Operation Zombie
klar, am besten konnten sie verheimlichen, was sie da trieb, indem sie es vor aller Augen trieb. Anstatt die Säuberungen selbst zu leugnen, leugnete sie einfach ihren wahren Grund.
Die Suche nach Dissidenten?
Größer, der ganze Zwischenfall in der Straße von Taiwan: der Sieg der Taiwanesischen Nationalistischen Partei, die Ermordung des Verteidigungsministers der VRC, die Mobilmachung, die Drohungen, die Demonstrationen und anschließenden Säuberungsaktionen wurden ausnahmslos vom Ministerium für Staatssicherheit eingefädelt und sollten nur dazu dienen, den Blick der Weltöffentlichkeit von der wirklichen Gefahr abzulenken, die da in China heranwuchs. Und es hat funktioniert! Alle Geheimdienstinformationen, die wir aus China hatten, das plötzliche Verschwinden, die Massenhinrichtungen, die Ausgangssperren, die Mobilmachung von Reservisten - alles ließ sich mühelos als Standardvorgehensweise der Kommunistischen Partei Chinas interpretieren.
Tatsächlich hat es so gut funktioniert, dass wir überzeugt waren, in der Straße von Taiwan würde der dritte Weltkrieg ausbrechen, und Geheimagenten aus anderen Ländern abzogen, in denen es gerade die ersten Opfer der Untotenseuche gegeben hatte.
So gut waren die Chinesen.
Und wir so schlecht. Es war sicher keine Sternstunde der Agency. Wir litten immer noch unter den Folgen der Säuberungsaktionen...
Sie meinen die Reformen?
Nein, ich meine die Säuberungsaktionen, denn genau darum handelte es sich. Als Josef Stalin seine besten militärischen Befehlshaber entweder erschießen oder ins Gefängnis werfen ließ, lichtete er damit nicht halb so viel Schaden für seine nationale Sicherheit an wie die Verwaltung bei uns mit ihren »Reformen«. Der letzte militärische Einsatz war ein Debakel, und raten Sie mal, wer das zu spüren bekam. Wir hatten den Befehl erhalten, eine politische Vorgehensweise zu rechtfertigen, und als diese Vorgehensweise zu einem politischen Fiasko wurde, traten alle, die uns den Befehl gegeben hatten, in die eigenen Reihen zurück und zeigten mit dem Finger auf uns. »Wer hat uns überhaupt erst gesagt, dass wir in den Krieg ziehen sollen? Wer hat uns in dieses Schlamassel hineingeritten? Die CIA!« Wir konnten uns nicht rechtfertigen, ohne gegen die nationale Sicherheit zu verstoßen. Wir mussten einfach dasitzen und es hinnehmen. Und was war die Folge? Abwanderungen. Warum sich das alles bieten lassen und Opfer einer politischen Hexenjagd werden, wenn man einfach in die Privatwirtschaft wechseln konnte? Ein fetterer Gehaltsscheck, geregelte Arbeitszeiten und vielleicht, vielleicht ein wenig Respekt und Anerkennung seitens der Leute, für die man arbeitet. Wir haben viele erstklassige Männer und Frauen verloren, eine Menge Erfahrung, Initiative und unschätzbare analytische Denker. Uns blieb nur der Bodensatz, eine Bande naseweiser, kurzsichtiger Eunuchen.
Aber das können nicht alle gewesen sein.
Nein, natürlich nicht. Einige von uns blieben, weil wir an unsere Arbeit glaubten.
Uns ging es nicht um Geld oder Arbeitsbedingungen oder ein gelegentliches Schulterklopfen. Wir wollten unserem Land dienen. Wir wollten die Sicherheit unseres Volkes garantieren. Aber selbst bei diesem Maß an Idealismus kommt einmal der Punkt, wenn man sich klarmachen muss, dass Blut, Schweiß und Tränen, die man vergießt, letztendlich ausnahmslos vergeblich sind.
Sie wussten also, was wirklich geschah.
Nein ... nein ... Das konnte ich nicht. Man konnte unmöglich bestätigen...
Aber Sie hatten einen Verdacht. Ich hatte... Zweifel.
Könnten Sie deutlicher werden?
Nein, tut mir leid. Aber ich kann so viel sagen, dass ich meinen Mitarbeitern gegenüber das Thema mehrmals angeschnitten habe.
Was geschah?
Die Antwort war stets dieselbe: »Begräbnis erster Klasse.«
War es so?
[Nickt.] Ich sprach mit... jemandem an höherer Stelle, nur ein fünfminütiges Meeting, bei dem ich eine gewisse Besorgnis ausdrückte. Er dankte mir für mein Kommen und versicherte mir, er würde sich der Sache unverzüglich annehmen. Am nächsten Tag bekam ich meine Versetzung: Buenos Aires, mit sofortiger Wirkung.
Haben Sie je vom Warmbrunn-Knight-Report gehört?
Heute, gewiss, aber damals ... das Exemplar, das Paul Knight persönlich vorbeigebracht hatte, das wurde drei Jahre nach der Großen Panik in der untersten Schublade eines Beamten im Büro des FBI in San Antonio gefunden. Das erwies sich freilich als irrelevant, denn unmittelbar nach meiner Versetzung ging
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