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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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konnte sie nur noch „für den Augenblick reicht es“ hervorstoßen.
    Die Rückfahrt zur Schule übernahm sie selbst. Den Fall Simon Schweitzer würde sie ihrer Kollegin Brigitte übergeben. Die war dafür bekannt, nicht mal dann die Ruhe zu verlieren, wenn ein Fahrschüler das Brückengeländer bereits durchbohrt hatte.
    „Ich weiß jetzt auch, wie man über’s Lenkrad guckt.“
    Maria von der Heide tippte sich an die Stirn. Nie im Leben würde sie auch nur einen Fuß über das Trittbrett eines von ihrem Liebsten gesteuerten Vehikels setzen. Das wollte sie aber vorerst für sich behalten.
    Sie hätte wenigstens mal fragen können, wie man Autositze verstellt, dachte Herr Schweitzer, und verzog sich schmollend in den Garten von Marias Haus auf dem Lerchesberg, kehrte aber wegen der Anziehungskraft einer im Kühlschrank befindlichen Bierflasche wieder um. Dieser Vorgang der frühnachmittäglichen Alkoholzufuhr ihres Freundes sorgte bei Maria für Irritationen.
    Bei Herrn Schweitzer aber nicht. Mit dem Gefühl, dem Führerschein ein ganzes Stück näher gekommen zu sein, fläzte er sich in den mit grünem Stoff bespannten Liegestuhl. Mit enormem Draufgängertum bestückt nahm er einen großen Schluck, pflückte ein Blatt der neulich erst gepflanzten Prunus laurocerasus etna und betrachtete es eingehend.
    Es dauerte nicht lange, und Herr Schweitzer schlief.
    Gleich hinter dem Lerchesberg beginnt der Frankfurter Stadtwald, der größte urbane Grüngürtel Deutschlands. Herr Schweitzer war mittendrin, zwischen Königsbrünnchen und Oberschweinstiege, als sein Handy vibrierte.
    „Simon Schweitzer, guten Tag.“
    „Ja, hallo. Hier ist Sabine.“
    Er kannte keine Sabine. Deshalb wartete er.
    „Die Sabine aus Laos. Vientiane. Du erinnerst dich?“
    Jetzt kannte Herr Schweitzer doch eine Sabine: „Klar. Sabine. Wie geht’s?“
    „Ganz gut, soweit.“
    „Woher hast du denn meine Telefonnummer?“ Er konnte sich nicht erinnern, diese herausgerückt zu haben.
    „Von Jürgen.“
    „Von Jürgen?“ Nein, nein, nein, auch diesem hatte er die Nummer nicht gegeben.
    „Von meinem Mann. Äh, nicht direkt, deine Visitenkarte war in seinem Nachttisch.“
    Aha, dachte Herr Schweitzer, erstens, was kramt die Frau eigentlich in fremden Nachttischen herum, und zweitens, da hab ich dem doofen Jürgen die Karte wohl an jenem unseligen Abend respektive Morgen in Vang Vieng überreicht, als ich ein klein wenig über den Durst getrunken habe. Gott verfluche mich.
    „Ich würde dich gerne sprechen.“
    Das tat Sabine doch gerade. Merkt die eigentlich noch was? „Ja …“
    „Nein, am Telefon geht das nicht. Wo bist du gerade?“
    Herr Schweitzer blieb stehen. „Ich würde mal sagen, zwischen einer Buche und einer Tanne. Frag mich aber nicht, was das für eine Tanne ist. Von Botanik hab ich nicht viel Ahnung.“
    Dieses Ablenkungsmanöver wirkte nur für einige Sekunden, dann hatte sich Sabine wieder gefangen. „Du, Simon, es ist wichtig. Es geht um Leben und Tod.“
    „Um Leben und Tod? Bist du dir da auch sicher?“ Er kannte die Frauen. Sind immer am Übertreiben. Wahrscheinlich nur eine weiße Maus oder eine Spinne, und Sabine steht gerade zitternd auf dem Küchenstuhl.
    „Kann sein. Ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll.“
    „Wovon?“
    „Du bist doch Detektiv. Deshalb rufe ich an. Ich bezahle dich auch.“
    Oh je, dachte Herr Schweitzer, jetzt werden meine launigen Bemerkungen von neulich zum Bumerang. Doch wer konnte damals schon ahnen, daß Sabine und Jürgen ein Juweliergeschäft auf der Textorstraße, mitten in seiner Heimat Sachsenhausen, betrieben? Über den Weg gelaufen waren sie ihm nie. Das hätte er sich gemerkt. Und komisch auch, daß er den Laden nie betreten hatte, obwohl er ihn kannte. Aber seine Uhren, der einzige Schmuck an ihm, kaufte er immer billig bei Aldi, Tchibo oder sonstwo. „Das mit dem Detektiv stimmt schon. Ich wollte aber erst damit anfangen, wenn ich meinen Führerschein bestanden habe. Du weißt, Verfolgungsjagden und so …“
    „Es ist … ich brauche eher einen Rat, vielleicht. Ach, ich weiß auch nicht. Das ist alles so verwirrend.“
    Herr Schweitzer ahnte, mehr Informationen würde er am Telefon nicht bekommen. Und schließlich … der erste Auftrag kommt meist vor dem zweiten, also, warum nicht gleich richtig loslegen? Die Mitgliedschaft im Detektivverband hatte er ja auch schon beantragt. Und da er sich ziemlich gut kannte und wußte, daß meist erst ein Tritt in den

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