Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
Reifen, so daß es sowohl auf Eis als auch auf einer normalen Piste starten und landen konnte. Über der Motorenverkleidung und dem Propeller lag eine schwere Wolldecke. Saarinen fuhr zärtlich mit einer Hand über die Heckflossen.
»Eine Schönheit, stimmt’s? Das Norseman C-64 Leichttransportflugzeug, kanadisches Design, wie die amerikanische Luftwaffe es während des Krieges benutzt hat. Ich habesie bei einer Militärversteigerung in Hamburg für ’n Appel und ’n Ei bekommen. Sie ist für Länder mit kaltem Klima ideal und macht hundertvierzig Knoten mit maximal acht Passagieren. Aber bei diesen Temperaturen muß man sie verhätscheln wie ein Baby. Man muß sie mehrmals am Tag anlassen, sonst friert das Öl ein, und bei der beißenden Kälte platzt das Metall des Motors.« Er schaute auf die Uhr. »Es wird wieder Zeit. Treten Sie lieber etwas zurück.«
Sie blieben außerhalb der geöffneten Hangartore stehen, während Saarinen die Decke vom Motor und dem Propeller zog. Er schwang sich überraschend geschickt ins Cockpit, wobei er sein Holzbein nachzog. Dann ließ er den Motor an und schob den Gashebel vor. Er ließ die Maschine etwa zehn Minuten laufen. Der Lärm war ohrenbetäubend. Schließlich zog er langsam den Hebel zurück, so daß die Drehzahl fünf Minuten lang immer weiter sank, bis er den Motor schließlich abstellte und aus dem Cockpit kletterte.
»Gut, das reicht für ein paar Stunden. Jetzt muß ich mich selbst aufwärmen. Wie die meisten empfindlichen Finnen in so harten Wintern gieße ich mir ein paar steife Drinks hinter die Binde, damit mein Blut nicht einfriert. Möchten Sie auch einen?«
»Hört sich an gut«, sagte Massey.
Er schaute zu Slanski und Anna hinüber. Slanskis verkniffener Mund verriet die Anspannung, und seine Augen huschten nervös hin und her. Er winkte wie ein Tier im Käfig, das es kaum erwarten konnte, endlich freigelassen zu werden. Anna wirkte gelassen, doch Massey konnte auch ihre Rastlosigkeit spüren.
»Danke für das Angebot, Janne, aber lieber ein andermal«, sagte Slanski und wandte sich an Massey.
»Was steht als nächstes auf dem Plan?«
»Wir gehen heute abend noch einmal die Waffen, die Kleidung und die Papiere durch. Alles, was Sie für den Absprung und die Zeit danach brauchen. Inzwischen gibt es nicht viel zu tun.«
»Wie wäre es, wenn ich Anna eine kleine Ablenkung biete?«
»An was für eine Ablenkung haben Sie gedacht?«
»Eine Fahrt nach Helsinki und zurück, falls wir uns Jannes Wagen leihen können.«
Als Massey zweifelnd das Gesicht verzog, fuhr Slanski fort: »Jake, wir haben die letzten sechzehn Stunden in Flugzeugen verbracht. Ich brauche Luft und etwas Bewegung. Anna ebenfalls.«
Massey blickte Anna an. »Was halten Sie davon?«
»Ich glaube, Alex hat recht.«
Massey spürte die unbehagliche Stimmung, eine nervöse Verzweiflung nach den Geschehnissen der letzten Stunden. Vermutlich tat eine Abwechslung gut.
Er blickte Saarinen fragend an. »Was sagst du, Janne?«
Der Finne zuckte mit den Schultern. »Ich hab’ keine Einwände.« Er suchte die Wagenschlüssel und warf sie Slanski zu. »Passen Sie nur auf die Straßen auf. In dieser Jahreszeit sind sie verteufelt glatt. Und trinken Sie nichts, bevor Sie zurückgekommen sind. Alkohol am Steuer ist so ziemlich das einzige, bei dem die Polizei hier oben keinerlei Spaß versteht.«
»Gut«, sagte Massey zu Slanski. »Aber ich möchte, daß ihr beide um neun wieder hier seid. Nicht später.«
»Ein letzter Geschmack der Freiheit, bevor wir rübergehen, Jake. Ich glaube, Sie schulden uns ein gutes Abendessen.«
Massey zog die Brieftasche heraus und reichte Slanski einige finnische Geldscheine. »Wahrscheinlich haben Sie recht. Mit den besten Empfehlungen von Washington. Kommt mir nicht abhanden, ihr zwei. Und seid um Himmels willen vorsichtig.«
26. KAPITEL
Washington, D.C.
24. Februar
Es war kurz vor zwei Uhr morgens, und es regnete in Strömen, als die Ford-Limousine ohne Nummernschild am Hintereingang des Weißen Hauses hielt.
Die drei Insassen stiegen aus und wurden von Geheimdienstleuten im Eilschritt ins Oval Office eskortiert.
Präsident Eisenhower saß bereits hinter seinem Schreibtisch. Er trug einen Morgenmantel, und sein teigiges Gesicht wirkte müde und erschöpft. Er erhob sich kurz, als die drei Männer den Raum betraten. »Setzen Sie sich. Kaffee steht auf dem Tisch, falls jemand welchen möchte.«
Ein dampfender Kaffeetopf und ein Tablett mit Tassen standen auf
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