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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Sechziger des letzten Jahrhunderts gelandet. Zwei Mädels hatten sogar Blumen im Haar. Oder waren daran die Drogen schuld?
    Benebeltes Hirn schweißt zusammen. Bald gesellten sich noch andere Blumenkinder zu ihnen. Einer, ein Australier, hatte ein paar Gläser und eine volle Flasche Whiskey dabei. Ein Mountainbikerpärchen aus Schweden spendierte eine Runde Hamburger mit Pommes, und weitere Joints machten die Runde. Die Verständigung fand auf Englisch statt. Und Herr Schweitzer plapperte, als sei es seine Muttersprache. Nicht immer wurde er verstanden. Aber was machte das schon? Nichts. Schließlich war man ja eine große, Grenzen als Störfaktor verachtende Familie mit allerhöchstem Toleranzanspruch. Die Musik hatte schon längst aufgehört, auch in Laos gibt es eine Sperrstunde.
    Wie und wann Herr Schweitzer nach Hause gekommen war … woher sollte er das wissen?
    Eine Stimme aus einer fernen Galaxie weckte ihn: „Aufstehen, mein Süßer.“
    Wieso aufstehen? Warum nicht noch ein bißchen weiterschlafen? Er, Herr Schweitzer, war doch gerade erst ins Bett gegangen. Außerdem war Klebstoff in seinen Augen und die Zunge rauh wie Schmirgelpapier. „Will nicht.“
    „Du verpennst noch den ganzen Tag. Wir wollten doch zur Lagune schwimmen gehen.“
    Bei dem Gedanken an eiskaltes Wasser schauderte ihn. Noch tiefer vergrub er sich in die Bettdecke.
    Mitunter konnte seine Freundin recht resolut sein. Ein Schwall Wasser aus dem Zahnputzbecher ergoß sich über seinem Haupt. „So, mein Lieber, jetzt aber raus aus den Federn. Und zwar ein bißchen dalli, der Herr.“
    „Ooouuh.“
    „Nix ooouuh. Raus mit dir. Hier ist deine Badehose. Ich warte draußen auf dich.“
    Die Tür knallte ins Schloß. Die Vehemenz dieses Vorgangs vermittelte Herrn Schweitzer völlig zu Recht, der Aufforderung besser Folge zu leisten. Vorsichtig quälte er sich ins Badezimmer. Per Katzenwäsche beseitigte er die gröbsten Orgienspuren.
    Als er mit immer noch verquollenen Augen auf die Veranda trat und sich so langsam ans blendende Licht über Vang Vieng gewöhnt hatte, erblickte er den Bambustisch. „Wie sieht’s denn hier aus?“
    Richtig schlau war diese Frage nicht, denn mehrere leere Bierflaschen und unappetitliche Zigarettenstummel säumten die Tischplatte. Noch bevor Herr Schweitzer die Frage beendet hatte, deuchte es ihm auch schon, daß diese Spuren der Verwüstung im Kontext mit seinem miserablen Allgemeinzustand zu betrachten waren. So fiel Marias Antwort auch alles andere als überraschend aus: „Ihr habt heute morgen hier noch ganz schön die Sau rausgelassen.“
    „Wir?“
    „Deine zwei Kumpels und du.“
    Soso, überlegte Herr Schweitzer, der eine wird wohl der Crailsheim-Harald gewesen sein. Doch wer war der andere? Direkt fragen mochte er nicht, hätte er doch damit seinen Gedächtnisschwund eingestehen müssen. „Waren wir sehr laut?“
    „Nur der Typ mit dem Frankfurter Dialekt. Hat die ganze Zeit von seiner Alten erzählt und wie sie ihm auf die Eier geht.“
    „Auf die Eier geht?“
    „Es war die reinste Litanei. Ich wollte schon rauskommen und sagen, daß er sich doch scheiden lassen soll.“
    Herr Schweitzer konnte mit dieser Aussage nichts, aber auch rein gar nichts anfangen. Ein Typ mit Frankfurter Dialekt? Das letzte, an das er sich erinnern konnte, waren die beiden schwedischen Mountainbiker, die beim Abschied mit ihren Rädern zusammenstießen, umfielen und ein großes Gelächter verursachten. Ach ja, und dann waren sie noch über eine Brücke getorkelt, und irgendwer hatte über’s Geländer gekotzt. Der Rest war im Dickicht der Amnesie verschwunden. Und allzu tiefes Nachdenken verursachte ihm Höllenschmerzen. Herr Schweitzer beließ es dabei. Vielleicht fällt’s mir ja wieder ein, vielleicht auch nicht. Egal, jetzt muß ich erst mal zusehen, daß ich wieder klar werde, dachte er.
    Nach einem mörderischen Marsch von einer Stunde, auf staubigen Feldwegen durch die Mittagshitze, erreichten sie die Lagune. Dort hatte der liebe Gott einen Getränkestand erschaffen und als letzten Schliff noch eine Verkäuferin dahintergesetzt. Nach drei Flaschen himmlisch kalter Cola beehrte Herr Schweitzer die Lagune mit einem Kopfsprung. Ob der Kälte, die ihn empfing, setzte sein Herz kurz aus. Als er wieder auftauchte, sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Die Farben hatten an Intensität gewonnen, Maria beglückte ihn mit einem Lächeln und der Eisschrank des Getränkestandes war noch gut mit Cola bestückt. Es

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