Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
sei Dank. Wenn ich eins gelernt habe, dann das: Wenn man schon in der Grube sitzt, sollte man zu schaufeln aufhören. In diesem Stadium können wir nicht absolut sicher einschätzen, ob Moskau weiß, was wir vorhaben. Aber bei diesem Risiko müssen wir die ganze Operation abblasen. Es ist eine Schande. Angesichts der Lage zwischen Moskau und Washington hatte ich gehofft, daß IhreLeute eine Chance hätten, auch wenn sie noch so klein war.« Dulles wollte etwas sagen, doch Eisenhower hob gebieterisch die Hand. »Wenn die Sowjets wegen dieses Arkaschin diplomatischen Wirbel veranstalten, erledige ich das. Jetzt müssen wir einfach abwarten, was sich tut.« Er schüttelte resigniert den Kopf. »Aber nur Gott weiß, wohin das führt, wenn Sie recht haben. Wo ist Massey?«
Der stellvertretende Direktor schaute Eisenhower gequält an. »Sir, wir wissen, daß er trotz der neuesten Entwicklung nach Finnland geflogen ist, um das letzte Stadium der Operation vorzubereiten. Wir wissen nur nicht, wo genau in Finnland er sich aufhält.«
Eisenhower blickte Dulles an. »Haben Sie nicht gerade gesagt, die Operation hätte noch nicht begonnen?«
»Wir können das nur annehmen, Mr. Präsident, weil wir bisher den ›Go‹-Kode nicht bekommen haben. Wie Sie wissen, liegt diese Operation gänzlich im Verantwortungsbereich von Massey. Wir haben nur einen groben Plan geliefert, eine Schablone sozusagen, und Massey hat die Einzelheiten ausgearbeitet. Einer unserer Befehle an Massey lautete, daß wir ein Signal von ihm erhalten, wenn die Operation sich im letzten und entscheidenden Stadium befindet, was bedeutet, daß der Fallschirmabsprung seiner Leute unmittelbar bevorsteht. So behielten wir uns die Chance vor, die Operation notfalls abzublasen. Bis jetzt ist das nicht geschehen. Da uns Massey aber auch nicht über die Probleme auf seinem Stützpunkt informiert hat, können wir nicht hundertprozentig davon ausgehen, daß er sich meldet.«
»Himmel … Das wird ja immer schlimmer.«
»Es spielen auch noch einige andere Faktoren eine Rolle, die darauf hindeuten, daß die Operation noch nicht angelaufen ist.«
»Und welche?«
»Wir glauben, daß Massey vorgestern abend mit den beiden Agenten Boston verlassen hat. Er hat den planmäßigen Flug nach London genommen und ist von dort über Stockholm nach Helsinki geflogen. Wenn er seinen Terminplan weiter einhält, bedeutet es, daß er in den vergangenen vierzehn Stunden Washingtoner Zeit in Helsinki eingetroffen ist.Wir haben Kontakt mit den Einwanderungsbehörden dieser Länder aufgenommen und einen Notfall gemeldet. Uns wurde bestätigt, daß die falschen Papiere benutzt wurden, die unsere Sowjetabteilung ausgestellt hat. Die finnischen Behörden haben außerdem bestätigt, daß Massey und sein Team gestern abend in Helsinki gelandet sind. Sie nehmen jedoch an, daß Massey wegen des Wetters den Absprung erst heute abend vornehmen wird.«
»Und wie können wir ihn erreichen?« fragte Eisenhower ruhig.
»Wie ich sagte: Es wurde ihm überlassen, sich zu melden. Das haben wir vereinbart. Damit können wir uns von dem Einsatz distanzieren, wenn er fehlschlägt. Massey hat nur den Befehl erhalten, sich zu melden, wenn es Probleme gibt, und eine Nummer in Washington anzurufen und den ›Go‹-Kode zu hinterlassen.« Wallace schluckte. »Sir, wir müssen davon ausgehen, daß er die Absicht hat, den Plan weiterzuverfolgen, aus welchen Gründen auch immer.«
»Ist er dumm oder verrückt? Haben Sie mir nicht gesagt, er wäre einer der besten Leute, die wir haben?«
»Er ist der Beste, Sir. Mr. Dulles hat während des Krieges in Europa mit ihm gearbeitet und kann es bestätigen. Es ist mir völlig schleierhaft, weshalb er sich jetzt so unprofessionell verhält.«
Der stellvertretende Direktor blickte unbehaglich drein. Eisenhower erhob sich. Er war wütend. Sein Gesicht war noch bleicher als zuvor, und seine Augen schimmerten dunkel zwischen den zusammengekniffenen Lidern.
»Die einzige Erfolgsaussicht dieser Mission lag in ihrer Geheimhaltung. Das ist ganz offensichtlich nicht mehr der Fall. Ihren Worten entnehme ich, daß man in Moskau ahnt, daß etwas im Busch ist. Wenn diese beiden Leute russischen Boden erreichen und gefangengenommen werden, kommt für uns dabei nur eins heraus: eine Katastrophe. Ich glaube, wir alle können uns lebhaft vorstellen, wie die Russen reagieren, wenn sie handfeste Beweise bekommen.«
Eisenhower blickte die drei Männer nacheinander an. »Wir reden hier
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