Orchideenhaus
vernünftig.«
Elsie schob ihren Kummer beiseite. »Ich möchte Ihnen mit meiner Geschichte nicht die Freude verderben. Sie haben viel durchgemacht und verdienen diese gute Nachricht.«
»Danke, Elsie.« Olivia setzte sich auf, als Elsie ihr eine Tasse Tee reichte. »Vergiss nicht: Man darf die Hoffnung nie aufgeben. Im Leben regelt sich manches auf seltsame Weise von selbst, du wirst schon sehen.«
Olivia hatte sich gerade zum Schlafen hingelegt, als Harry an jenem Abend ins Zimmer kam, sich neben sie aufs Bett setzte und ihre Hände in die seinen nahm.
Schon das zweite Mal an einem Tag, dachte Olivia glücklich.
»Schatz, wenn du nicht zu müde bist, möchte ich dir von einer Idee erzählen«, begann Harry.
»Ich bin hellwach. Schieß los«, ermutigte Olivia ihn, die sich darüber freute, dass er sie an seinen Gedanken teilhaben ließ.
»Du weißt sicher, wie schlecht es finanziell gesehen um das Gut steht.«
»Ja. Bist du auf eine Möglichkeit gestoßen, wie man an zusätzliche Geldmittel gelangen könnte?«
»Ich glaube ja. In den wenigen Wochen, die uns geblieben sind, hat mein Vater mir beigebracht, wie man das Potenzial sowohl des Anwesens als auch der Menschen, die es bewirtschaften, steigern kann. Wir haben einen Mitarbeiter, der besondere Fähigkeiten zu besitzen scheint.«
»Und wer ist das?«
»Bill Stafford«, antwortete er, ohne zu zögern. »Ihm gelingen wirklich unwahrscheinliche Dinge im Gewächshaus. Er züchtet Hybriden aus den Orchideen, indem er sie miteinander kreuzt. Ich denke, wenn wir Bill ermutigen und unterstützen, könnten wir anfangen, die Pflanzen zu verkaufen!«
»Gute Idee. Wir müssten nicht viel investieren, bräuchten höchstens ein paar weitere Treibhäuser«, pflichtete Olivia ihm bei.
»Und einige ungewöhnliche Exemplare. Bill scheint über Geschick mit tropischen Gewächsen wie Orchideen zu verfügen. Ich habe ihm geraten, sich darauf zu konzentrieren. Er sagt, er muss sich mehr Wissen darüber aneignen. Also …« Harry kam zum Kern seines Plans, mit dem er hoffte, Olivia zu überzeugen. »… habe ich ihm vorgeschlagen, so bald wie möglich nach Asien zu reisen. Dort kann er sich über die Pflanzen in ihrer natürlichen Umgebung informieren und so viele Exemplare mit nach Hause bringen, wie er möchte, sozusagen als Grundstock.«
Olivia runzelte die Stirn. »Er wird doch nicht wieder dorthin fahren wollen? Bei all den schrecklichen Erinnerungen, die er an dieses Land hat? Könnten wir ihn nicht einfach zu einem Gartenbaukursus schicken? Zum Beispiel in Kew.«
»Es war Bills Idee. Er möchte sich spezialisieren, Fachmann und der Beste auf seinem Gebiet werden. Ich finde, wir sollten ihm die Chance geben«, drängte Harry, der wusste, wie viel von Olivias Zustimmung und Unterstützung abhing. »Schließlich hat er mir das Leben gerettet.«
»Wenn du das für das Beste hältst, musst du ihn losschicken. Bill scheint sowieso den größten Teil des Tages im Gewächshaus zu verbringen und seinem Vater die Pflege des Küchengartens zu überlassen. Ich bin im Moment nicht in der Lage, Jack zu helfen«, fügte sie hinzu. »Wir sollten für Bill jemanden einstellen, der die groben Gartenarbeiten verrichtet.«
»Prima. Das einzige Problem könnte Elsie sein. Sie wird ihren Mann nicht so schnell wieder ziehen lassen wollen.«
»Stimmt«, sagte Olivia.
»Hier bräuchte ich deine Hilfe, Schatz. Könntest du sie davon überzeugen, dass dies die große Chance für Bill ist, es zu etwas zu bringen?«
»Ich tue mein Bestes, aber sie wird nicht glücklich sein.«
»Schatz, Elsie verehrt dich. Ein Wort von dir und sie willigt ein, da bin ich mir sicher.«
Olivia errötete ob des seltenen Kompliments. »Ich sehe, was ich tun kann. Und was ist mit Bills Schiffspassage?«
»Ich habe mich bereits mit Sebastian in Verbindung gesetzt; er würde sich freuen, das für uns zu organisieren.«
»Tja, Schatz«, meinte Olivia, »du scheinst ja schon alles in die Wege geleitet zu haben.«
Als Bill Elsie von dem Plan erzählte, wurde sie wütend.
»Was? Du willst mich wieder allein lassen?«
Bill hatte Harry geschworen, Elsie den wahren Grund für seine Bangkokreise nicht zu verraten.
»Ich weiß, mein Schatz, aber ich glaube, ich kann wirklich
mit Orchideen umgehen, und ich will mehr über sie erfahren. Seine Lordschaft sagt, wenn es mir gelingt, ganz besondere zu züchten, die sich verkaufen lassen, soll es mein Schaden nicht sein. Ein paar Shilling mehr könnten wir
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