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Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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hatten die Köpfe nun gesenkt und aßen. Keiner von beiden achtete noch auf sie oder Robin. Allerdings bemerkte Rica gerade erst, wie hübsch das Mädchen eigentlich war: kinnlange, naturblonde Haare, ein schmales, hübsches Gesicht mit ein paar Sommersprossen um die Nase herum, dazu eine gute Figur und – was ihr eben bereits aufgefallen war – unglaublich dunkle grüne Augen.
    Sie verspürte einen völlig irrationalen Stich der Eifersucht, als sie Saskia ansah und sich vorstellte, dass diese lange Jahre im Haus neben Robin gewohnt hatte.
    Wieder legte Eliza ihre Hand auf Ricas und drückte sie sacht. Offensichtlich setzte sie gerade an, etwas zu sagen, doch in diesem Moment klatschte jemand lautstark in die Hände, und das allgemeine Gemurmel am Schülertisch verstummte langsam. Ein Teller mit Suppe wurde über Ricas Schulter gereicht und vor ihr abgestellt. Als sie die dampfende Brühe mit den Nudeln und Fleischstückchen darin vor sich sah, meldete sich ihr Hunger mit einem vernehmlichen Knurren. Sie überlegte nicht lange, ob es höflich war, anzufangen, wo doch offensichtlich eine Rede gehalten werden sollte, und tauchte den Löffel ein.
    »Schön, dass ihr alle hergefunden habt.« Der Sprecher war der Mann, der sie an der Hüttentür begrüßt hatte, und Rica schaute lang genug von ihrem Teller auf, um ihn in Augenschein zu nehmen. Er war schlank und mittelgroß, halbwegs jung für einen Lehrer und hatte rabenschwarzes, kurz geschnittenes Haar . Ganz in Ordnung, entschied Rica. Er hatte einen dicken blauen Ordner aufgeschlagen vor sich liegen und schenkte diesem einen kurzen, prüfenden Blick, bevor er fortfuhr.
    »Ich bin Martin Röhling, und zusammen mit Herrn Muhlmann und Frau Friebe werde ich euch die kommenden zwei Wochen auf dieser Hütte betreuen.« Bei seinen Worten erhoben sich zwei andere Erwachsene kurz von ihren Sitzplätzen und nickten den Schülern zu. Ein zweiter Mann mit konservativ geschnittenen braunen Haaren und einem eher nichtssagenden Gesicht, und eine ältere Frau mit breitem Engelslächeln und dichten blonden Locken. Rica war froh, dass die beiden ihrem Kollegen die Rede überlassen hatten. Sie sahen todlangweilig aus.
    »Wir sind von der Gesellschaft ›Weiter Horizont‹ eingestellt worden, um euch eine möglichst schöne Ferienzeit zu garantieren«, fuhr Herr Röhling fort. »Wir werden gleichzeitig eure Skilehrer sein – für die von euch, die noch nie auf den Brettern standen. Morgen früh geht es gleich los auf die Piste. Ihr werdet sehen, es gibt hier ganz unglaubliche Abfahrten, und das Panorama ist atemberaubend. Einer der Gründe, warum wir diese Hütte ausgesucht haben.«
    »Dass es nicht die gute Straßenanbindung war, haben wir wohl gemerkt.« Celinas Stimme klang nur ein kleines bisschen spöttisch. Tatsächlich schenkte sie dem Lehrer einen anhimmelnden Blick.
    »Die Panne mit dem Bus tut uns sehr leid«, griff Herr Röhling sofort das Thema auf. »Wir werden natürlich dafür sorgen, dass ihr am Abreisetag ein Fahrzeug zur Verfügung gestellt kriegt. Ab sofort gibt es keine Pannen mehr, versprochen.«
    »Was ist mit … «, begann einer der jüngeren Schüler, der direkt neben dem Kamin saß, doch Herr Röhling winkte ihm, zu schweigen. »Ich denke, es ist an der Zeit, uns kurz vorzustellen.« Wieder warf er einen Blick in den Ordner und schlug eine Seite um. »Zuletzt angekommen sind die Schüler der Daniel-Nathans-Akademie. Steht ihr bitte mal auf, und stellt euch vor?«
    Rica kam sich ein bisschen dämlich vor, dazustehen, und dem ganzen Raum ihren Namen mitzuteilen, aber wenigstens blamierte sie sich nicht vollkommen, wie ein paar ihrer Mitschüler, die meinten, noch gleich ihren ganzen Lebenslauf inklusive Hobbys herunterrattern zu müssen. »Rica Lentz«, dabei ließ sie es bewenden und setzte sich schnell wieder hin, noch bevor Herr Röhling offiziell die Erlaubnis dazu gegeben hatte.
    »Dann haben wir eine Schülerin vom Bunsen-Gymnasium Heidelberg.«
    Saskia erhob sich, nickte kurz in die Runde und sagte nur: »Saskia«, bevor sie sich wieder hinsetzte.
    »Und der Rest unserer kleinen Gruppe kommt vom Avenir-Gymnasium bei Koblenz.«
    Die jüngeren Schüler standen auf und stellten sich vor. Von ihnen hielt glücklicherweise keiner eine lange Ansprache.
    Rica hörte auf, sich die Namen merken zu wollen. Nur bei dem braunhaarigen Jungen neben Saskia horchte sie noch einmal kurz auf, aber der sagte nur: »Simon«, ebenso knapp, wie Saskia sich vorgestellt hatte.

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