Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
Vom Netzwerk:
anderen hatte er Rica aus der Schneewehe gezogen.
    »Was macht ihr hier draußen?«, knurrte er. »Ihr werdet euch noch den Tod holen, so, wie ihr euch anstellt.«
    Rica schluckte und versuchte sich an einer Antwort, doch sie brachte keinen Ton heraus.
    »Wir sind von der Hütte dort unten«, hörte sie Nathans immer noch ziemlich selbstsichere Stimme sagen. »Wir wollten nur eine kleine Nachtwanderung machen. Dabei sind wir auf Ihre Spur gestoßen.« Er machte eine kleine Sprechpause, und als er schließlich weiterredete, klang er ein wenig peinlich berührt. »Ich fürchte, als wir die Blutstropfen gesehen haben, sind wir ein wenig in Panik geraten. Bei all dem Gerede von wegen eines Psychopathen und so. Sie verstehen?«
    Der Mann ließ Rica endlich los. Zitternd hob sie die Hand und wischte sich die Tränen aus den Augen. Als sie nun wieder klarer sehen konnte, bemerkte sie ein Stück hinter dem Mann im Schnee einen dunklen Schatten. Ein toter Hund, wurde ihr gleich darauf klar. Ein kleiner Hund mit Schlappohren. Der Mann wandte sich ebenfalls zu dem Tier um.
    »Ich weiß nichts von einem Psychopathen«, brummte er. »Aber irgendjemand hat meinem Carlo das hier angetan. Also könntet ihr vielleicht recht haben.« Er sah wieder zu Rica, Nathan und Robin. »Warum seid ihr hier draußen, wenn hier angeblich ein Wahnsinniger unterwegs ist?«
    Sie sahen sich an. Rica spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg, und sie starrte verlegen auf ihre Schuhspitzen hinunter.
    »Wir wollten ihn überführen«, warf Nathan ein. »Wir dachten, wenn wir seinen Unterschlupf finden …«
    Der Mann warf ihm einen so finsteren Blick zu, dass Nathan verstummte. Er musterte sie erneut von oben bis unten, als wolle er sich ihre Gesichter ganz genau einprägen. »Ihr geht jetzt besser zurück«, sagte er schließlich. »Und bleibt das nächste Mal drinnen, wenn ihr nicht wollt, dass euch etwas zustößt. Nicht nur wegen eures Wahnsinnigen. Bei diesem Schnee hier weiß man nie, was noch passieren kann.« Mit einem bezeichnenden Blick auf die Wehe, in der Rica und Nathan immer noch standen, wandte er sich ab und stapfte wieder bergauf auf seinen toten Hund zu.
    Rica sah ihm einen Moment lang nach. Als er die Bäume erreichte, bückte er sich und hob den steifgefrorenen, kleinen Fellkörper behutsam auf, dann noch etwas Glänzendes, vermutlich das Messer. Den toten Hund im Arm, ging er schweigend tiefer in den Wald hinein.
    »Was meint ihr, ein Förster?«, fragte Nathan.
    Doch Rica schüttelte den Kopf. »Irgendetwas stimmt nicht mit dem Kerl«, meinte sie.
    Zu ihrer Erleichterung nickte Robin sofort. »Das ist dir also auch aufgefallen«, sagte er. »An seiner ganzen Geschichte ist etwas ganz schön faul, wenn ihr mich fragt.«
    Nathan warf ihm einen Blick zu, der deutlich machte, dass niemand Robin gefragt hatte, aber er zuckte nur mit den Schultern. »Ein Typ, dessen Hund umgebracht wurde, na und? Was ist daran komisch. Es beweist doch nur, dass hier wirklich jemand herumläuft, der nicht ganz richtig im Kopf ist.«
    Rica schüttelte den Kopf. Sie konnte selbst nicht ganz den Finger darauf legen, was ihr an der Angelegenheit komisch vorkam. Während sie sich den Schnee von den Kleidern klopfte, dachte sie darüber nach, doch sie kam einfach nicht darauf.
    Erst, als sie schon halb wieder den Hang hinunter waren, fiel es ihr ein. Die Erkenntnis traf sie so plötzlich, dass sie überrascht stehen blieb und Robin hinter ihr zum Stolpern brachte. »Was ist denn jetzt schon wieder los?«
    »Der Hund«, meinte Rica langsam, weil sie noch dabei war, ihre eigenen Gedanken zu ordnen. »Er war ganz steif.«
    »Natürlich war er das. Er war ja auch schon eine ganze Weile tot«, erwiderte Nathan. Er schlang die Arme um seinen Oberkörper und versuchte, ein Zittern zu unterdrücken. »Komm schon, mir ist kalt. Wenn ich noch länger hier draußen bleibe, werde ich auch noch ganz steif.« Er versuchte ein Lachen, aber Rica ging nicht darauf ein.
    Robin nickte. »Wenn der Hund schon so lange tot war«, führte er Ricas Gedanken fort, »warum war das Blut dann noch frisch?«
    Endlich schien Nathan zu begreifen. Mit einem Mal sah er ziemlich überrascht aus. »Wenn man es recht überlegt«, fügte er hinzu, »warum hatte der Mann überhaupt ein Messer? Ich meine, hat es der Psychopath einfach dagelassen, oder wie muss ich mir das vorstellen?«
    Sie sahen sich an. Ein Schauder, der nichts mit der Kälte zu tun hatte, lief durch Ricas Körper. »Das war kein

Weitere Kostenlose Bücher