Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
nicht nur über einen Anlaß, einen Krieg vom Zaun zu brechen, meine Herren. Wir sprechen über den Kriegschlechthin. Wir reden über eine sowjetische Reaktion, die uns zwanzig Jahre zurückwerfen könnte. Sie können in Westberlin und überall sonst in Europa einmarschieren und behaupten, es wäre eine Präventivmaßnahme oder bloße Vergeltung. Wir sprechen hier über die größte mögliche Katastrophe, die unser Land und unsere Verbündeten treffen könnte.«
Dulles blickte Eisenhower unsicher an. »Mr. Präsident, es braucht nicht erwähnt zu werden, daß wir alles Erdenkliche tun, Massey aufzuspüren. Aber Sie werden verstehen, daß wir wegen der Brisanz dieser Angelegenheit eigene Leute auf finnischem Boden brauchen. Branigan hat bereits ein Team zusammengestellt, und die Männer sind unterwegs. Auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews wartet ein Düsenjet. Sobald er hier fertig ist, steigt er in diese Maschine und fliegt nach Finnland, um mit seinen Leuten Kontakt aufzunehmen. Aber wir brauchen Ihre Intervention bei unserem Botschafter in Helsinki, damit wir deren Hilfe und möglicherweise auch die volle Unterstützung der finnischen Regierung bekommen.«
Eisenhower holte tief Luft und seufzte dann laut. »Zeit ist kostbar, Gentlemen. Was passiert, wenn es zu spät ist? Wo stehen wir dann?«
»Mit allem Respekt, Mr. Präsident, wir können sie immer noch lokalisieren und stoppen«, sagte Branigan.
»Dann erzählen Sie mir wie, um Himmels willen.«
»Es ist eine Frage des Timings«, erklärte Branigan. »Die meisten Operationen nach Rußland und ins Baltikum sind vom Wetter abhängig. Ist das Wetter gut, macht die CIA grundsätzlich keine Absprünge, weil das russische Radar unsere Flugzeuge sofort aufspüren würde. Der Bericht, den man Massey gezeigt hatte, empfahl den Absprung der Agenten im Gebiet des Baltikums, und ich bin sicher, daß er es auch so machen wird. Er benutzt wahrscheinlich einen einheimischen Piloten, der Erfahrung mit Flügen in den russischen Luftraum hat. Wir haben den Wetterbericht für dieses Gebiet überprüft. Es ist von einem heftigen Schneesturm die Rede, der heute abend aus Nordosten über die Ostsee fegt, gegen 20 Uhr Helsinki-Zeit. Das dürfte ziemlich genau der Zeitpunkt sein, zu dem Massey seine Leute losschickt. Damit haben wir den in Frage kommenden Zeitraum eingegrenztund genug Spielraum. Mit ausreichend Leuten können wir ihn aufspüren, bevor der Start erfolgt. Und mit der Kooperation der Finnen und ihrer Luftwaffe könnten wir die Überfahrt für Massey und sein Team unmöglich machen. Wenn genug Flugzeuge in dem Gebiet patrouillieren, können sie dafür sorgen, daß seine Maschine niemals auch nur in die Nähe ihres Ziels kommt!«
»Sie meinen, Sie wollen sie abschießen?«
»Wenn nötig, ja.«
Eisenhower musterte jeden der drei Männer, und in dem Blick seiner sonst so freundlichen blauen Augen schimmerte stählerne Härte.
»Es ist mir egal wie, aber sorgen Sie dafür, daß Sie Massey und die anderen finden. Finden oder aufhalten, mit allen Mitteln, die Sie zur Verfügung haben. Selbst wenn das ihren Tod bedeutet. Es ist sehr unerfreulich, Gentlemen, wenn man bedenkt, wie tapfer und mutig diese Leute sind. Aber die Konsequenzen eines Fehlschlags sind einfach zu bedrohlich. Haben Sie das verstanden?«
Die drei Besucher nickten.
Eisenhower war immer noch blaß, als er auf seine Armbanduhr blickte und das Treffen beendete. Er schaute Dulles wieder an.
»Treffen Sie alle Vorbereitungen, die nötig sind. Ich muß wohl nicht betonen, daß dieses Gespräch unter uns bleibt. Aber halten Sie unsere Agenten auf, klar?«
»Jawohl, Sir, Mr. Präsident.«
Finnland
23. Februar
Slanski parkte den Volvo an der Strandpromenade von Helsinki und legte mit Anna in einer Straßenbahn den Rest der Strecke bis in die Stadt zurück.
Überall brannten Lichter, und sie bummelten eine halbe Stunde über den alten Fischmarkt und den Platz vor der Kathedrale, bevor sie in ein kleines Restaurant am Esplanadi-Boulevard einkehrten.
Als Anna das letzte Mal hier gewesen war, hatte sie sich die Stadt nicht angeschaut. Mit seiner zaristischen Architektur erinnerte Helsinki sie an ein Miniatur-Leningrad, an das alte Leningrad, das sie als Kind gesehen hatte. Doch Helsinki war lebendiger, die Straßen waren sauberer, und die hell erleuchteten Fenster der Geschäfte waren voller verlockender Waren und Delikatessen.
Die beiden Holzgebäude der berühmten Kapelli-Teestube waren wegen des
Weitere Kostenlose Bücher