Operation Zombie
nicht mehr erlebt hat. Diese Art von Anstrengung verlangt titanische finanzielle wie staatliche Kraftakte, die beide an diesem Punkt praktisch schon gar nicht mehr möglich waren. Das amerikanische Volk hatte gerade einen sehr langen und blutigen Konflikt hinter sich. Es war müde. Es hatte die Schnauze voll. Das Pendel schwang, genau wie in den 1970er Jahren, von breitester Zustimmung zu vehementer Ablehnung. In totalitären Regimen - dem Kommunismus, dem Faschismus, dem religiösem Fundamentalismus - kann man öffentlichen Zuspruch immer voraussetzen. Man kann Kriege anzetteln, sie in die Länge ziehen, man kann jeden x-Beliebigen, so lange man will, in eine Uniform stecken, ohne dass man je auch nur den geringsten Wechsel des politischen Klimas befürchten müsste. In einer Demokratie jedoch verhält es sich exakt entgegengesetzt. Man muss die öffentliche Zustimmung als eine endliche nationale Ressource betrachten. Man muss weise und sparsam und mit größtmöglichem Ertrag für die eigene Investition damit umgehen. Amerika ist besonders anfällig für Kriegsmüdigkeit, und nichts lässt die Stimmung schneller umschlagen als eine gefühlte Niederlage. Ich sage bewusst »gefühlte« Niederlage, da Amerika eine ausgeprägte Alles-oder-nichts-Gesellschaft ist. Wir lieben den großen Sieg, den Touchdown, den K.o. in der ersten Runde. Wir möchten uns und andere gern wissen lassen, dass unser Sieg nicht nur beispiellos war, sondern eindeutig verheerend. Wenn nicht... na ja, sehen Sie sich an, wo wir vor der Panik waren. Wir haben den letzten Konflikt nicht verloren, ganz im Gegenteil. Eigentlich haben wir eine sehr schwierige Aufgabe mit sehr wenigen Ressourcen und unter außerordentlich schwierigen Umständen erfüllt. Wir haben gewonnen, aber die Öffentlichkeit hat das nicht so gesehen, weil es sich nicht um den Blitzkrieg-Endsieg handelte, den unser Nationalgeist verlangt. Zu viel Zeit war vergangen, zu viel Geld war ausgegeben worden, zu viele Leben waren verloren oder unheilbar beschädigt worden. Wir hatten unsere öffentliche Zustimmung nicht nur verbraucht, sondern steckten tief in den roten Zahlen. Denken Sie nur allein an die Kosten für Phase zwei. Wissen Sie, wie viel Geld man investieren muss, um auch nur einen einzigen amerikanischen Bürger in eine Uniform zu stecken? Und ich meine nicht nur die Zeit, in der er diese Uniform aktiv trägt: Ausbildung, Ausrüstung, Nahrung, Unterkunft, Transport, medizinische Vorsorge. Ich spreche von den langfristigen Kosten. die das Land, der amerikanische Steuerzahler, für diese Person für den Rest ihrer natürlichen Lebensspanne aufbringen muss. DaS ist eine erdrückende finanzielle Last, und zu der Zeit hatten wir kaum genügend Mittel, um auch nur das zu unterhalten, was schon vorhanden war. Aber selbst wenn unsere Kassen nicht leer gewesen wären, wenn wir das nötige Geld gehabt hätten, um alle Uniformen herzustellen, die erforderlich gewesen wären, um Phase zwei in die Tat umzusetzen, was meinen Sie, wen hätten wir breitschlagen können, sie sich anzuziehen? Das geht tief ins Herz der amerikanischen Kriegsmüdigkeit. Als ob die »traditionellen« Schrecken - die Toten, Verstümmelten, psychisch Verkrüppelten - nicht genug wären, hatte man es jetzt mit einer ganz neuen Art von Problemgruppe zu tun, den »Verratenen«. Wir waren eine Freiwilligenarmee, und jetzt seht nur, was aus den Freiwilligen geworden ist. An wie viele Geschichten über einen Soldaten dessen Dienstzeit verlängert wurde, oder über einen Reservisten. der nach zehn Jahren im zivilen Leben plötzlich in den aktiven Dienst zurückbeordert wurde, erinnern Sie sich denn? Wie viele Wochenendkrieger haben ihre Jobs oder Häuser verloren? Wie viele kamen zurück und standen vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens oder, noch schlimmer, kamen gar nicht zurück? Amerikaner sind ein ehrliches Volk, wir erwarten eine faire Behandlung. Ich weiß, viele andere Kulturen denken, das sei naiv, wenn nicht gar kindisch, aber es ist eines unserer heiligsten Prinzipien. Zu sehen, dass Onkel Sam wortbrüchig wird, «lass er Leuten ihr Privatleben nimmt, ihre Freiheit nimmt... Nach Vietnam, ich war damals als junger Staffelführer in Westdeutschland stationiert, mussten wir sogar ein eigenes psychologisches Programm ins Leben rufen, nur um zu verhindern, dass unsere Soldaten desertierten. Nach diesem letzten Krieg ließen sich unsere dezimierten Reihen nicht mit noch so viel psychologischer Betreuung, noch so
Weitere Kostenlose Bücher