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Organic

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Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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sich im Klang der Vibrationen und dem Kreischen und Hämmern der Anlage. Aber er flehte weiter zu dem Schatten über ihm, eine riesige Figur, die durch die Sonne in ihrem Rücken nur noch furchterregender wirkte. Dwights Schutzbrille war beschlagen, sein Schutzhelm längst in die Brühe unter ihm gefallen. Nur die Ohrenschützer ließen seine verzweifelten Schreie so klingen, als fänden sie nur in seinem Kopf statt.
    Als das Rohr auf Dwights Finger knallte, hätte er schwören können, dass die Knochen zersplitterten. Trotz des Schmerzes klammerte er sich an das Metall, aber dann konnte er sich einfach nicht mehr halten. Die letzte Kontrolle über seinen Körper verlor er, als das Rohr auf seinen Kopf niederging.
    Er spürte noch, wie sein Körper in der breiigen Masse versank. Dann verlor er allmählich das Bewusstsein. Er hörte, wie die vibrierende Masse ihn ganz einschloss, fast wie eine Meereswelle, die über ihm zusammenschlug. Zwischen dem Rostrot der schmierigen Brühe und dem Blau des Himmels erkannte er die großäugigen Hühnerköpfe um ihn herum.
    Dwight Lansik wusste nur zu gut, dass es eine Sache von Minuten sein würde, bis die Masse ihn nach unten gezogen hatte, ihn vollends verschluckte und ihn zu einem Teil seines eigenen Systems machte. Daher war er dankbar, als er das Bewusstsein endgültig verlor.
    Colin Jernigan lief durch die belebte Lobby des „Marriott Hotels“ und suchte nach einem ruhigen Ort zum Telefonieren, während das Handy in seiner Hosentasche vibrierte. Er lief an zwei müde dahinschleichenden Geschäftsleuten vorbei und wäre fast über die riesigen Koffer gestolpert, die sie hinter sich herzogen.
    „Ja?“, raunzte er dann ins Telefon. Keine Antwort. Er drängte sich vor durch die Drehtür, wo nicht mehr Gesprächsfetzen, sondern Motorengeräusche das Hören erschwerten, und versuchte angestrengt, etwas zu verstehen. „Noch mal, bitte.“
    „Der Termin wurde soeben abgesagt“, hörte er endlich eine männliche Stimme sagen.
    Es spielte keine große Rolle, dass er den Anrufer nicht kannte. Wenn der Mann seine Nummer hatte, dann war er auch für diesen Anruf autorisiert. Colin antwortete nicht. Das war auch gar nicht nötig, denn er hörte nur ein leises Klicken, dann das Freizeichen.
    Er steckte das Handy in sein Jackett. Er war weder überrascht noch enttäuscht, denn beide Reaktionen hatte er sich vor langer Zeit als nutzlos abgewöhnt. Trotzdem fanden seine Finger die goldene Krawattennadel, und er fuhr mit dem Daumen darüber wie über einen Glücksbringer, während er gleichzeitig mit einem Blick in eine spiegelnde Glasscheibe die Krawatte zurechtrückte.
    Er rieb sich die Augen und betrachtete sich. Er sah grauenhaft aus. Bald würde sein Haar viel zu früh vollständig grau sein. Seine breiten Schultern waren so zusammengesunken, dass er sie unwillkürlich straffte. Der prompt folgende Schmerz zeigte ihm, dass sein Haar vielleicht doch nicht vorzeitig grau wurde.
    Die Reise war ein Fehlschlag. Ein ganzer Tag für nichts. Er war nicht scharf darauf, seiner Chefin Bericht zu erstatten. Sie würde stinksauer sein, das stand jetzt schon fest. Für einen Moment dachte er darüber nach, wieso wohl Dr. Lansik in allerletzter Minute abgesagt hatte.
    Colin Jernigan zuckte die Schultern und sah auf seine Armbanduhr. Dann hielt er Ausschau nach dem Shuttle-Bus zum Flughafen. Wenigstens konnte er auf dem Heimflug ein wenig schlafen. Vielleicht war er ja sogar noch rechtzeitig zu den Elf-Uhr-Nachrichten zu Hause.

2. KAPITEL
    Freitag, 9. Juni
    Tallahassee, Florida
    Das Telefon riss Sabrina Galloway fast eine Stunde vor ihrem Wecker aus dem Schlaf. Sie schaltete ihn aus und stellte ihn wieder auf die Bettablage. Während sie sich ins Kissen zurücksinken ließ, hoffte sie, ihr Herz würde aufhören zu rasen und ihre Atmung sich wieder normalisieren.
    Aber was hatte sie denn erwartet? Immerhin hatte sie genau deshalb ihr ruhiges, vorhersehbares Leben in Chicago aufgegeben und war nach Tallahassee gezogen. Und schließlich hatte sie dem Krankenhaus ausdrücklich gestattet, sie zu jeder Tages- und Nachtzeit anzurufen. Aber trotzdem erschrak sie jedes Mal zu Tode, wenn das Telefon vor Sonnenaufgang klingelte.
    „Habe ich Sie geweckt?“
    Der Ton war immer derselbe – herrisch, unvermittelt und ohne jede Entschuldigung. Obwohl es jedes Mal eine andere Krankenschwester war, sagten sie doch alle ungefähr das Gleiche. Unter den häufigen Anrufen hatten ihre Manieren gelitten, was ihren

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