Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
erleichtert, nachdem ich es Ihnen erzählt habe.«
Sie lächelte wieder. Dann nahm ihr Gesicht einen traurigen Ausdruck an, und sie schien mit den Gedanken in weiter Ferne zu sein.
»Was ist danach passiert?« fragte ich.
Sie setzte sich. »Sie meinen, was aus den anderen geworden ist? Berijas Geschichte kennen Sie sicher. Nach Stalins Tod hat er um die Macht gepokert und verloren. Ironischerweise hat man ihn beschuldigt, ein Spion für den Westen zu sein. Aber in Wirklichkeit hatte er sich zu viele Feinde gemacht, die ihm den Tod wünschten. Er wurde im Kreml verhaftet und kurz darauf erschossen. Zum Schluß hat er doch noch seine gerechte Strafe bekommen. Einige behaupten auch, daß er getötet wurde, weil er wußte, was wirklich mit Stalin passiert ist, und seine Genossen im Kreml die Sache gründlich vertuschen wollten.«
»Und was ist passiert, nachdem Sie aus Moskau geflohen sind?«
»In den Tagen darauf versank Rußland im Chaos. Da auch Romulka tot war, erwies unsere Flucht sich als nicht allzu schwierig. Wir schafften es bis nach Finnland, aber natürlich erwarteten uns dort Probleme. Selbstverständlich war man bei der CIA der Meinung, daß die anderen und ich ein Sicherheitsrisiko darstellten, falls jemals etwas über die Operation herauskommen würde. Und Henri Lebel fürchtete um sein Leben, als er erfuhr, daß er bei der Ermordung Stalins eine Rolle gespielt hatte, wenn es auch nur eine kleine Rolle war. Aber Henri war sehr raffiniert. Als Ihr Vater ihm in Paris das erste Mal diesen Handel vorgeschlagen hatte, schrieb Henri alle Einzelheiten auf und schickte sie in einem versiegelten Umschlag an seinen Rechtsanwalt. Zusammen mit der Anweisung, daß der Inhalt veröffentlicht werden soll, wenn Henri es verlangte oder wenn ihm und Irina jemals etwas passierensollte. So sicherte er sich gegen jeden Versuch der CIA ab, ihn zu erpressen, noch einmal für sie zu arbeiten oder ihn aufs Kreuz zu legen. Also hat die CIA sich an das Versprechen Ihres Vaters gehalten. Sie haben mit Hilfe des Mossad für mich und Sascha und auch für Henri und Irina neue Identitäten und ein neues Leben in Israel geschaffen. Sie dachten, wir wären dort sicherer, falls der KGB sich an uns rächen wollte, aber glücklicherweise ist es niemals dazu gekommen.«
Sie schaute aus dem Fenster. »Der Mossad war sehr froh über den Lauf der Dinge. Nach Stalins Tod endeten die Judenverfolgungen in Rußland, und die Konzentrationslager wurden niemals fertiggestellt. Sogar die überlebenden Ärzte wurden freigelassen. Die Amerikaner haben Sascha und mir eine schöne Wohnung in Tel Aviv besorgt und uns finanziell gut versorgt. Ich wurde gewarnt, jemals meine wahre Identität zu enthüllen oder auch nur das geringste über unsere Operation preiszugeben, weil es unser Leben gefährden könnte. Aber die neuen Herrscher im Kreml machten niemals publik, daß die Mission ein Erfolg gewesen ist. Sie haben nicht einmal bestätigt, daß es eine solche Operation überhaupt gegeben hat. Sie wären dadurch auch nur in eine peinliche Situation geraten. Vielleicht hätte das sogar Krieg bedeutet … und den wollte niemand, am wenigsten die Sowjets, die ohne Führung waren. Washington kam das gerade recht. Chruschtschow wurde Stalins Nachfolger, und er brandmarkte seinen Vorgänger später für seine Verbrechen. Dennoch wurden einige Leute für Stalins Tod bitter bestraft. Nicht lange danach ermordete der KGB systematisch und sehr brutal eine Anzahl extremistischer russischer und ukrainischer Emigrantenführer in Europa, vermutlich in dem fälschlichen Glauben, daß sie mitverantwortlich für das Attentat auf Stalin wären. Doch ob die CIA mit dem Finger auf sie gezeigt hat oder nicht, weiß ich nicht.«
»Warum hat die CIA behauptet, mein Vater hätte Selbstmord begangen?«
»Damals war der Tod Ihres Vaters ein Problem für Washington. Sie mußten ihn irgendwie vertuschen, ohne daß seine Kollegen mißtrauisch wurden. Offiziell wurde erklärt, er habe auf einer Europareise Selbstmord begangen. Sie sagten,daß er aus Krankheitsgründen beurlaubt worden war, nachdem er aus München nach Washington zurückgerufen wurde. Sie behaupteten, er wäre depressiv und labil gewesen. Das Datum für seinen Selbstmord legten sie auf einen Termin vor unserer Operation, damit niemand ihn mit den späteren Geschehnissen in Verbindung bringen konnte. Es war zwar nicht fair Ihrem Vater gegenüber, aber aus Gründen der Sicherheit unabdingbar. Und natürlich hat man
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