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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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räkelte sich bei seinem Eintreten in den Kissen. „Was bist du denn schon so früh auf?“
    „Na ja, irgendwer muß meiner Freundin doch das Frühstück ans Bett bringen, und bevor’s ein anderer tut …“
    „Schatz, du bist der Beste.“
    „Sag ich doch immer, aber keiner hört mir zu.“
    Der Nachmittag desselben Tages. Herr Schweitzer büffelte. Nicht mehr lange, und die gesetzlich vorgeschriebenen Voraussetzungen für die unterschiedlichen Führerscheinklassen würden sitzen. Eigens zu diesem Zwecke hatte er sich Karteikarten beschriftet. Die meisten hatte er bereits verinnerlicht. Nur noch wenige waren abzuarbeiten. Seine Freundin war nach Hause gefahren. Sie mußte noch packen. Am Abend würde sie mit dem Zug nach Trier fahren. Dort plante man eine Skulptur der Künstlerin vor einem öffentlichen Gebäude. Sie hatte zwei Tage veranschlagt.
    Just in dem Augenblick, als ihn seine biologische Uhr zum Mittagsschlaf ins Bett trieb, erhielt Herr Schweitzer einen Anruf von Schmidt-Schmitt, dem Oberkommissaren. Er möge doch bitte noch einmal im Revier vorbeischauen. Ja, jetzt, es seien noch einige Formalitäten zu klären. Welcher Art diese sein sollten, damit rückte er nicht heraus. Okay, in einer halben Stunde könne er dort sein.
    Darob war Herr Schweitzer sehr zornig. Er hoffte nur, es würde nicht allzu lange dauern, dann käme er auch noch zu seinem Schläfchen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, sagte er sich und zog sich warm an, denn draußen lastete noch immer des Winters Gewicht auf Sachsenhausen.
    Schmidt-Schmitt sah sehr erschöpft aus. Nicht nur sein Hemd sah aus, als gehörte es in die Wäsche. Herr Schweitzer wurde in einen kleinen Raum geleitet, in dessen Ecke Putzeimer und andere Reinigungsutensilien lagerten. Ein Fenstergitter untermauerte die ungemütliche Atmosphäre. Lediglich ein Topf mit einer traurig ums Überleben ringenden Pflanze mühte sich um Linderung der Tristesse.
    Mit der Überzeugung, in ein paar Minuten die Angelegenheit endgültig ad acta legen zu können, nahm Herr Schweitzer Platz. Er suchte zu erraten, was man von ihm in diesem Stadium noch erwartete. Ihm fiel nichts ein.
    „Wir warten noch“, sagte Schmidt-Schmitt. „Ah, da ist sie ja schon. Darf ich vorstellen, Oberkommissarin Sedlurak. Das ist Herr Schweitzer.“
    „Angenehm.“
    „Angenehm.“
    Sie schüttelten Hände. Herr Schweitzer mußte den abschätzenden Blick der Dame ertragen. Etwas Unangenehmes ging von ihr aus. Die Augen oszillierten zwischen tödlicher Brutalität und absoluter Allmacht. Das kann ich auch, sagte er sich, und stierte eiskalt zurück.
    Nach einer halben Minute hatte Herr Schweitzer ein Remis erreicht. Gleichzeitig ließen sie voneinander ab, als Schmidt-Schmitt seine Stimme erhob. „Dann wollen wir mal.“
    Von nun an führte Frau Sedlurak das Wort. „Exakt. Darf ich Sie bitten, Herr Schweitzer, uns noch einmal zu erzählen, wie Sie dazu kamen, in einem Vorgarten im Bischofsweg herumzulungern, um dann rein zufällig einen Mord zu filmen.“
    „Alles?“ Herrn Schweitzer schwammen, was seinen Mittagsschlaf anging, die Felle davon. Außerdem war ihm die Wortwahl der Oberkommissarin zuwider. Herumlungern. Wie das klang. Als sei er irgendein dahergelaufener Penner.
    „Alles“, antwortete Frau Sedlurak knapp.
    „Ich denke, der Mord ist aufgeklärt.“
    „Das können Sie getrost uns überlassen.“
    Aha, dachte Herr Schweitzer, so sieht es also aus, wenn die Bullen einen am Wickel haben. Doch was hatte die Dame gegen ihn? Vielleicht mochte sie keine Privatermittler. Um ihr eins auszuwischen, schilderte er nur das Nötigste. Sämtliche eigenen Gedankengänge sparte er aus. Ein vor Langeweile strotzender Singsang entströmte seinem Munde. Hin und wieder warf Herr Schweitzer dabei einen Blick auf Schmidt-Schmitt, dem eigentlich auffallen müßte, wie knapp und unzureichend sein Bericht war. Doch der Oberkommissar saß nur da und betrachtete angelegentlich seine Fingernägel. Immer wieder zielten Frau Sedluraks Zwischenfragen auf sein Verhältnis zu Jürgen Sikora. Genau so oft erklärte er ihr, daß da keines war.
    „Aber Sie haben doch in Wenn-Wenn miteinander gefeiert.“
    „Vang Vieng.“ Herrn Schweitzer machte es Spaß, diese blöde Kuh zu berichtigen.
    „Dann eben Vang Vieng. Also …“
    „Also was? Glauben Sie vielleicht, jeder, mit dem ich ein Bierchen trinke, ist ein Freund von mir? Da hätte ich ja viel zu tun …“
    „Sie sagten vorhin, da wäre noch ein anderer Herr

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