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Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Titel: Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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Winters geschlossen. Die Teestube wirkte wie ein elegantes, aber etwas heruntergekommenes Café, in dem einst die Wohlhabenden aus der Zarenzeit diniert haben mochten. Und im Hafen lagen die bunten Vergnügungsboote vertäut, die im Sommer Helsinkis Inseln ansteuerten; ihre Rümpfe waren in dickem Eis gefangen. Ab und zu sah man Löcher in der Eisfläche, um die dick vermummte Männer und Jungen standen und nach Heringen angelten.
    Im Restaurant war es warm und betriebsam. Sie setzten sich an einen freien Tisch am Fenster. Slanski bestellte Schnaps und Vorschmack für sie beide. Sie aßen schweigend. Anschließend spazierten sie die Küstenstraße in Richtung Kaiwopuistu zurück. Es hatte aufgefrischt. Der Wind kam von der offenen See und war bitterkalt.
    Slanski blieb stehen und deutete auf eine Bank. Seine Miene war ernst. »Setzen Sie sich, Anna. Wir müssen uns unterhalten.«
    »Worüber?«
    »Über Sie.«
    Er zündete sich eine Zigarette an und hielt ihr die Schachtel hin, als sie sich neben ihn setzte. »Wie geht es Ihnen?«
    Sie strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Wie sollte es mir denn gehen?«
    »Sie sollten Angst haben.« Sie bemerkte den scharfen Zug der Anspannung um seine Lippen. »Haben Sie Angst, Anna?«
    »Ein bißchen, glaube ich.«
    »Es ist noch nicht zu spät, Ihre Meinung zu ändern.«
    »Was soll das heißen?«
    Slanski deutete auf die Stadt. »Die schwedische Botschaft befindet sich zehn Minuten von hier entfernt. Sie könntendort um Asyl bitten, und ich würde Sie nicht aufhalten. Zum Teufel mit Massey. Wahrscheinlich würde er es sogar verstehen. Ich kann die Sache auch allein durchziehen.«
    »Warum sagen Sie mir das? Woher kommt Ihre plötzliche Sorge?«
    Slanskis Gesicht hatte einen schmerzerfüllten Ausdruck. »Sie haben gesehen, was mit Wasili passiert ist. Und es stimmt, was Popow darüber erzählt hat, was der KGB mit weiblichen Agenten macht, die erwischt werden. Ich habe es selbst gesehen.«
    »Erzählen Sie es mir.«
    Er wandte den Blick ab. »Vor zwei Jahren wurde ich ins Baltikum geschickt, um eine Widerstandsgruppe zu organisieren. Einer der Partisanen, die ich mit ausgebildet hatte, war ein neunzehnjähriges Mädchen. Der KGB hat sie geschnappt, als er eines der Waldlager stürmte, die von den Partisanen benutzt wurden. Was man ihr angetan hat, kann man nicht beschreiben.«
    »Haben Sie sie geliebt?«
    »Das dürfte wohl kaum wichtig sein, oder? Soviel sei gesagt: Ich habe es dem Bastard heimgezahlt, der es ihr angetan hat. Er liegt jetzt zwei Meter unter der Erde.«
    Anna blickte hinaus auf die Bucht. Sie sah die senffarbenen Wände einer Inselfestung. Die kleinen Inseln daneben wirkten wie gefrorene Maulwurfshügel auf dem Meer. Ein Eisbrecher lief langsam aus dem Hafen aus. Sein stählerner Bug zerteilte die Eisschicht und sprühte einen Bogen Eiskristalle in die Luft, die wie Diamanten funkelten.
    »Ich habe Angst. Aber nicht so viel, daß ich aufgeben würde.« Wieder musterte Anna Slanskis Gesicht. »Was in dem Blockhaus passiert ist … Und wie Sie reagiert haben … Das war nicht nur Rache für Wasili, obwohl es auch eine Rolle spielte. Aber Sie hatten einen Ausdruck in den Augen, als würden Sie erst zum Leben erwachen, wenn Sie der Gefahr gegenüberstehen. Fürchten Sie sich denn niemals?«
    »Wovor? Früher oder später sterben wir alle. Vielleicht erfahren wir ja in dem Moment, in dem wir dem Tod begegnen, die Wahrheit über uns selbst.« Er lächelte. »Es sind keine Helden, die stehenbleiben und dem Ärger ins Gesicht lachen;so was gibt es nicht. Das tun nur Fatalisten, die nichts zu verlieren haben.«
    »Und Sie haben nichts zu verlieren?«
    »Nicht viel jedenfalls.«
    »Haben Sie außer Wasili niemals jemanden geliebt? Eine Frau, zum Beispiel?«
    »Typisch, daß mir eine Frau diese Frage stellt. Aber was hat das mit unserem Auftrag zu tun?«
    Sie betrachtete ihn aufmerksam. »Vielleicht nichts, vielleicht aber auch alles. Eine Frau sollte etwas über ihren Mann wissen. Und ich weiß so gut wie nichts über Sie.«
    »Was wollen Sie denn wissen?«
    »Sagen Sie mir, was Sie in Ihrer Kindheit in Rußland am meisten gemocht haben. Erzählen Sie mir etwas über Ihre Familie.«
    Slanski wich ihrem Blick aus.
    »Ihrer Familie ist irgend etwas zugestoßen, stimmt’s? Haben Sie Rußland deshalb verlassen?«
    »Das geht Sie wohl kaum etwas an«, erwiderte er spröde. »Außerdem ist es längst passé. Es ist schon zu lange her. Denken Sie nicht mehr

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