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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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erstarrte, seine Augen wurden weit vor Schreck. Ein zweiter Schuss, diesmal schon ganz in der Nähe. Der Junge warf sich herum, und vielleicht war es weniger sein Aussehen – die blonden Haare, die grünen Augen, die dreckigen Hände – als dieses katzenhafte Herumfahren, an dem Amos ihn mit einem Mal wiedererkannte.
    »Bleib stehen!«, schrie er durch seinen Knebel hindurch und heraus kam nur ein dumpfes Gurgeln.
    Der Junge lachte auf, sprang mit einem Satz vom Wagen herunter und verschwand aus Amos’ Blickfeld.
    Er kannte diesen blonden Dreckskerl, kein Zweifel – es war derselbe Junge, der ihn vor Wochen, bei seiner ersten Reise nach Nürnberg, vor den Toren des Marktfleckens Pegnitz schon einmal fast bestohlen hätte – in einem sehr ähnlichen Tumult wie diesem. Der verdammte Bursche hatte versucht, ihm den Brief zu entwenden, den Amos im Auftrag von Valentin Kronus nach Nürnberg bringen sollte – und vielleicht war sogar diese ganze abgerissene Horde, die sie heute umzingelt hatte, dieselbe wie damals.
    Aber wie sollte das möglich sein?, überlegte er dann. Auch wenn er keine genaue Vorstellung hatte, wo sie diesmal in einen Hinterhalt geraten waren – sie mussten fünfzig oder noch mehr Meilen von dem Städtchen Pegnitz entfernt sein. Ganz bestimmt war es kein Zufall, dass er schon zum zweiten Mal mit derselben Horde und vor allem mit diesem diebischen Dreckskerl aneinandergeraten war. Aber wenn nicht der blinde Zufall, wer oder was sonst hatte die abgerissene Schar gerade jetzt an diesen abgelegenen Ort geführt?
    So angestrengt dachte Amos darüber nach, dass er kaum mitbekam, wie die ganze Räuberschar linker Hand wieder im Dickicht verschwand. Die Kutschpferde hatten sie abgeschirrt und führten sie am Zaumzeug mit sich fort, und über jeden Gaul hatten sie einen Wachsoldaten geworfen – verschnürt vom Hals bis zu den Füßen und zum Überfluss auch noch mit einem Hafersack über dem Kopf.
    Nach all dem Geschrei und Getöse kam Amos die plötzliche Stille fast unwirklich vor. Von der wilden Horde war schon nur noch leises Trappeln und Knacken im Unterholz zu hören. Viel lauter klirrten die Ketten an seinen Händen und Füßen, als er so tief wie irgend möglich unter die Tuchballen kroch. Wer auch immer die Wegelagerer gewesen mochten – noch weit gefährlicher waren doch offenbar diese anderen im Dickicht oberhalb der Straße, die die Räuber mit Gewehrschüssen vertrieben hatten. Undwer waren nun wieder diese Bewaffneten? Jäger vielleicht oder womöglich … Sein Herz setzte für einen halben Schlag aus. Die Purpurkrieger des Inquisitors? Diese furchtbare Heerschar hatte Burg Hohenstein und Kronus’ alten Mühlhof in ein Schlachtfeld verwandelt und alles mit Leichen und Ruinentrümmern übersät.
    Mit einem Auge spähte Amos zwischen Tuchballen und den Fetzen der Wagenplane nach draußen. Mit krachendem Getöse brach dort ein Reiter aus dem Dickicht. Das fuchsrote Pferd setzte schnaubend über einen Felsbrocken hinweg und sprang neben dem Wagen auf die Straße. Amos starrte die Gestalt auf dem Pferd ungläubig an.
    Der Reiter war eine Reiterin. Die blonden Haare wehten wie ein Lichtschweif hinter ihr her und ihre grünen Augen blitzten vor Triumph und Angriffslust.
    Klara , brachte Amos hervor. Klirrend und keuchend arbeitete er sich aufs Neue aus dem verdammten Tuch- und Federzeug heraus. Wie um Himmels willen kommst du hierher?
    Sie lenkte ihre Füchsin näher an den Karren heran. Genau hier sollte ich mich auf die Lauer legen, antwortete sie und ihr ganzes Gesicht strahlte vor Glück und Zufriedenheit. Und die Räuberhorde sollte ich durch ein paar donnernde Warnschüsse mit diesem Gewehr hier vertreiben. Sie klopfte auf den Lauf der Flinte, die aus ihrer Satteltasche ragte. Mutter Sophia hat mir auch die Jagdhütte einige Meilen waldeinwärts beschrieben, wo ich das Gewehr finden würde. Und tatsächlich ist alles ganz genauso gekommen, wie sie es vorhergesagt hat .
    Klara glitt von der Füchsin und ihr Gesicht nahm einen schuldbewussten Ausdruck an. »Aber du Ärmster«, fuhr sie mit ihrer gewöhnlichen Stimme fort, »ich rede und rede – anstatt dich als Erstes von diesen grässlichen Fesseln zu erlösen!« Sie schwang sich zu Amos auf den Wagen. »Ich habe es immer gespürt«, sagte sie, »dass es uns glücken würde, dich wieder zu befreien.«
    Sanft löste Klara die Augenbinde auf seiner Stirn und den abscheulichen Knebel. Wie köstlich es für ihn war, ihre Lippen zuschmecken

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