich unwohl. Hilfesuchend blickte er Dulles an, doch als der ihm keine Unterstützung lieferte, fuhr erfort: »Unsere Gerichtsmediziner nehmen an, daß Brauns Leichnam bereits ausgegraben wurde, bevor wir ihn gefunden haben. Wir vermuten, daß Moskau die Frau hat beobachten lassen und die Absicht hatte, sie durch Braun töten oder verschleppen zu lassen. Das ist das Wahrscheinlichste. Braun muß den Ordner in dem Blockhaus gefunden haben, Sir, bevor er getötet wurde, und zwar wahrscheinlich von Massey oder einem seiner Leute. Wir vermuten, daß der KGB ein zweites Team losgeschickt hat, als Braun und die anderen nicht zurückgekommen sind. Kislow ist sicher nicht nach Moskau geflogen, um nur Arkaschins Tod und den der anderen zu melden. Das würde eine solche Reise nicht rechtfertigen. Wir nehmen an, er ist dorthin geflogen, weil das zweite Team herausgefunden hat, was mit Braun geschah und außerdem auf den Ordner gestoßen ist. Sie haben ihn untersucht, aber bei der Leiche gelassen. Dann ist Kislow informiert worden und hat sofort begriffen, was diese Nachricht bedeutet. Ein Mann wie Kislow ist kein Narr. Aufgrund der Einzelheiten in dem Ordner und Masseys Beteiligung an der Sache kann er sich ausrechnen, daß wir einen Einsatz gegen Stalin unternehmen wollen, und zwar bald, weil der größte Teil des Trainings stets unmittelbar vor einem Einsatz durchgeführt wird.« Eisenhower wartete schweigend, bis Wallace zu Ende gesprochen hatte. Ein Ausdruck der Frustration lag auf dem Gesicht des Präsidenten, als er rasch den Ordner überflog. Seufzend klappte er den Umschlag zu.
»Scheint so, als säßen wir bis zum Hals in einem Riesensack Pferdescheiße, stimmt’s?«
»Es steht ziemlich schlecht, Sir«, stimmte Dulles zu.
»Gut, eins nach dem anderen«, sagte Eisenhower rasch. »Ist das Team schon drüben?«
»Nein, Sir.«
Der Präsident seufzte. »Gott
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