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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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nicht wie, aber ich habe Schwingungen von Einverständnis gefühlt, obwohl du liegst, wie du liegst. Ich habe gespürt, dass du weiterleben willst. Ich will dafür sorgen, dass du es kannst. Wenn nicht, musst du versuchen, es mir auf irgendeine Art und Weise mitzuteilen. Ich kann mir in meiner wildesten Phantasie nicht vorstellen, wie man sich fühlt, wenn man so eingeschlossen ist. Aber ich hoffe, dass meine Besuche wenigstens eine gewisse Linderung bringen.

    Ich sehe, dass der Fernseher läuft. Wie üblich ist er wohl den ganzen Vormittag gelaufen, sie foltern dich, du Ärmster - ist es in Ordnung, wenn ich den Ton ein wenig leiser stelle? So. Das bedeutet an und für sich, dass du wohl weißt, was passiert ist? Dann weißt du ja auch, was um halb zehn geschieht. Wir können ja hin und wieder zum Fernseher hinüberschauen, damit wir nichts verpassen. Ich möchte schon gern wissen, wen sie diesmal als Frontfigur vorschicken ...

    Aber bis jetzt weiß man wahrlich nicht viel. Die Säpo, die schwedische Sicherheitspolizei, hat das Ganze sofort an sich gezogen. Sie haben uns alle überfahren.

    Möchtest du, dass ich dir erzähle, was bisher geschehen ist? Es wäre vielleicht gar nicht verkehrt, wieder Kontakt zu jener Welt aufzunehmen. Und sei es nur, um zu genießen, dass man verschont geblieben ist...

    Stell dir vor, wie viel wir trotz allem gemeinsam gemacht haben, beruflich und ... privat ...

    Ja ... Was sagt man ...? Verdammt, ich will jetzt nicht weinen. Weißt du noch, wie ich zu dir gesagt hatte, dass ich dich liebte?

    Es kommt mir vor, als wäre es unendlich lange her.

    Auf jeden Fall ... Ich war eingeschlafen. Waldemar Mörner rief mich um halb zwei in der Nacht an. Er war ziemlich angesäuselt, sodass nicht ganz klar war, was er sagte. Aber wann war es das je ... Nun, du weißt ja, wie er ist. Ich bekam auf jeden Fall den Eindruck, dass höchste Eile geboten war, ins Präsidium zu kommen, also ging ich hin.

    Ich kam wohl eine gute Stunde, nachdem es geknallt hatte, dort an. Noch nie im Leben habe ich ein derartiges Chaos gesehen. Man würde meinen, dass man für einen Fall wie diesen gut vorbereitet wäre, es ist ja kein gänzlich unerwartetes Szenario. Aber ich hatte noch nie ein solches Bedürfnis verspürt, das Wort >Tohuwabohu< zu benutzen. Dummerweise schnappte der Chef der Sicherheitspolizei es auf, als er gerade vorbeilief. Du kennst ihn ja, ein arroganter Arsch. Er stoppte, fragte, wer ich wäre und was ich dort täte.

    Die Sicherheitspolizei ist ja hauptverantwortlich, wenn es um Terrorismus geht. Du hast das ganze Geschwafel darüber ja mitbekommen, dass Schweden seine Abwehrbereitschaft gegen die neue Form des Terrorismus stärken muss. Vielleicht erinnerst du dich an diese Untersuchung vor zwei Jahren, derzufolge das Militär auch in Friedenszeiten eingesetzt und unter den Befehl der Polizei gestellt werden sollte. Und seitdem wittern der militärische Nachrichtendienst Must und die Sonderschutzeinheit SSG Morgenluft. Der Must ist auf einmal richtig öffentlich geworden. Im Frühjahr wies ein Bericht des Forschungsinstituts der Gesamtstreitkräfte darauf hin, dass Schweden auf einen größeren Terroranschlag im eigenen Land nicht ausreichend vorbereitet sei. Im Moment haben wir dafür nur die Sicherheitspolizei.

    Jedenfalls betrachtete mich der Sicherheitschef von oben herab und sagte: >Keine Sekretärinnen in der Führungszentrale.< Es war ein erhebender Augenblick. Das Komische war, dass ich nicht in erster Linie auf die >Sekretärin< reagierte, sondern fragte: >Welche verdammte Führungszentrale?< Und dann erntete ich diesen Blick, du weißt schon, wie singende Orang-Utans im Ballkleid.

    Ich versuchte, im Lauf der Nacht Kontakt zu Mörner und zur Führung der Reichskrim zu bekommen, aber weder unser neuer Reichskrim-Chef noch Mörner waren zu erreichen. Vielleicht saßen sie in der geheimen Führungszentrale. Die einzige Auskunft, die ich erhielt, war die, dass die Dienste der A-Gruppe wohl kaum erwünscht wären. Ich glaube nicht, dass die Sicherheitspolizei überhaupt weiß, was die Sondereinheit für Gewaltverbrechen von internationalem Charakter bei der Reichskriminalpolizei ist. Angesichts des Charakters dieser Tat sollte man es vielleicht doch wissen.

    Dagegen stieß ich auf den Pressesprecher der Stockholmer Polizei, der auf dem Weg zu einer improvisierten Pressekonferenz war. Er sagte, dass es wirklich eine Führungszentrale gebe, aber die sei woanders. Damit meinte er

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