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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Schweitzer von den Geschehnissen. Zuvörderst sei da ein Anruf gewesen, Stimme ganz klar männlich. Diese habe ihr unter Angabe der exakten Adresse mitgeteilt, ihr Mann vögle gerade mit einer anderen. Daraufhin sei sie mit der Knarre aus Jürgens Nachttisch zu ihrem Auto gerannt und losgefahren. Allerdings habe sie die Hausnummer erst im falschen Teil des Bischofswegs gesucht, fast schon an der Buchscheer unten, und ihre Wut sei so gut wie verraucht gewesen, als sie endlich vor dem Anwesen aus dem Auto stieg. Was dann geschah, habe Herr Schweitzer ja selbst miterlebt. Tja, und Lola habe die ganze Zeit im Türrahmen gestanden, dort, wo links das Klo sei, mit verschränkten Armen, und habe trotz ihrer Knarre keinerlei Angst gezeigt. Das sei ihr so richtig aber erst im nachhinein bewußt geworden. Und, wie gesagt, da sei sie schon fast wieder zur Besinnung gekommen. Aber als sie dann Jürgen vor sich sah, mit seinem gleichzeitig dämlichen und arroganten Grinsen, da habe sie gar nicht mehr anders gekonnt. Sie habe sich noch gewundert, wie leicht sich der Abzugshebel nach hinten drücken ließ. Auf alle Fälle aber habe sie auf die Beine gezielt. Beim ersten Schuß, beim zweiten habe sie gar nicht mehr richtig hingeguckt. Dann habe sie noch ganz kurz überlegt, auch Lola abzuknallen. Zum damaligen Zeitpunkt jedoch war ihr gar nicht klar, daß es sich bei der Dame um einen Herrn handelte. Ja, hätte sie da nur ein bißchen nachgedacht, er, Simon Schweitzer, habe es ihr ja gesagt, aber sie sei schon immer sehr impulsiv gewesen, dann, ja dann wäre ihr auch ein Licht aufgegangen. So jedoch sei ihr Hirn wie vernebelt gewesen, immer habe sie an all die anderen Frauen denken müssen, mit denen Jürgen sie im Laufe ihrer Ehe betrogen habe. Und was auch komisch gewesen sei, die Pistole habe sie gar nicht entsichern müssen, sie hätte auch gar nicht gewußt, wie das zu bewerkstelligen sei, und daß sie überhaupt geladen war, habe sich erst beim Schießen herausgestellt. Und, ach, fast habe sie es vergessen, die Bullen haben sie auch schon danach gefragt, ja, sie habe schon einmal eine Pistole auf ihren Gatten gerichtet, das sei aber jene aus dem Juwelierladen gewesen, die bekanntermaßen nie geladen sei. Das sei jetzt aber auch schon so circa fünf Jahre her. Sie habe ihn seinerzeit auch bloß erschrecken wollen. Ihr Rechtsanwalt habe gesagt, daß das sehr schade sei, daß sie gleich zwei Schüsse habe abfeuern müssen, ansonsten hätte man locker leicht darauf plädieren können, sie, Sabine, habe gar nicht mit Patronen in der Kammer gerechnet. Und so lange es keine Leiche gab und Lola verschwunden war, so lange müsse man halt abwarten. Und die Erinnerung an ihre Flucht sei ihr so gut wie abhanden gekommen. An den Südfriedhof könne sie sich noch erinnern, und auch daran, wie sie zurück zum Auto gegangen sei. Ihr Wagen aber habe gar nicht mehr vor dem Haus gestanden, und drinnen war alles dunkel. Daraufhin sei sie erst so richtig in Panik geraten, vorher habe sie nur so einen Bewegungsdrang verspürt. Na ja, und den Rest kenne er bereits. Die Polizei hatte sie Stunden später bei der Alten Brücke festgenommen. Aber, ganz ehrlich, wo sie inzwischen herumgeirrt war, keine Ahnung, alles sei aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Und die Pistole, wo die jetzt hin ist, da habe sie auch keinen blassen Schimmer.
    Hier konnte Herr Schweitzer mit dem Wissen aufwarten, das er auch der Polizei weitergegeben hatte, daß Sabine die Pistole bei ihrer Flucht zumindest bis zur Sachsenhäuser Warte mit sich herumgetragen hatte. Das hatte er trotz des Regens deutlich ausmachen können. Wie eine Maschine hatte er Sabines Informationsflut verarbeitet. Daraus ergaben sich mehr Fragen denn Antworten. Diejenige mit der zentralistischsten Bedeutung sprudelte auch sofort aus ihm heraus: „Was willst du eigentlich von mir?“
    „Ich möchte, daß du Jürgen findest.“
    „Haha, soll ich mich der Tauchmannschaft anschließen, die gerade den Main nach der Leiche absucht?“ Humor war eine von Herrn Schweitzers Stärken.
    „Ich glaube, Jürgen lebt. Lola hat ihn mit dem Wagen irgendwohin gefahren und pflegt ihn jetzt gesund.“
    „Warum sollte sie das tun?“
    „Um mich hier schmoren zu lassen. Das ist vielleicht so eine Art Rache an mir.“
    Doch so leicht ließ sich Herr Schweitzer nicht um den Finger wickeln. Wenn er es recht bedachte, so hätte genausogut Sabine, während er im Hotel Holiday Inn auf die Polizei wartete, zum Wagen zurückkehren,

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