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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Hintern ihn zur Aktion trieb, sagte er: „Gut. Anhören kann ich mir’s ja mal.“
    „Geht’s sofort? Ich muß bald wieder in’s Geschäft. Und Jürgen darf nichts mitbekommen.“
    „Sofort? Ja, warte mal.“ Herr Schweitzer blickte sich um. Doch Waldwege sehen alle gleich aus. Er schätzte, wie lange er schon spazierengegangen war. „Na ja, ich wäre in etwa zwanzig Minuten an der Oberschweinstiege. Hilft dir das?“
    „Ich werde da sein.“ Die Verbindung wurde unterbrochen.
    Um einer Unterzuckerung vorzubeugen, bestellte er eine Schwarzwälder Kirsch und ein Stück Käsesahnetorte. Sabine saß ihm gegenüber. Sie war sehr konservativ gekleidet, und ihr Haar hatte sie zu einem Dutt zusammengesteckt. Unsicher schaute sie sich um, und auch sonst konnte sie eine gewisse Nervosität nicht verbergen. Herr Schweitzer fand, die seit dem Mittelalter beurkundete Oberschweinstiege eigne sich bestens für geheime Treffen wie dieses hier. „Na, dann erzähl mal.“
    „Jürgen hat eine Pistole.“
    „Haben nicht alle Juweliere eine Pistole?“
    „Das weiß ich nicht. Aber unsere ist immer im Geschäft. Nein, ich meine, er hat jetzt noch eine. Die habe ich in der Schublade seines Nachttisches gefunden.“
    „Vielleicht will sich Jürgen selbst überfallen. Juweliergeschäfte sollen sich doch lohnen, was man so hört.“
    Doch Sabines Mienenspiel sah aus wie doof, oder esoterisch, oder beides. Humor hatte sie jedenfalls keinen, konstatierte Herr Schweitzer. „Entschuldige. Also, Pistole im Nachttisch …“
    Er wollte erst mal wissen, was sie dort überhaupt zu suchen hatte. Man schnüffelt doch nicht ohne Grund in des Ehepartners Sachen herum.
    Dieser Hintergedanke des Herrn Schweitzers offenbarte sich nun auch der Juwelierin. Ihre Nervosität steigerte sich. Fast eine Minute rührte sie den Zucker in ihrer Kaffeetasse. Selbst der begriffsstutzigste Psychologie-Erstsemester-Absolvent hätte gemerkt, wie sie innerlich einen Kampf ausfocht. Dann aber: „Okay.“ Noch einmal blickte sich Sabine nach allen Seiten um. „Ich war eifersüchtig, hatte Jürgen verdächtigt, er hätte was mit einer anderen. Ich dachte, vielleicht finde ich ja ein Foto, eine Telefonnummer oder einen anderen Hinweis. Aber stattdessen stolpere ich über diese Pistole. Schwarz und ziemlich groß. Ich war richtig erschrocken, als ich sie in den Händen hielt. So Dinger jagen mir Angst ein. Und diejenige im Geschäft, das war auch Jürgens Idee gewesen. Ich habe immer gesagt, wir brauchen so etwas nicht. Wir sind auch noch nie überfallen worden. Wir nicht, und auch meine Eltern nicht, von denen ich das Geschäft geerbt habe. Nie ist etwas passiert.“
    Herr Schweitzer hatte geduldig zugehört. Zufrieden war er jedoch nicht. Eine Knarre im Hause eines Juweliers war noch lange kein Grund, einen Detektiv einzuschalten. Selbst Anfänger der krummen Laufbahn konnten sich ausmalen, daß ein Einbruch in die Privatgemächer eines derart gutsituierten Ehepaares durchaus lukrativ sein konnte. Warum sich also nicht mit einer zweiten Pistole davor schützen? Er konnte Jürgen verstehen. Und da er auch um seines Weibes Einstellung zu Handfeuerwaffen wußte, war es nur logisch, daß er ihr gegenüber dieses Manöver verschwieg. „Da fehlt noch etwas.“
    Das hatte sehr unhöflich geklungen. Herr Schweitzer mochte weder Sabine noch ihren Gatten. Und wenn die Dame jetzt wegen seines forschen Tons aufstehen und gehen sollte, so würde er sich nicht weiter darüber grämen. Er gestand sich ein, daß er genau dies für das beste hielt. Herr Schweitzer war nicht in der Situation, diesen Auftrag auf Teufel komm raus annehmen zu müssen. Ja, eigentlich hatte er es überhaupt nicht nötig zu arbeiten. Dank Erbschaft und vor langer Zeit getätigter Aktiengewinne konnte er ein sorgenfreies Leben führen. Eine Gruppe spanischer Touristen im Anmarsch absorbierte seine Aufmerksamkeit.
    „Ja, da fehlt noch etwas.“ Wiederum nahm sie den Löffel in die Hand, bemerkte aber, daß gar kein Kaffee mehr in der Tasse war. Dann spielte sie mit den Trageriemen ihrer matt glänzenden schwarzen Handtasche, die so voll war, daß sie nicht richtig schloß. Ihre rastlosen Blicke wanderten umher. Und als Herr Schweitzer schon gar nicht mehr damit rechnete, fuhr sie fort: „Als ich Jürgen kennenlernte, hatte er bereits eine Vergangenheit.“
    „Haben wir die nicht alle?“ Aber da wußte er bereits, was sie meinte. Er spielte mit ihr, und es machte ihm Spaß.
    „Eine kriminelle

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