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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Schutzwall zu errichten. Er preßte die Beine zusammen.
    Doch gerade diese Abwehrmaßnahme forderte Brigittchen heraus: „Jetzt mach dich mal locker, Simon. Du bist ja ganz verkrampft.“
    „Gar nicht.“ Mit angestrengter Leichtigkeit versuchte der Detektiv ein Lächeln. Heraus kam eine häßliche Grimasse.
    Aua, dachte daraufhin die Fahrlehrerin, ist der aber verklemmt. Dabei ist er so knackig, der Bub. Allerdings fanden nur wenige Frauen Herrn Schweitzer knackig. Hier jedoch griff die Relativitätstheorie.
    In den nächsten anderthalb Stunden stellte sich heraus, daß der Fahrlehrerin Geduldsfaden aus Stahl und Herr Schweitzer gar nicht so begriffsstutzig war, wie es zu Beginn den Anschein hatte. Am Ende der Lektion waren die Holzklötzchen zwar arg ramponiert, der Audi um Jahre gealtert, doch Brigitte konnte nicht umhin, ihren Schüler mächtig zu loben: „Simon, ich muß sagen, du hast Talent.“
    „Wirklich?“
    „Aber logo. In zwei Monaten hast du deinen Lappen, dafür lege ich meine Hand ins Feuer.“
    Im Moment jedoch lagen ihre Pranken wieder einmal auf Herrn Schweitzer, der von sexueller Erregung so weit entfernt war wie die Kanzlerin von einer Modellagentur.
    Bei alten Männern weiß frau immer, wo sie sich aufhalten: auf dem Sofa. Meist schlummernd. Des Sommers konnte es auch der Liegestuhl sein, sofern er im Schatten stand. Doch noch war tiefster Winter, so vereinfachte sich für Maria die Sucherei. Mit einem edlen Teakholztablett in der Hand betrat sie ihr Wohn-Eßzimmer. Es gab Chili con carne. Ein Blick genügte, und sie hatte ihren Liebsten entdeckt. Ein Speichelfaden, der sich noch nicht entschieden hatte, ob er nun der Erdanziehungskraft, 9,81 Meter pro Sekunde, erliegen sollte, hing an Herrn Schweitzers weit aufgerissenem und konvulsiv zuckendem Kiefer. Die dabei erzeugten Geräusche erinnerten an den Todeskampf eines waidwunden Rotwilds. Dies war jedoch kein Grund zur Panik, ein leichter Stoß in die Rippen hatte schon immer Abhilfe geschaffen. Oder, wie heute, der Geruch nach Eßbarem. Herrn Schweitzers feines Spürnäschen führte nämlich ein Eigenleben. Zuerst verstummten die unappetitlichen Geräusche, hernach schlossen sich die Lippen. Dann, als der Duft im Kopf andockte, entfuhr ihm ein Seufzer wie nach einem Orgasmus und die Nasenflügel bebten. Unterstützt wurden sie dabei von der Oberlippe, die sich samt Mundwinkel zu einer grotesken Schnute kräuselte. Von diesem Zeitpunkt an dauerte es nur wenige Sekunden, und sein Erfahrungsschatz sandte positive Informationen zu den Glückshormonen. Huhu, altes Haus, das riecht aber lecker hier. Da Herr Schweitzer ein vorsichtiger Mensch war, setzte er hinter die nun geflüsterte Parole „Essen?“ ein Fragezeichen.
    „Ja, mein Schatz, Essen ist fertig. Wo mag der Herr speisen?“
    Nach dem Mahle unterhielten sich die beiden noch kurz über die Sikoras. Dabei ließ Maria einen Spruch vom Stapel, der sich späterhin als überaus nützlich erweisen, ja, fast sogar schon philosophische Prophezeiung transportieren sollte. Und der lautete so: „Wenn alle um die Ecke denken, so ist die Gerade eckiger als das Um-die-Ecke-Denken.“
    Da stand er nun, der Satz. Da saß er nun, der Herr Schweitzer. Zum Staunen und Nachdenken verdammt von seiner Maria.
    Und noch später, als sich das Liebespaar zur Ruhe bettete, kam von Maria noch ein Hinweis, der es in sich hatte, und mit dem Männer schon oft genug in der Menschheitsgeschichte nichts anzufangen wußten. Er, Herr Schweitzer, möge doch bitte darauf achten, das T-Shirt, welches er sich gerade über den Kopf streifte, bei seiner nächsten Wäsche „links herum“ zu waschen. Das in Bangkok erstanden Kleidungsstück trug den Schriftzug Singha Beer.
    „Klar doch.“ Zu mehr hatte es bei Herrn Schweitzer nicht mehr gereicht. Der Tag hatte ihm seine Kräfte geraubt.
    Am Morgen hatte sich der müde Krieger insoweit erholt, daß Maria von der Heide ihr Recht einfordern konnte. Kein Erbarmen hatte sie gekannt. Gerade die letzte praktizierte Stellung war immens aufs Kreuz gegangen. Nun war der Krieger erneut müde. Mit letzter Kraft schleppte er sich die Treppen hoch.
    Das orangefarbene Lämpchen des Anrufbeantworters zwinkerte ihm zu. Vorerst durfte es weiterblinken. Eine große Schüssel Obstsalat sollte Herrn Schweitzer aufpäppeln.
    Erst nach der ausgiebigen Mahlzeit und der Lektüre der Frankfurter Rundschau bequemte sich der Herr ans Telefon. Er möge Sabine Sikora anrufen. Sofort.
    Der Befehlston der

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