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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Riley
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thailändischer Befreiungsbewegung und wurde von japanischer Armee verschleppt. Vor einem Jahr.«
    »Verstehe.«
    »Zuvor war er Herausgeber von Zeitung«, fuhr sie fort. »Wir hatten gutes Leben. Ich lerne in britischer Schule in Bangkok. Meine Mutter hat drei kleine Kinder und kann sie nicht allein lassen, um Geld zu verdienen. Also arbeite ich, um meine Familie zu ernähren«, stellte sie sachlich fest.
    »Madame Giselle war früher doch auch Journalistin, oder?«, fragte Harry.
    »Ja. Französische Kriegskorrespondentin. Sie gibt mir diese Arbeit, weil sie meinen Vater kennt und achtet.«
    Harry nickte. »Vielleicht können Sie Ihre Ausbildung nach dem Krieg nutzen.«
    »Sir, Sie erleben viel Schlimmeres als ich. Madame sagt, Sie waren gefangen in Changi. Ich höre, dass das ein sehr schlimmer Ort ist.«
    Ihr Mitleid rührte ihn.
    Nach kurzem Schweigen sagte sie: »Ich muss gehen.«

    »Ja.«
    Sie legte die Hände wie zum Gebet vor der Nasenspitze zusammen und verneigte sich, eine traditionelle thailändische Geste, die Harry inzwischen kannte.
    » Kop khun ka , Sir. Mir gefällt Ihr Spiel sehr.« Sie wandte sich zum Gehen.
    »Ich heiße Harry«, rief er ihr nach.
    »Harry«, wiederholte sie.
    »Und Sie?«
    »Lidia.«
    Auch er wiederholte ihren Namen.
    »Auf Wiedersehen, Harry, bis bald.«
    »Auf Wiedersehen, Lidia.«
    Nach dieser Begegnung beobachtete Harry Lidia jeden Tag und genoss die anmutige Art, wie sie ihre Arbeit verrichtete. Er saß mit einem Roman von Somerset Maugham auf seinem Lieblingsplatz auf der Terrasse. Doch statt zu lesen, folgte er Lidia mit den Augen, fasziniert aus Gründen, die er sich nicht erklären konnte. Alles an ihr war zart, zerbrechlich und sehr feminin. Neben ihr hätte Olivia gewirkt wie ein Zugpferd, obwohl auch sie schlank war.
    Er schmunzelte bei dem Gedanken, sein ganz persönliches Aschenputtel gefunden zu haben. Natürlich ahnte Lidia nicht, dass er – zumindest fast – ein Prinz war. Bisweilen lächelte sie ihm zu, ohne sich ihm jedoch zu nähern. Und er hielt es nicht für schicklich, von sich aus auf sie zuzugehen.
    Harry wusste nicht, wie alt sie war. Sie konnte jedes Alter zwischen vierzehn und vierundzwanzig haben.
    Harry fand heraus, wann sie Veranda und Terrasse fegte, und stellte sicher, dass er sich zur selben Zeit dort aufhielt. Je öfter er sie sah, desto hübscher erschien sie ihm. Er brachte, auf dem Bett liegend, Stunden damit zu zu überlegen, wie er
wieder ein Gespräch mit ihr anknüpfen und sie besser kennenlernen könnte.
     
    Als er eines Morgens das Foyer durchquerte, sah er Lidia am Empfang sitzen. Sie trug nicht mehr ihre Dienstmädchenuniform, sondern Bluse und Rock im westlichen Stil.
    Ermutigt durch ein Lächeln von ihr, trat er zu ihr und sagte: »Hallo. Sind Sie befördert worden?«
    »Ja.« Sie strahlte. »Jetzt helfe ich Madame in Büro und Rezeption. Außerdem habe ich neue Stellung bei Gästebetreuung. «
    »Wie schön!«, rief Harry aus. »Offenbar hat Madame Ihre Fähigkeiten erkannt.«
    »Es ist, weil ich Englisch und Thai spreche, und Madame kann Französisch. Wir sind gutes Team.« Ihre großen bernsteinfarbenen Augen blitzten. »Ich bekomme Lohnerhöhung, das freut meine Familie sehr. Die Bar eröffnet morgen Abend. Ich hoffe, es ist Ihnen recht: Ich sage Madame, dass wir Gast haben, der sehr gut Klavier spielt. Ich glaube, sie will später mit Ihnen darüber reden.«
    »Natürlich. Werden Sie auch da sein?«
    »Natürlich«, ahmte Lidia seinen Tonfall nach. »Bis bald, Harry.« Sie nickte und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
    Beim Frühstück auf der Veranda lächelte Harry aus Freude über diese unerwartete Begegnung mit Lidia in sich hinein. Wenn sie am folgenden Tag in der Bar war, spielte er. Für sie.
    An jenem Morgen ging es ihm körperlich so gut wie seit Jahren nicht mehr. Überdies regte sich eine Kraft in ihm, an die er sich aus der Zeit vor Changi nur vage erinnerte.
    Er nahm die Schönheit seiner tropischen Umgebung nun noch intensiver wahr als sonst. Alles, was er sah oder berührte,
hatte einen ganz eigenen Glanz. Er befand sich auf dem Weg der Besserung.
    Was bedeutete, dass er sich über seine Rückkehr Gedanken machen musste.
    Harry zündete sich eine Zigarette an und nippte an seinem Kaffee. Beim Verlassen von Wharton Park vier Jahre zuvor hatte er beruhigt sein können, sein Fehlverhalten Olivia gegenüber korrigiert zu haben. Ziemlich sicher hatte sie begriffen, was zwischen ihm und Archie vorgefallen war, und

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