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Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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einigermaßen okay.«
    * * *
    Ihr Kopf schmerzte höllisch, und inzwischen war sie nicht mehr sicher, ob das nur auf die Schlägerei von gestern zurückzuführen war. Als Eliza in den Spiegel über dem kleinen Waschbecken sah, starrte ihr ein Gespenst mit weißem Gesicht und dicken schwarzen Augenringen entgegen. Sie sah schrecklich aus. Und so fühlte sie sich auch.
    Von unten drangen erregte Stimmen an ihr Ohr, und Eliza verdrehte die Augen. Streiten die schon wieder? In diesem Urlaub gab es nichts als Streit und Schmerz und Angst. Eliza suchte ihr Schminkzeug heraus, und begann, aus sich wieder einen einigermaßen ansehnlichen Menschen zu machen. Nathan darf mich nicht so sehen. Sie versuchte, den Gedanken abzuschütteln, aber das ging nicht. Es war, als habe sich Nathan in ihrem Kopf eingenistet und dort Wurzeln geschlagen. Wenn Eliza die Augen schloss, sah sie sein Gesicht vor sich, das Rica nun gar nicht mehr ähnlich zu sehen schien. Nein, wenn man genau hinsah, dann erkannte man alle möglichen Züge, die sich von Rica unterschieden. Seine Nase war länger. Das Haar ein bisschen heller. Die Augen größer.
    Es klopfte. Eliza ließ vor Überraschung ihren Lidschatten ins Waschbecken fallen und drehte sich halb zur Tür um. Ihr Herz raste wie nach einem Dauerlauf, und sie konnte sich nur schwer von der Vorstellung befreien, dass da bestimmt Nathan vor der Tür stand.
    Nur weil du gerade die ganze Zeit an ihn gedacht hast? Klar, Eliza, träum weiter!
    Wieder klopfte es, und erst jetzt wurde Eliza bewusst, dass da jemand auf eine Antwort wartete. »Ja?«, brachte sie mit ein wenig zittriger Stimme hervor.
    Die Tür schwang auf und enthüllte nicht Nathan, sondern Robin, der mit betretenem Gesicht im Flur stand und nach den richtigen Worten suchte.
    »Rica ist nicht hier«, sagte Eliza unfreundlicher, als es nötig gewesen wäre.
    »Ich weiß. Sie ist unten. Mit … Nathan«, meinte Robin und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Ich wollte mit dir sprechen.«
    »Mit mir? Warum?«
    »Rica hört mir ja nicht zu.«
    »Vielleicht hast du es noch nicht richtig versucht.« Doch Eliza gelang der vorwurfsvolle Tonfall nicht ganz. Sie kannte Ricas Sturkopf, und hatte sie ihr nicht selbst dazu geraten, mal mit Robin zu sprechen? »Komm rein!«, sagte sie und ging selbst mit weichen Knien zu ihrem Bett hinüber. Ihr Kopf hämmerte immer noch fürchterlich.
    »Geht’s dir nicht gut?« Robin blieb verlegen vor dem Bett stehen und schien nicht recht zu wissen, was er machen sollte.
    »Kopfweh«, gab Eliza zurück. »Was gibt es jetzt?«
    »Ich kann dir eine Paracetamol holen, wenn du möchtest.« Robin war schon wieder auf halbem Weg zur Tür, doch Eliza schüttelte den Kopf. Sofort fühlte es sich so an, als ob eine mittlere Blaskapelle durch das Zimmer marschiert wäre und ihr Musik direkt in die Ohren getutet hätte.
    »Du lenkst ab« , meinte sie. »Was ist los?«
    »Ich möchte, dass du mit Rica sprichst. Für mich. Also, dass du ihr ein paar Sachen erklärst.« Robin stammelte herum und ließ seinen Blick so verzweifelt durchs Zimmer wandern, als suche er etwas, woran er sich festhalten konnte. »Ich habe … Ich weiß … Ich hab euch nicht alles erzählt, musst du wissen.«
    »Du hast ihr nichts von Saskia erzählt«, gab Eliza zurück. »Meinst du das?«
    Robin schüttelte den Kopf. »Nein … Nein, nicht nur. Ach, verdammt, ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll. Du weißt doch, dass ich einen Bruder habe, oder?«
    »Bisher war mir das nicht bekannt.« Eliza runzelte die Stirn.
    »Habe ich jedenfalls«, sagte Robin. »Die Sache ist die –«
    Die Tür wurde aufgestoßen. »Nathan und ich wollen los, um –« Rica hielt mitten im Satz inne und schenkte Robin einen finsteren Blick. »Was machst du denn hier? Das ist ein Mädchenzimmer.«
    Robin warf einen bezeichnenden Blick auf Nathans Matratzenlager, drehte sich dann aber schweigend um und marschierte aus dem Zimmer.
    »Er wollte mir gerade etwas erklären«, protestierte Eliza, jedoch nur schwach, weil inzwischen auch ihr Hals angefangen hatte wehzutun.
    »Ach ja? Wie er und diese Schlampe zu einem Kind kommen?« Rica war unerbittlich. »Egal. Nathan und ich wollen losziehen und den Unterschlupf des Serienmörders suchen. Kommst du mit?«
    Was ist das jetzt wieder für ein Unsinn? Die Worte lagen Eliza auf der Zunge, aber sie sprach sie nicht aus. Nathan ist dabei. Und ich muss doch aufpassen, dass die beiden sich nicht in Schwierigkeiten bringen.

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