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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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den Pranger geliefert hatte, sprechen wollte, überstieg sein Fassungsvermögen kolossal. Überdies fand er des Oberkommissars Charmeoffensive ihm gegenüber höchst befremdlich. „Was meinen Sie damit, wenn Sie sagen, wir …“
    „Damit meine ich nur Sie und mich, niemanden sonst.“ Schmidt-Schmitt grinste sein erprobtes Grinsen. Die Hände hatte er zu einem Achtungsschild geformt, wie dem Fahrschüler Schweitzer sofort auffiel. Allgemein wurde mit dieser Geste angedeutet, man habe noch etwas zu sagen. Und so war es auch: „Übrigens, Frau Sedlurak ist meine Ex.“
    Das auch noch, fuhr es Herrn Schweitzer in den Sinn, kann denn in diesem Irrenhaus nicht endlich mal etwas normal sein? „Sie sind geschieden?“
    „Nein, meine Ex-Freundin. Aber Cornelia, ich meine, Frau Sedlurak ist verdammt ehrgeizig. Dem Erfolg ordnet sie alles unter. Sogar ihren Groll auf mich. Sie hat mich ausdrücklich und nur für diesen einen Fall angefordert.“
    „Warum? Sind Sie so gut?“
    Wieder schenkte ihm der Oberkommissar ein Lächeln. Bisher dachte Herr Schweitzer ja, Schmidt-Schmitt beruhe darauf, daß zumindest ein Schmitt weiblicher Provenienz sei, doch Sedlurak war Sedlurak und nicht Schmitt, außerdem sowieso nur seine Freundin. Er wollte gerade fragen, ob er, der Herr Oberkommissar, denn von Frau Schmitt, oder besser gesagt, von Frau Schmitt-Schmidt getrennt … Halt, wie schreibt sich eigentlich die Frau von Herrn Schmidt-Schmitt? Erst mit Tee-Tee und dann mit Dee-Tee, weil ihr eigener Name ja als erster genannt wird? Oder ist es eher umgekehrt?
    Der Polizist wähnte seinen Gegenüber in Gedanken, die den Fall betrafen. „Über was denken Sie nach?“
    „Och, nix Besonderes. Nur so, mal dies, mal das. Was versprechen Sie sich eigentlich von einer Zusammenarbeit mit mir?“
    „Sie sollen gut sein.“
    Das war Herrn Schweitzer neu. Auch wunderte er sich über seinen Bekanntheitsgrad in Polizeikreisen. Ob da vielleicht sein alter Saufkumpane Frederik Funkal dahintersteckt? Komisch, wo ist er denn? Hat sich die ganze Zeit nicht blicken lassen, obwohl er hier auf diesem Revier Dienst schob.
    „Außerdem können Sie um die Ecke denken“, setzte Schmidt-Schmitt noch eins drauf.
    Der solchermaßen Geschmeichelte räusperte sich und entfernte mit einer total lässigen Handbewegung den störenden Fussel von seinem Ärmel. Allem Anschein nach bin ich hier unentbehrlich, dachte Herr Schweitzer, dann wollen wir uns mal nicht so lumpen lassen. „Also gut. Was soll ich tun?“
    „Das sagte ich Ihnen schon. Sabine Sikora möchte Sie sprechen. Sie halten mich auf dem laufenden. Soll ich drüben anrufen, daß Sie gleich kommen?“
    Herr Schweitzer verabschiedete den Gedanken an seinen Mittagsschlaf. Es mußte auch mal ohne gehen. „Ja, natürlich. Im neuen Polizeirevier oder im Knast an der Konstabler Wache?“
    „Konsti. Melden Sie sich beim Pförtner des Hauptgebäudes. Der weiß Bescheid, daß Sie kommen.“
    „Sie verlieren ja keine Zeit.“
    „Stimmt. Das sollten Sie auch nicht.“
    Herr Schweitzer erhob sich und ergriff die ihm dargebotene Hand.
    „Und noch etwas, Herr Schweitzer …“
    „Ja?“
    „Wie oft haben Sie sich das Video schon angesehen?“
    „Ganz oft.“
    „Dann achten Sie das nächste Mal nur auf Jürgen Sikora.“
    Mit dieser kryptischen Andeutung trat er auf die Straße.
    Vor ihm saß ein emotionales Chamäleon. Herr Schweitzer fragte sich, wie viele Facetten die Dame noch drauf hatte. An einem weißen Resopaltisch hatten sie Platz nehmen müssen. Auf einem Stuhl in der Ecke saß ein gelangweilter Beamter in der grünen Uniform des Strafvollzugs, dem die Aufgabe zuteil worden war, aufzupassen, daß keine Bomben, Flammenwerfer oder ähnliches Kriegsspielzeug den Besitzer wechselten. Doch Herr Schweitzer war vorher akribisch durchsucht worden, kein noch so kleines Messerchen hätte er hineinschmuggeln können. Sabine Sikora machte nicht den Eindruck, als sei ihr bewußt, daß sie kurz davor stand, für den Rest ihres Lebens gesiebte Luft einatmen zu müssen. Offenbar war sie auch nicht sauer auf Herrn Schweitzer. Allein schon ihre Gesprächseröffnung „Jürgen ist nicht tot“ war aller Ehren wert.
    Doch der Detektiv hatte noch beachtliche Informationsdefizite, die unbedingt behoben werden mußten: „Jetzt erzähl mir doch bitte mal von Anfang an, was geschehen ist.“
    In einer Stimmlage, die implizierte, sie, Sabine Sikora, sei lediglich eine unbeteiligte Zuschauerin gewesen, berichtete sie Herrn

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