Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
Wasser strömte so schnell, dass er wohl auch im härtesten aller Winter nicht zufrieren würde. Selbst oberhalb der Weißwasserfälle passierte das nur selten, und dort führte der Fluss nicht einmal einen vierten Teil des Wassers. Und es würde mehr werden.
Weit im Osten, dort, wo Derok am Fuß der Berge lag, stand eine schwarze Wand am Horizont, dunkel und brütend wie eine Gewitterfront nach wochenlanger Sommerhitze. Nicht einmal die höchsten Gipfel des Gebirges waren von hier aus zu sehen. Wenn er danach ging, musste dieser Geistersturm verdammt groß werden. Krendar stellte fest, dass ihn fröstelte. Vielleicht ist Prakoshs Idee mit der Flussüberquerung doch nicht so blöd gewesen. Wir haben die Sümpfe hinter uns und müssen nicht hoffen, dass die Furten noch passierbar sind, wenn wir dort ankommen. Wenn uns das da im Sumpfland erwischt hätte …
Sein Gedankengang wurde durch die beiden Korrach unterbrochen, die sich rechts und links neben ihm postierten, um ebenfalls den Hang hinunterzupissen. Krendar warf den grauhäutigen Zwillingen irritierte Blicke zu. »Müsst ihr das hier machen?«
»Hier ist so gut wie überall«, stellte der Linke gleichmütig fest.
»Schöne Aussicht hier«, ergänzte der Rechte.
»Tatsächlich. Die Wolke dort drüben verstärkt das Bedürfnis …«
»… zu pissen um ein Vielfaches«, ergänzten sich die Brüder.
Krendar starrte zum Horizont und atmete langsam durch. »In Ordnung«, sagte er schließlich. »Was wollt ihr?«
»Wir wissen ja, dass du gerade beschäftigt bist …«
»Mit wichtigen Broca-Dingen und so …«
»… nicht zu vergessen deine neuen Sklaven.«
»Und Sekesh macht es dir ja auch nicht gerade leichter …«
Krendar knirschte mit den Zähnen. »Was wollt ihr?« Grimmig betonte er jedes Wort.
»Du solltest mit Modrath …«
»… über den Wald reden.«
Krendar runzelte die Stirn. »Welchen Wald?«
»Der vor uns liegt«, sagte der Rechte.
»Beziehungsweise gerade im Moment hinter uns«, korrigierte der Linke.
»Was?«
Die Korrach deuteten synchron mit den Daumen über die Schultern, und Krendar sah sich um. Hinter einer Reihe von Büschen, hohem Gras und dem gelegentlichen Nesselfeld begann ein verfilzter Waldrand, der von dornigen Büschen, Ranken und Schlingpflanzen zu einer fast massiven Wand verwuchert war. Natürlich wusste Krendar, dass er dort war, immerhin war so etwas kaum zu übersehen. Aber es war eben nur ein Wald. Zumindest bis jetzt. »Was ist damit?«
»Tja, Modrath sagt, es ist was damit.«
»Er hat’s sozusagen im Urin«, fügte der Rechte hinzu, und die Brüder kicherten.
Krendar stellte fest, dass er schon seit einigen Augenblicken fertig war, also packte er ein, verschnürte seine Hose und sah die Korrach an. »Sagt bloß, der Dicke hat jetzt auch schon Visionen.«
Die Brüder wechselten einen Blick. »Nein«, sagte der Linke dann. »Eine Geschichte …«
»… nach der du ihn fragen solltest, wenn du Zeit hast«, fügte der Rechte hinzu.
»Wenn diese Geschichte so wichtig ist, warum kommt er damit nicht zu mir?« Sobald die Worte seinen Mund verlassen hatten, ahnte Krendar die Antwort bereits.
»Wie lange kennst du Modrath …«
»… und uns schon? Zehn Tage? Fünfzehn? Du erwartest nicht im Ernst, alles über Modrath zu wissen, oder?«
Die Brüder sahen ihn an, und diesmal schien eine Spur Mitleid in ihren Gesichtern zu liegen.
Mitleid. Genau das, was ich im Moment am nötigsten brauche. Ein schöner Broca bin ich, dem von seinen Männern Mitleid entgegengebracht wird. »Es ist etwas, das Modrath Sorgen macht«, stellte Krendar fest.
»Ein Oger macht sich keine Sorgen«, widersprach der Rechte.
»Modrath macht sich Sorgen«, sagte der Linke. »Genau deshalb solltest du mit ihm reden.«
»Weil ein Oger nicht zu mir kommen wird, um mir zu sagen, dass er sich Sorgen macht«, ergänzte Krendar.
Die Zwillinge nickten.
Der junge Aerc seufzte. »Danke. Warum muss ich euch eigentlich alles aus der Nase ziehen?«
»Wo wäre sonst der Spaß dabei?« Der Rechte zwinkerte ihm zu, und die beiden marschierten davon.
Ich wette, mit Ragroth hättet ihr das nicht gemacht. Krendar schnitt eine Grimasse und sah ein letztes Mal über den Fluss. Aber ich bin ja nur der dumme Junge, der jetzt sein e Arbeit machen muss, weil euch der Broca fehlt. Nicht dass ich mich am Ende noch wie ein echter Broca fühle. Wo wäre sonst der Spaß dabei? Er wandte sich ab und ging zurück.
Der junge Anführer der Menschen unterhielt sich
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