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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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»Jepp. Sie sind Kommissar Horndeich?«
    »Ja«, sagte er und reichte dem Mann die Hand. Sie verschwand beinahe in der fleischigen Pranke seines Gegenübers. Der hatte einen kräftigen Händedruck. Weller wog sicher hundertdreißig Kilo. Er war groß, trug das spärliche graue Haar zu einem dünnen Zopf gebunden.
    »Willkommen im Reich der Fahrzeugtechnik.«
    Horndeich wusste nicht so recht, was er darauf antworten sollte.
    Weller zeigte auf eine CAD-Konstruktion auf dem Vierzig-Zoll-Monitor. »Unsere neueste Entwicklung«, sagte er. Horndeich hatte keinen blassen Schimmer, was die kryptische Zeichnung darstellte. Er nickte anerkennend. Damit war Weller offenbar schon zufrieden.
    »Ihre Kollegen haben mich schon befragt, vor zwei Wochen. Ich hab auch heute keine Ahnung, wohin sich der Kollege Sacher verdrückt hat.«
    »Herr Weller, wir ermitteln nicht mehr in einem Vermisstenfall. Emil Sacher ist tot. Er wurde umgebracht. Deshalb müssen wir uns jetzt mit jedem aus seinem Umfeld nochmals unterhalten.«
    Weller war sichtlich geschockt. Und sprachlos. Also redete Horndeich einfach weiter. »Sie haben meinem Kollegen gegenüber ausgesagt, Sie hätten sich mit dem Opfer gut verstanden. Und Sie könnten sich sein Verschwinden nicht erklären. Gilt das heute auch noch? Oder fällt Ihnen vielleicht doch noch etwas ein, was uns weiterhelfen könnte?«
    »Wann wurde er denn umgebracht?«, fragte Weller.
    »Nun, das bringt mich gleich zur nächsten Frage: Wo waren Sie Freitagabend und in der Nacht von Freitag auf Samstag?«
    Weller musste nicht einmal überlegen. »Da war ich in Kassel. Habe einen Freund besucht. Bin Freitag dorthin – und Sonntag war ich wieder hier.«
    »Können Sie uns den Namen Ihres Freundes geben?« Täuschte sich Horndeich, oder zögerte Weller tatsächlich, bevor er zu einem Zettel griff und eine Adresse aufschrieb?
    Horndeich nahm den Zettel entgegen – dann griff er zum Handy. »Margot – kannst du bitte das Alibi von Gerhard Weller überprüfen? Er sagt, er war bei diesem Mann in Kassel.« Horndeich gab den Namen und die Telefonnummer durch.
    Er nahm zwar keine Schweißtropfen auf der Stirn des korpulenten Mannes wahr – dennoch hatte er den Eindruck, dass er Angst hatte. »Herr Weller, wie war Ihr Verhältnis zu Emil Sacher wirklich?«
    Weller zögerte. Dann seufzte er. »Nicht so gut, wie ich vor zwei Wochen gesagt habe. Aber da musste ich ja auch damit rechnen, dass ich ihm noch mal gegenüberstehen würde.«
    Womit sich Horndeichs Theorie bestätigt hatte.
    Nun, da ein Wiedersehen nicht mehr zu befürchten war, zog Weller vom Leder: »Sacher war ein egozentrisches, überhebliches Arschloch. Er ging über Leichen, um seine Ziele zu erreichen. Ich weiß nicht, wie und wo er geschmiert hat, aber er hat alles erreicht. Dass man ihm die stellvertretende Leitung übertragen hat, zum Beispiel – und, sehen wir es realistisch, wer einmal Prof. Dr. Dr. Jetzlows Position erben wird, ist eh klar. Okay, jetzt natürlich nicht mehr.«
    »Also steigen Ihre Chancen?«
    »Keine Ahnung. Sicher werde ich mich wieder bewerben – und die Karten werden noch mal neu gemischt. Aber, Herr Horndeich – oder wie spreche ich Sie korrekt an?«
    »Passt schon.«
    »… also, Herr Horndeich – ich habe seit Jahren hier einen guten Job. Ich verdiene mein Geld mit Dingen, die mir wirklich Spaß machen. Ich habe eine zehnjährige Tochter, für die ich viel Unterhalt zahle, die ich dafür aber oft sehe. Auch wenn Sacher ein Arschloch war – wofür hätte ich ihn umbringen sollen? Für dreihundert oder vierhundert Euro mehr im Monat? Ich werde doch nicht so bescheuert sein, alles aufs Spiel zu setzen, nur weil ein affektierter Affe neben mir Karriere machen will? Da hätte ich an dieser Uni noch ein paar mehr um die Ecke zu bringen.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wer Sacher möglicherweise ans Leder wollte?«
    »Herr Horndeich, ich hatte nur auf beruflicher Ebene mit Sacher zu tun. Ich habe ihn hier im Institut erlebt. Er hat immer ein Auge auf junge Studentinnen geworfen – wenn es in unserem Fachbereich auch nicht allzu viele davon gibt. Ich habe ihn bei offiziellen Anlässen gesehen. Er war bei den Mächtigen beliebt, er sprach ihre Sprache. Keine Ahnung, ob es da unterschwellige Machtkämpfe gegeben hat. Es tut mir leid, ich glaube, ich kann Ihnen da nicht weiterhelfen.«
    »Und bei den Studentinnen?«
    »Ich wüsste nicht, dass eine auf seine Avancen eingegangen wäre.«
    »Und zum Tag seines Verschwindens – da

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