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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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dabei gewesen.“ Die Oberkommissarin würzte ihre Worte mit der höchstmöglichen Verachtung: „Bei ihrem Gelage.“
    „Gelage würde ich es nicht nennen“, verbesserte Herr Schweitzer, obwohl es genau das gewesen war, „eher ein gemütliches Beisammensein. Der andere war Harald, Nachname unbekannt. Ein Traveller wie man ihn oft auf Reisen trifft.“
    „Über was haben Sie sich unterhalten?“
    Wenn ich das bloß noch wüßte, dachte er. „Über was man halt so redet, wenn man im Ausland ist. Essen, Übernachtungsmöglichkeiten, Busverbindungen, Sehenswürdigkeiten. Waren Sie noch nie im Urlaub?“ So langsam schlug Herrn Schweitzers Befinden in Gereiztheit um. Was will die denn? Da liefere ich einen von Meisterhand persönlich dokumentierten lupenreinen Mord ab und werde als Belohnung mit vollkommen belanglosen Fragen gelöchert. Am Arsch die Ella, die kann mich mal …
    „Vielen Dank, Herr Schweitzer. Das war’s. Halten Sie sich bitte weiterhin zur Verfügung.“
    „Keine Angst, ich verdufte schon nicht.“
    Ein letzter Blick auf ihn, und Frau Sedlurak verließ grußlos den Raum.
    Schmidt-Schmitt grinste wie ein Breitmaulfrosch. „Na, hat Ihnen die Frau Oberkommissarin gefallen?“
    „Mittel.“
    „Sie ist die Beste. Jahr für Jahr hat das Team, das sie leitet, die höchste Aufklärungsquote Frankfurts.“
    „Na dann. Aber ich verstehe trotzdem nicht. Wo liegt das Problem?“
    „Das Problem ist dieser Rechtsanwalt von Frau Sikora. Sie haben bestimmt schon von ihm gehört. Sein Name ist Hubertus Mauer.“
    „Sie meinen, der Hubertus Mauer, der …“
    „Ja, ja, ja, ersparen wir uns Details. Jedenfalls kennt er alle Schliche. Auch er ist der beste seines Fachs. Natürlich versucht er, alles nur Erdenkliche für seine Klientin zu tun. Momentan verlangt er ihre Freilassung. Die Beweise seien ein Witz.“
    „Meine Beweise … ein Witz? Glasklarer geht’s doch kaum.“
    „Das sagen Sie. Aber betrachten Sie es doch mal andersrum. Was haben wir? Ihren Film, ohne Ton, das heißt, der Schuß ist nicht zu hören. Alles was man sieht, ist eine Frau, die so etwas wie eine Pistole in der Hand hält, und ihren Ehemann, der sich an den Bauch faßt und zusammensackt. Dazu kommen Blutspuren in der Wohnung und im Wagen der Beschuldigten. Insgesamt ein Liter, sagt die Spurensicherung. Noch lange kein Grund, tot zu sein. Außerdem fehlen Leiche und Tatwaffe.“
    „Was ist mit den Schmauchspuren an Sabines Kleidung?“
    „Halten Sie sich fest, die gibt es nicht.“
    Die Warnung war umsonst. Herrn Schweitzers Gesichtsmuskeln machten sich selbständig. Offenen Mundes und mit weit aufgerissenen Augen entfuhr ihm ein: „Autsch.“ Doch es zeugte auch von Klasse, wie schnell er sich wieder unter Kontrolle hatte und sein Hirn zu rattern begann. „Wollen Sie damit sagen, Frau Sikora hat sich und ihre Kleidung nach dem Mord irgendwo gewaschen, sich dann absichtlich wieder beschmutzt, um sich in diesem Zustand festnehmen zu lassen?“
    Schmidt-Schmitts Grinsen überstieg die Fähigkeiten der Breitmaulfrösche. „Glauben Sie daran?“
    „Nein, natürlich nicht“, gab Herr Schweitzer zur Antwort. Noch einmal spulte er sein Gedächtnis ab. Sabine, wie sie an ihm vorbei aus dem Haus stürzte. Der gehetzte Blick. Ihr Verschwinden im Südfriedhof. Und vorher, ihr Lachen, als sie von der Homosexualität ihres Gatten erfuhr. Und noch weiter zurück, Sabine in Vientiane, der Hauptstadt von Laos, und ihre von Pein geprägte Miene, während Jürgen sie Maria und ihm vorstellte. Nein, daran glaubte Herr Schweitzer nun wirklich nicht. „Aber das ist doch alles unlogisch. Es müssen Schmauchspuren …“
    „Herr Schweitzer“, unterbrach ihn Schmidt-Schmitt, „Sie können mir glauben. Wenn die Spusi sagt, es gibt sie nicht, dann gibt es sie nicht. Gerade in einem Mordfall arbeiten die sehr sorgfältig. Ob es Ihnen nun paßt oder nicht, wir müssen ohne Schmauchspuren auskommen.“
    „Wir? Heißt das, wir arbeiten zusammen? Bisher wußte ich nicht mal, daß ich überhaupt arbeiten soll.“
    „Ich aber. Die Mörderin wünscht Sie zu sprechen.“
    „Nein.“
    „Aber klar doch. Ich war vorhin bei ihr, ich soll Sie benachrichtigen.“
    „Warum hat mich dann dieser Hubertus Mauer nicht angerufen?“
    „Soweit mir bekannt ist, hält der Herr Rechtsanwalt nichts von Privatdetektiven.“
    Endlich mal eine Aussage, dachte Herr Schweitzer, die von einer gewissen Logik geprägt war. Aber daß Sabine ausgerechnet ihn, der sie quasi an

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