Opfere dich
um seinen Fuß zwischen ihre Schenkel zu drücken, und somit erwischte sie nur seinen Oberschenkel.
Wütend schrie Darragh auf. Er schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Ihr Kopf knallte gegen den Metallschrank. Sie stöhnte vor Schmerz auf. Einige Sekunden wurde ihr schwarz vor Augen. Ihr Kopf schien zu explodieren. Das Kopfweh kehrte zurück, viel stärker als zuvor. Sie fühlte sich benommen, aber sie musste sich wieder fangen.
Reiß dich zusammen, feuerte sie sich an. Dein Leben hängt davon ab.
23.
Doch der Schmerz betäubte alles. Als sie etwas klirren hörte, wusste sie, dass ihr das Skalpell aus der Hand gefallen war. Sie schaute zu Boden, ebenso wie Darragh. Das chirurgische Messer lag auf den weißen Fliesen. Etwas Blut klebte an der Klinge. Und ihre Hände waren immer noch gefesselt.
„Das hättest du nicht tun sollen“, knurrte er.
„Du willst doch, dass ich kämpfe. Die anderen Frauen langweilen dich, weil sie keine Herausforderung mehr darstellen.“
„Ich werde dir zeigen, wer hier die Macht hat. Das ist mein Spiel. Ich habe die Kontrolle“, schrie er und ballte seine Hand zur Faust.
Sein Arm schnellte vor. Storm konnte sich gerade noch ducken. Seine Faust donnerte gegen die Wand. Darragh gab einen Aufschrei von sich und wedelte mit der Hand in der Luft herum, als könnte das den Schmerz vertreiben. Eilig lehnte sich Storm vor und rammte ihm ihre Schulter in den Magen. Er taumelte rückwärts.
Sie nutzte diesen Moment zur Flucht, doch bevor sie an ihm vorbei war, griff er von hinten in ihr Haar und riss sie zurück. Diesmal war sie es, die schrie. Der Schrei jedoch verstummte jäh, als er den Arm um ihren Hals legte und zudrückte.
Während er sie würgte, zerrte er sie zum Seziertisch. Panisch kämpfte Storm gegen ihn an. Sie zappelte, versuchte ihm auf die Füße zu treten und ihn in die Weichteile zu boxen. Aber ihre Gegenwehr war vergebens. Die Atemnot schwächte sie. Verzweifelt rang sie nach Luft. Ihre Gegenwehr verlor an Kraft.
Endlich gab er ihren Hals frei. Sie atmete durch, sog die kostbare Luft tief in ihre Lungen ein. Darragh schob den samtbezogenen Block beiseite und hob Storm auf den Tisch. Nur langsam fing sie sich wieder.
Halte durch! Halte durch! Halte durch, sprach Storms innere Stimme wie ein Mantra.
Unfähig, sich zu wehren, beobachtete sie mit Schrecken, wie Darragh ihre Fußgelenke mit Schnallen an den Seziertisch band. Wo vor kurzem noch Carol Frost gelegen hatte, befand sich nun Storm, jedoch anders als Carol lag sie auf dem Rücken.
Mit der Atemluft kehrte auch Storms Kampfgeist zurück. Sie wollte leben! Auch wenn ihr Dasein einsam war und sie außer ihren Adoptiveltern und ihrem Job nicht viel hatte, so glaubte sie, dass dort draußen noch viele schöne Dinge auf sie warteten.
Ihr Puls raste. Storm zitterte am ganzen Körper. Ihr Brustkorb wogte auf und ab. Sie versuchte sich zu konzentrieren und setzte sich auf. Darragh fesselte bereits ihr zweites Bein. Wenn sie wenigstens die Arme frei bekommen könnte!
Sie tastete nach dem Schnitt im Kabel, den das Skalpell hinterlassen hatte. Ihre Finger waren feucht von Schweiß und Blut. Da war er, eine Einkerbung in der Ummantelung. Darunter befand sich nicht ein dicker Draht, wie Storm vermutet hatte, sondern sie spürte zahlreiche Metallfasern, von denen einige bereits durchtrennt waren. Sie zog kräftig daran, aber das Kabel riss nicht. Hektisch knickte sie die Fasern hin und her. Die Panik in ihr schwoll an. Sie wollte nicht wahrhaben, dass ihr Leben in diesem Panikraum zu Ende gehen würde. Die Chemiefasern waren steif. Storm bog sie nach allen Seiten, riss zwischendurch immer wieder daran und spürte, dass ihre Augen feucht wurden, weil Darragh die zweite Schnalle soeben neben ihr schloss.
Doch dann – es schien eine Ewigkeit zu dauern – brachen die restlichen Fasern. Storm schluckte die Tränen herunter und zerrte mit aller Kraft daran, so dass die Ummantelung zerriss. Fieberhaft wickelte sie das Kabel ab. Ihre Handgelenke waren frei.
„Das wird dir auch nichts mehr nutzen“, sagte Darragh und stürzte sich auf sie.
Doch Storm wehrte ihn nicht mit ihren Händen ab, sondern sie griff den Block, der vor kurzem noch Carols Unterleib hochgehoben hatte. Sie holte damit aus und hieb ihm den Holzblock über den Schädel.
Darragh ging zu Boden.
Rasch öffnete sie die beiden Schnallen, die ihre Fußgelenke fixierten. Als sie vom Tisch sprang, stürzte sie, denn ihre Beine waren wie Gummi. Sie wollte
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