Ordnungszahl 120
hatte. Ich hatte ihm damals geholfen, nach China zu entkommen, da das im Interesse der GWA lag. In Indien war ein Verfahren gegen ihn eingeleitet worden, das allerdings auf meine Initiative zurückging. Kuang-Tsin hatte die wahren Hintergründe niemals erfahren und deshalb meine freundliche Hilfe dankbar in Anspruch genommen.
»Sind Sie davon überzeugt, daß er keinen Verdacht geschöpft hat? Wir hatten ihm damals wichtige Auskünfte über das Atomwerk in den Dsagar-Bergen zu verdanken.«
Der Alte schüttelte den Kopf.
»Ausgeschlossen, er kann es nicht wissen Erinnern Sie ihn an Ihre Hilfeleistung und versuchen Sie festzustellen, weshalb er das neuartige Element nach Asien bringen sollte. Ich glaube nicht, daß er ein Mitglied des Großasiatischen Geheimdienstes ist. Er dürfte als beratender Wissenschaftler an Bord des Mondschiffes gewesen sein.«
Der General drehte sich um und schritt auf die Tür zu. Bevor er den Raum verließ, gab er mir laut die Anweisung:
»Sie warten hier, Captain. Ich werde Sie später rufen lassen. Doktor Filus, unternehmen Sie alles, um den Mann wenigstens für einige Minuten zum Bewußtsein zu bringen.«
Nach diesen Worten tippte er flüchtig an seine Schirmmütze und entfernte sich.
Innerlich fluchend sah ich auf die zugleitende Tür. Dann richtete ich meine Blicke wieder auf die Arzte, die ihre Operation beendet hatten. Die Lebensfunktionen waren wiederhergestellt. Nun hing es allein vom Zustand des Gehirns ab, ob der chinesische Wissenschaftler noch einmal erwachte.
»Wie sieht es darin aus, Doktor?« fragte ich und deutete auf den Schädel des Chinesen.
»Nicht gut«, entgegnete der Chirurg ruhig. »Sie werden sich vorstellen können, wie das feine Gewebe auf den plötzlichen Blutüberdruck und den nachfolgenden Sauerstoffmangel reagiert hat. Ich bezweifle, daß er überhaupt noch einmal zu Bewußtsein kommt. In spätestens einer Stunde können wir die Geräte ruhigen Gewissens abschalten. Wenn er bis dahin nicht erwacht ist, besteht keine Hoffnung mehr.«
Ich trat vom OP-Tisch zurück und wartete voller Ungeduld. Der Sekundenzeiger meiner Uhr schien über das Ziffernblatt zu kriechen. Das gleichmäßige Arbeitsgeräusch der Geräte erschien mir so laut und aufdringlich wie das Dröhnen eines Preßlufthammers.
Aus den Augenwinkeln konnte ich beobachten, wie Dr. Filus glänzende Metallklammern um den Schädel des Verletzten legte. Gleich darauf begann der Enzephalograph zu arbeiten. Der breite Papierstreifen bedeckte sich mit verworrenen Kurven.
Interessiert trat ich näher und verfolgte, wie der Arzt konzentriert das EEG auswertete.
»Was ist, Doktor?« fragte ich erregt. Doch er sah kaum auf.
»Das Gehirn lebt und arbeitet«, murmelte er. »Da, sehen Sie! Alpha-, Beta- und Delta-Frequenzen, aber noch nicht zu entziffern.«
»Besteht die Möglichkeit, daß er zu sich kommt?«
»Es ist nicht ausgeschlossen. Natürlich kann ich Ihnen nicht genau sagen, welche Gehirnzentren noch einigermaßen gesund sind. Es sendet jedoch Mikrospannungen aus. Das elektrische Feld in seiner Umgebung kann gemessen werden. Wir werden nochmals Anregungsmittel in den Blutkreislauf geben.«
Er trat an das Snider-Münch-Gerät. Ich konnte erkennen, daß er dem Blutstrom einige Chemikalien zuführte. Es dauerte nur Minuten, bis die Kurven des Enzephalogramms deutlicher wurden.
Dr. Filus wartete noch fünfzehn Minuten. Nach dieser Frist teilte er mir mit:
»Er erwacht, Captain. Wahrscheinlich wird er sprechen können.«
»Kann er mich hören?«
»Ich nehme es an. Rechnen Sie jedoch nicht mit seinem Sehvermögen. Wünschen Sie, daß wir uns entfernen?«
Ich sah
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